11.07.2002

Abwasserreinigung in Stormarn kann sich national wie international sehen lassen

Die Abwasserbeseitigung in Stormarn steht auf soliden Füssen. Mit ca. 96% Anschlussgrad an zentrale Kläranlagen teilt sich der Kreis die Spitzenplätze in Europa mit der Schweiz und den Niederlanden. Stormarn wird dabei nur von den Niederlanden mit 98% übertroffen. Deutschland insgesamt liegt mit 92% im internationalen Vergleich auf Platz 5, das kleine Belgien liegt mit 38% weit abgeschlagen noch hinter den EU-Beitrittsländern Tschechische Republik mit 65 % und Polen mit 52%.

Insgesamt scheint Europa in der Abwasserreinigung in weiten Teilen noch ein Entwicklungsland zu sein. Und das nicht nur im Bereich der Beitrittskandidaten, sondern in den EU-Stammländern. Das hat jetzt der Europäische Rechnungshof aufgedeckt. Während u.a. Deutschland immer wieder wegen der verzögerten formellen Umsetzung der EU-Richtlinien an den Pranger gestellt und mit Sanktionen überzogen wird, sind andere EU-Länder zwar schnell bei der 1 : 1 Umsetzung aller Vorschriften in den jeweiligen Amtsblättern, nicht aber in
der Praxis.

So werden in Irland immer noch 50% der Klärschlämme im Meer versenkt, leiten Brüssel und Mailand ihre Abwässer ungeklärt ins Meer, sind in Griechenland zwei Lederfabriken aufgefallen, die ihre Abwässer ohne jede Klärung ins Meer einleiten, entspricht in Italien und Belgien fast jede zweite Anlage nicht den europäischen Vorschriften, sind selbst viele der neu gebauten Kläranlagen nicht voll funktionstüchtig, usw. Das ist nicht nur unter Umweltgesichtspunkten ein Skandal, sondern ist auch eine nachhaltige Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der Standorte, die ihre Wirtschaft mit den hohen Kosten einer modernen EU-konformen Abwasserreinigung belasten.

Trotz des ohnehin schon sehr guten Standards in Stormarn, der durch die regelmäßigen Überwachungen seitens der unteren Wasserbehörde immer wieder bestätigt wird, sind auch derzeit einige Gemeinden bemüht, ihre Reinigungsleistungen noch weiter zu verbessern. So gehen in den Gemeinden Großensee und Meddewade die Ausbauarbeiten an ihren Kläranlagen mit großen Schritten dem Abschluss entgegen. Dort sollen künftig noch mehr als bereits bisher die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser entfernt werden.

In der Gemeinde Klein Wesenberg wird ein Ausbau der Kläranlage aufgrund des starken Bevölkerungsanstiegs notwendig. Die Arbeiten dazu haben im Mai begonnen. Und auch in der Gemeinde Nienwohld soll noch in diesem Jahr der überfällige Umbau der Kläranlage realisiert werden, um eine weitere Entlastung des Alstereinzugsbereiches zu erreichen.

„Verglichen mit den oben geschilderten Missständen, verdienen unsere Gemeinden besondere Anerkennung, wenn sie ihre bereits heute guten Anlagen unter erheblichen finanziellen Anstrengungen noch weiter verbessern, während in der Europäischen Hauptstadt Brüssel auch weiterhin die Abwässer ungeklärt ins Meer fließen“, so der zuständige Mitarbeiter bei der Wasserbehörde Joachim Sauer.

Folgerichtig hat das Europäische Parlament in Straßburg jüngst die Europäische Kommission aufgefordert, gegen Mitgliedstaaten vorzugehen, welche die Umsetzung der Richtlinie über kommunales Abwasser nicht gesichert haben.