Das adlige Gut Altfresenburg

Ein großzügiger, aber schlichter Bau, der sich dezent im Hintergrund des Gutshofes hält: Das klassizistische Herrenhaus von Altfresenburg wurde 1791 von Christian Friedrich Hansen geschaffen, dem selben Baumeister, der auch das Oldesloer Rathaus entwarf.

Ein Känguru als Wappentier

Auch ein altes Gut kann stilvoll mit der Zeit gehen. Wo einst die Ahlefeldts oder Buchwaldts ihre Gäste empfingen, stellt heute  * eine Importfirma edle Möbel aus, während draußen vor dem alten Torhaus moderne Landmaschinen knattern.

Bad Oldesloe-Altfresenburg - Wo ist es denn, das Herrenhaus? Von Bad Oldesloe her kommend sehen wir zunächst Wirtschaftsgebäude, dann linker Hand das lange prächtige Torhaus mit Türmchen, efeubewachsen, gebaut gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Dieses heute verschlossene Tor bildete den historischen Haupteingang zum Gut, ist aber noch nicht das Herrenhaus. Hindurch spähend sehen wir es im Hintergrund. Sind wir endlich, außen herum, näher heran gekommen, finden wir es großzügig gebaut, aber erstaunlich schlicht. Doch wir haben ein über 200 Jahre altes Herrenhaus auf einem der ältesten Güter in Stormarn vor uns: Altfresenburg.

Edle Stücke, ausgestellt in der historischen Ofen-Nische. Bernd-Henning Kuhlow (links) zeigt Udo Halenza eine stilvolle Uhr.

1791 wurde es im klassizistischen Stil fertig gestellt, im Auftrag des Kammerherrn Hugo von Buchwald. Entworfen hat es der dänische Baumeister Christian Friedrich Hansen, der 1783 als Landbaumeister bestellt wurde und 1804 auch das Oldesloer Rathaus baute. Altfresenburg war sein erster Herrenhaus-Bau in Holstein. Das Innere gestaltete er weniger spartanisch: Die Stuckornamente an Decken, Supraporten, Pilastern und Ofen-Nischen im großen Saal und einigen Räumen, bei denen Hansen vermutlich selbst mitwirkte, sind bemerkenswert.

Heute * gibt der historische Stuck den passenden Rahmen für edle Möbel und Accessoires. Mieter des Herrenhauses ist nämlich die Firma "Kangaroo", die solche Stücke aus aller Welt importiert, vor allem aus Indien und China, und an Fachhändler weiter vertreibt: Schränke und Lampen, Tische, Uhren, Keramik-Katzen, schmiedeeiserne Pavillons. "Wir achten beim Kauf von Holzartikeln auf nachhaltige Waldwirtschaft", betont Udo Halenza, der "Kangaroo" zusammen mit Bernd-Henning Kuhlow betreibt.

Im repräsentativen Saal des Herrenhauses stellt heute * die Firma "Kangaroo" importierte Möbel und Accessoires aus. Sie kommen hauptsächlich aus China und Indien.

Ein Verkaufsladen ist das Herrenhaus jedoch nicht, nur Ausstellungsraum und Büro. Inzwischen haben die Inhaber auch das Torhaus hinzu gemietet *. Draußen im Hof bildet eine andere Welt den Kontrast: Traktoren knattern, schwere Landmaschinen werden rangiert. Sie gehören zum Landwirtschaftsbetrieb des Gutseigentümers Martin Freiherr von Jenisch. Seine Familie besitzt Altfresenburg seit 1834. *

Die Geschichte des Gutes ist alt. Ursprünglich war dort eine mittelalterliche Burg, der Teich hinter dem Herrenhaus war vermutlich Teil einer befestigten Anlage. Der Name "Friesenburg" kommt wohl von friesischen Siedlern. Im 13. Jahrhundert werden ein Otto und ein Nicolaus "von Vresenborch" beurkundet, die wohl bereits ein Gut hier besaßen.

Im 16. Jahrhundert gelangte es an die berühmte Holsteiner Familie von Ahlefeldt. Bartholomäus von Ahlefeldt war es, der in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts dem Reformator Menno Simons auf seinen Ländereien Zuflucht bot. Die Mennokate - nicht weit entfernt - ist seine ehemalige Arbeitsstätte. Seine Anhänger, die Mennoniten, waren meist gute Handwerker und errichteten Salzsalinen, Kupferhämmer und Käsereien.

Heute * wohnt ein Känguru im Gutshof Altfresenburg, und es trägt sogar ein Junges in seinem Beutel. Doch wenn es sich auch noch so auf seine kräftigen Hinterbeine stellt, springen kann das Tier leider nicht. Das Maskottchen, das sich die Mitarbeiter der Importfirma "Kangaroo" zugelegt haben, ist nur aus Stroh.

1627 wurde das Gut verkauft an Hans von Buchwaldt zu Schadehorn, der 1637 auch Höltenklinken von den Rantzaus erwarb. Im wenige Kilometer entfernten Schadehorn bestand nämlich ebenfalls ein adliger Hof, der auf diese Weise mit Altfresenburg vereinigt wurde. Buchwaldt machte auch das bislang zu Altfresenburg gehörige Blumendorf zu einem selbständigen adligen Gut. Dieses ging jedoch, zusammen mit Höltenklinken, spätestens ab 1651 in andere Hände. Auch Altfresenburg sah in der Folgezeit mehrere Besitzer, zeitweise auch wieder einen Ahlefeldt und ab 1710 erneut einen Buchwald (ohne t), allerdings aus einem anderen, mecklenburgischen Familienzweig. Dessen Nachfahre Hugo baute das heutige Herrenhaus.

1834 erwarb es Martin Johann Jenisch, der bereits 1827 das Gut Blumendorf gekauft hatte und so beide Güter nach fast 200 Jahren wieder in einer Familie vereinigte, die zudem 1906 zu preußischen Freiherren wurden. Ein Nachfahre errichtete 1898 das Jagdhaus im Wald. Der heutige Eigentümer beider Güter ist * Martin Freiherr von Jenisch.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Herrenhaus - wie viele Landhäuser - zum Flüchtlingslager und baulich vernachlässigt. Mit Zuschüssen des Landes und des Kreises nahm man nach dem Krieg zunächst eine Außenrenovierung vor, erst 1977 kam es auch zu einer Renovierung der Innenräume, als eine Schulungsstätte einzog. Nun wohnt ein "Känguru" darin - aus Stroh.

Hinweis: * =  2016 wurde das Gut Altfresenburg an die Gut Altfresenburg GmbH & Co KG verkauft.

Das Gut Neufresenburg

Erdbeeren vom alten Vorwerk

Bad Oldesloe-Neufresenburg - In Neufresenburg befand sich ein Vorwerk des Gutes Altfresenburg. Dieses Verwalterhaus trägt das Wappen der Familie von Jenisch und die Jahreszahl 1855. Auch die beiden großen Scheunen gab es schon in den 1890er Jahren, die heutigen sind Wiederaufbauten nach diversen Kriegsbränden. Ab 1906 war die Familie Cornils Pächter auf dem Vorwerk, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kaufte es Hans Cornils. Heute ist es ein Obsthof, den sein Enkel Johannes Cornils bewirtschaftet.