28.08.2002

Internationale Papierkunst-Ausstellung in Bad Oldesloe eröffnet

Ute Erdsiek-Rave eröffnete im Stormarnhaus in Bad Oldesloe die Internationale Papierkunst-Ausstellung „Paper Art“. Als Schirmherrin der Ausstellung betonte die Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, wie wichtig es sei, über den Tellerrand Europas weit hinaus zu schauen. Es verwundere sie nicht, dass bei der Paper Art 2002 die asiatischen Künstlerinnen und Künstler entscheidende Schwerpunkte setzen würden.

Landrat Klaus Plöger als Hausherr wies darauf hin, dass die „Kulturkarawane“ weiter durch Stormarn ziehe. Nachdem Teile der Ausstellung Paper Art bereits in der Trittauer Wassermühle und im Schloss Reinbek eröffnet worden seien, freute sich der Landrat des Kreises Stormarn, nun in der Kreisverwaltung und im historischen Rathaus der Stadt weitere Spitzenwerke zum Thema Papier sehen zu können.

Dr. Sylvina Zander von der Kulturabteilung der Stadt Bad Oldesloe charakterisierte in ihrer Einführung die künstlerischen Anliegen und Handschriften der 13 ausstellenden Künstlerpersönlichkeiten.

Die größten Formate sind im Foyer des Gebäudes F, Mommsenstraße 14, direkt neben dem Bahnhof in Bad Oldesloe, zu sehen.

Wilhelm Morat aus Titisee-Neustadt im Schwarzwald baut aus Zeitungen übermannsgroße Papierstelen, die eine Höhe von 3,00 bis 3,40 m erreichen. Der Koreaner Eun-Soo Park schichtet farbiges Transparentpapier zu großen fahnengleichen Papierbahnen. Die in Tokio geborene Akiko Tomikawa thematisiert die Transparenz und Leichtigkeit mit 7,00 m langen aus Leinen und geschöpftem Papier vorhangsgleichen Bahnen, die wie Regentropfenbahnen von der Decke über zwei Geschosse tief herunterhängen. Für den Koreaner Dong-Jo Yoo ist das Thema „Kulturtransfer“ der Schwerpunkt. Bücher sind für ihn der Eintritt zu und der Austritt von anderen Kulturen und ebenso versteht er Schiffe als Träger von kommunikativen Botschaften zwischen verschiedenen Kulturen. So schuf er eine Rauminstallation von ungezählten aufgeschlagenen Büchern, deren Mittelseite herausgerissen wurde und zu einem Papierschiff gefaltet ist. Für ihn bedeutet das geöffnete Buch eine Apokalypse als symbolisches Wortbild, das durch das gefaltete, in die Mitte des Buches gelegte Papierschiff symbolisch bekräftigt werden soll.

Im Erdgeschoss zum Foyer des Stormarner Kreistages, Mommsenstraße 11/ Ecke Reimer-Hansen-Straße, sind die Papierarbeiten von zwei Künstlerinnen aus der Schweiz aufgebaut:

Die Genferin Elisabeth Jobin zeigt ihre Arbeit „Mountains are our earth“. Sie selbst sagt: „My Work „Mountains“ is a symbol for the Swiss Mountains.“ Indem sie die majestätische Größe der schweizerischen Bergwelt auf ein handliches Format verkleinert und zudem durchlöchert und in dem leicht zerbrechlichen Material Papier gestaltet, gibt sie auf ironische und humorvolle Art ein breites Spektrum von kritischen Assoziationen zum Umgang mit den Alpen. Die Bernerin Ursula Leuenberger geht mit ihren experimentellen Werkarbeiten den Spuren des Borkenkäfers nach oder lässt sich von den geschöpften Rohmaterialien zu körbchengleichen Bodeninstallationen inspirieren. Kristine Kautz, aus Gladrow in Mecklenburg, beschäftigt sich mit Heinrich Heines Deutschlandbild „Ein Wintermärchen“. Zu collagenhaften Zeichnungen auf organischen Stoffen setzt sie auf kleinen bemalten Steinstelen aus Papier geformte Köpfe. Hinzu kommt ein Künstlerbuch, das - auf einen Sockel frei gestellt - herausgehoben ist.

Im Treppenhaus zum Obergeschoss des Foyers zum Kreistagssitzungssaal zeigt die Künstlergruppe IOU eine Auswahl von Ausdrucken des computergeschaffenen „Endlosbildes“. Seit 5 Jahren gestaltet das Team der drei Künstlerinnen, aus Österreich Traude Pichler, aus der Türkei Zahide Grossmann und aus Hamburg Johanna Pape, gemeinschaftlich Bilder, wobei sie das Medium Papier nutzen, um die Bilder für andere erlebbar zu machen. Hauptthema des „Endlosbildes“ ist das unerschöpfliche Abbild des Gesichtes und des Menschen.

