04.07.2002

Großhansdorf: Park Tannenhöft mit Villa unter Denkmalschutz gestellt

Kürzlich hat das Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein den Landhauspark Tannenhöft in Großhansdorf mit seiner etwa 1908/1909 erbauten Villa in das Denkmalbuch des Landes eingetragen. Das teilte jetzt Stormarns Landrat Klaus Plöger der Presse mit.

Das Grundstück ist seit 1948 im Besitz des Instituts für Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft. Vorher gehörte es dem Hamburger Reeder und Schiffskaufmann George Henry Lütgens, der 1928 verstarb. Lütgens ließ für sich und seine Familie nach Plänen der bekannten Hamburger Architekten Johann Gottlieb Rambatz und Johannes Georg Wilhelm Jollasse ein repräsentatives Wohnhaus errichten, das sparsam mit Elementen des klassizistischen Jugendstils verziert wurde.

Das Büro von Rambatz und Jollasse existierte seit 1888 in Hamburg und hat zahlreiche Villen und Landhäuser, aber auch Geschäfts- und Kontorhäuser in Hamburg und im Umland gebaut. Das zum Garten gehörende Einfahrtstor an der Sieker Landstraße mit gemauerten Torpfosten und einem Eisengitter ist ebenfalls in zeittypischer Weise gestaltet und bis heute erhalten. In den Jahren 1967/68 wurde das Landhaus für Zwecke des Instituts im Innern leicht verändert, zeitgleich entstand das durch einen Gang mit dem Altbau verbundene neue Laborgebäude, das selbst aber nicht in den Denkmalschutz einbezogen wurde.

Der Landhauspark mit einer Größe von insgesamt 12 Hektar ist, wie das Landesamt in seiner Eintragungsurkunde erläutert, im spätlandschaftlichen Stil gestaltet. Es wurde nach einem Plan des Hamburger Gartenarchitekten Rudolph Jürgens (1850 - 1930) angelegt. Dieser nahm das vorhandene Bodenprofil des Geländes geschickt auf und ließ nur wenige künstliche Modellierungen vornehmen. Die geschwungene Wegeführung, seltene Bäume als Solitäre oder als Baumgruppen gepflanzt sowie Blickachsen mit einem Sichtenfächer in die Tiefe des Parks und in die umgebende Kulturlandschaft sind typisch für seine Gartenanlagen. Eine natürliche Quelle ergießt sich wie ein kleiner Wasserfall über eine „Rockery“ (Felsenpartie) in einen Teich. Westlich davon befindet sich ein heute verfallenes „Alpinum“, auf das früher eine Treppenanlage zu einem Aussichtspavillon führte, von dem man einen wunderbaren Blick auf das Landhaus und ins Auetal hatte. Der in einer ehemaligen Kiesgrube gelegene, ursprünglich geometrisch gestaltete Blumengarten südwestlich des Hauses wurde um 1920 von Henry Lütgens selbst in einen japanischen Garten mit fernöstlichen Gehölzen umgeformt.

Rudolph Jürgens war ein bedeutender Gartenarchitekt. Sein erster Wettbewerbserfolg war 1878 die Umgestaltung des alten barocken Husumer Schloßparks. In den folgenden Jahrzehnten schuf er eine große Zahl von Villen- und Landhausgärten sowie Gutsparks in Hamburg, Altona und deren Vororten, aber auch in der weiteren Umgebung.

Die besondere Bedeutung des Landhausgartens Tannenhöft liegt darin, dass der vermögende Besitzer Lütgens aufgrund seiner autodidaktisch erworbenen, bemerkenswerten Gehölzkenntnisse eine erstaunlich umfangreiche Baumsammlung anpflanzte. Dieses Arboretum entstand in den Jahren zwischen 1910 und 1924. Seine Bedeutung war so groß, dass die 1925 in Altona tagende Jahreshauptversammlung der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft Tannenhöft zu ihrem Exkursionsziel wählte und in ihren Mitteilungen eine achtseitige
Gehölzliste veröffentlichte.

Der Park befindet sich aufgrund der jetzt mehr als 50 Jahre währenden weit blickenden Nutzung durch die Bundesforschungsanstalt in einem außerordentlich guten Pflege- und Erhaltungszustand. Die Anlage stellt gleichermaßen ein bedeutendes kulturhistorisches als auch ein naturhistorisches Studienobjekt von großem öffentlichen Interesse dar. Der Landhausgarten bestimmt, wie Kreisbaudirektor Burkhard von Hennigs weiter erläuterte, mit den benachbarten Anlagen „Park Wulfriede“ und „Park Manhagen“, die allerdings nicht diesen guten Erhaltungszustand aufweisen, wesentlich das Erscheinungsbild der historischen Kulturlandschaft im Raum Großhansdorf-Ahrensburg.

Der Landhausgarten Tannenhöft ist darüber hinaus ein bedeutendes Zeugnis für die Gartenkunst aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Vom selben Gartenarchitekten Jürgens und aus der gleichen Zeit stammen auch der Landhausgarten „Forellenau“ in Witzhave und die letzte Überformung des Gutsparks in Blumendorf bei Bad Oldesloe. Damit weist der Kreis Stormarn, wie abschließend Landrat Plöger betonte, neben dem ehemaligen barocken Gutsgarten in Jersbek und einigen Landschaftsgärten des 19. Jahrhunderts, wie z.B. in Tremsbüttel und am Schloß Ahrensburg, auch drei wichtige Beispiele für die Gartenkunst des 20. Jahrhunderts auf.