Von atemberaubender Kraft ist in ihrer Stille die Installation von Cornelia Konrads aus Bad Münder „Was der Fall ist“. Die drei Objekte aus Gips, Papier und Reis schweben über Sockeln. Über leeren Schalen scheinen Reishaufen zu schweben und sind gleichsam in ihrem Schwebezustand erstarrt. Je nach Lichteinfall, Nah- und Fernperspektive sowie Hintergrund, entfalten sie Momente der Irritation oder des verlängerten Augen-Blicks. Cornelia Konrads sagt selbst zu ihrer künstlerischen Arbeit: „Ein Element im Raum widerspricht seiner Zuordnung und wirft den ordnenden Blick auf sich selbst zurück. Es scheint so, als wäre es immer schon da gewesen und zugleich so, als könnte es in jedem Moment wieder
verschwinden oder sich verändern.“

Auf der Basis von phantastischen Zeichnungen, die Fiktion und Wirklichkeit zusammenbinden, baute der Kanadier Edward Pien seine große Papierinstallation. Mittelalterlichen Monstern gleiche Teufelgestalten bevölkern eine im Durchmesser rund 3,50 m kreisrunde, feuerrote Papierbahn, die eine Höhe von 2,50 m erreicht. Auf den von Knitterspuren durchfurchten Oberflächen reflektiert und bricht sich das Licht vielfältig. Tunnelgleich wird der Blick durch kleine Öffnungen freigegeben auf Zeichnungen und Farblichtspiele. Der Betrachter oder die Betrachterin kann beim Umrunden des Objektes immer neue Gucklöcher und Guckfallen entdecken. Dazu ist es notwendig, sich zu recken, in Augenhöhe zu
schauen oder auch in die Knie zu gehen. Diese spielerische Entdeckungsfreude ist verbunden mit großem Variationsreichtum der zeichnerischen und farbigen Ausdrucksmöglichkeiten.

Die Gestalten bewegen sich im Zwischenreich von Fabel, Mythologie und Horror-Zeichentrickfiguren. So entsteht die Imagination einer völlig eigenen Bildwelt zwischen Realität und Horrortraumwelt.

Im historischen Rathaus der Stadt Bad Oldesloe, Markt 5, sind die Arbeiten von drei Künstlerpersönlichkeiten zu sehen. Der Kieler Ulrich Behl zeigt minimalistische Papierkunstobjekte, vornehmlich aus weißen bespannten, auf einer Holzkonstruktion hergestellten Objekten, die streng geometrisch und regelmäßig proportioniert sind. Konkret inszeniert werden die vielfältigen Erscheinungsformen des Lichts. Aus Hardegsen, Süd-Niedersachsen, stammt Ulrike Anna Schwartz. Auch sie verbindet das Papier mit dem Licht, setzt dabei jedoch auch künstliches Licht in Form von elektrischen Lampen ein. Oftmals wird noch zusätzlich das Papier leicht gefärbt, bemalt, beschriftet oder auch gewachst. So erzielt sie ganz unterschiedliche Lichtwirkungen beim Einsatz ihrer auf minimalistischen Grundvorstellungen basierenden Arbeiten. Insbesondere mit dem Einsatz des Lichtes beabsichtigt sie, eine Wirkung von Stille und Ruhe zu erzielen.

Die Initiatorin und Kuratorin der Ausstellung, die 1947 in Korea geborene Young-Ja Bang-Cho, verwendet für ihre Papierarbeiten verschiedene Grundstoffe: essbares Papier ebenso wie aus Maulbeerbüschen geschöpftes Papier oder handgedrehte Papierhüllen für Zigaretten. Häufig beschriftet sie diese kleinen Miniaturstücke mit Lyrik von deutschen oder koreanischen Dichtern. Inspiration und Intuition aus dem Material heraus sowie traditionelle Kalligrafie des asiatischen Kulturkreises verbindet sie so mit Einflüssen ihrer neuen westlichen Lebenswelt.

Der zur Ausstellung von der Kulturstiftung der Sparkasse Stormarn herausgegebene Begleitkatalog, 144 Seiten stark, stellt alle 53 Künstlerinnen und Künstler mit brillanten Farbfotos auf jeweils einer Doppelseite vor. Im Anhang finden sich die Kurzbiografien mit Porträtfotos sowie eine Anschriftenliste der ausstellenden Künstlerpersönlichkeiten. Der Katalog ist in der Ausstellung zum Preis von 18,00 EUR erhältlich.

Dauer der Ausstellung: Bis 22. September 2002.
Öffnungszeiten: Historisches Rathaus, Markt 5, Bad Oldesloe,
Mo. bis Fr. 08.00 bis 12.00 Uhr
Do. 14.30 bis 17.00 Uhr

Stormarnhaus, Kreisverwaltung:
Mommsenstraße 14 (Gebäude F),
Bad Oldesloe,
Mo. bis Fr. 09.00 bis 17.00 Uhr

Stormarnhaus, Foyer zum Sitzungssaal des Stormarner Kreistages, Mommsenstraße, Ecke Reimer-Hansen-Straße,
Do., Fr. und So. 15.00 bis 18.0 Uhr
und nach telefonischer Vereinbarung,
Tel. 04531/160 - 448
(Kreiskulturreferent Dr. Johannes Spallek)