09.06.2005

Die eigene Identität kleiner Gemeinden im Hamburger Umland

Tagung der Stormarner Archivare in Oststeinbek

Zur Jahrestagung der Stormarner Archivare am 8. Juni 2005 begrüßte der Gemeindearchivar Oststeinbeks Karlheinz Schmidt 12 Kollegen aus den Städten, Ämtern und Gemeinden sowie vom Landesarchiv Schleswig-Holstein und dem Kreis Stormarn im Bürgersaal des Rathauses.

Das Kreisarchiv, das seit 1948 zu diesen Tagungen einlädt, hat die Gemeinde gewählt, weil zum einen seit Inkrafttreten des Landesarchivgesetzes für die Kommunen im Jahr 2000 dort vorbildliche Aufbauarbeit für ein Archiv geleistet wurde und zum anderen weil Oststeinbek in diesem Jahr sein 750jähriges Jubiläum feiert.





























hintere Reihe (v.l.n.r.): Dr. Johannes Spallek (Kreisarchiv Stormarn), Dr. Wulf Pingel (Landesarchiv Schleswig-Holstein), Oliver Mesch (Gemeindearchiv Trittau), Karsten Krauth, Manfred Holzgreve (Kreisarchiv Stormarn), Peter Wagner (Stadtarchive Reinbek und Glinde);
vordere Reihe (v.l.n.r.): Erika Hoffmann (Gemeindearchiv Großhansdorf), Neidhardt Poedtke (Amtsarchiv Nordstormarn), Gerlinde Rieck (Amtsarchiv Bargteheide), Karlheinz Schmidt (Gemeindearchiv Oststeinbek), Stefan Watzlawzik (Kreisarchiv Stormarn), Marlen von Xylander (Stadtarchiv Norderstedt), Dr. Karin Gröwer (Stadtarchiv Ahrensburg).

Bürgermeister Karl-Heinz Mentzel begrüßte die Gäste sehr herzlich auf Platt. In seinem Rückblick auf das Archiv stellte er sehr deutlich fest, wie sich seine Sichtweise von einer zusätzlichen Belastung der Gemeinde durch Verwaltungsvorschriften zu einem identitätsstiftenden Dienstleistungsbetrieb gewandelt hat. „Die Wurzeln der Gemeinde müssen im Blick behalten werden“, so Mentzel. Inzwischen ist es ein fester Bestandteil der Gemeinde geworden.

Die Tagung dient dem Erfahrungsaustausch und der Fortbildung. Die Präsentation der Archive im Internet war einer der ersten Punkte auf der Tagesordnung. Dipl.-Archivar Stefan Watzlawzik vom Kreisarchiv Stormarn: „Es wird von den Archiven heutzutage als selbstverständlich erwartet, dass wir im Internet zu finden sind, mindestens mit wichtigen Informationen wie Adresse und Öffnungszeiten.“

Im Hauptthema, dem Aufbau kleiner Gemeindearchive, stellte Gemeindearchivar Schmidt beispielhaft Oststeinbek vor. Der Ehrenamtler arbeitet sehr zielgerichtet aber auch vielfältig, um die historischen Quellen nicht nur zu sichern und zu erschließen, sondern auch zum Sprechen zu bringen. Ihm ist die Herausgabe der „Ortskundlichen Blätter“ zu verdanken, die jetzt mit 4.500 Stück pro Ausgabe zu einem echten Sammlerobjekt geworden sind.

In der anschließenden sehr lebhaften Diskussion wurden verschiedene Vorgehensweisen besprochen. In den wenigsten Fällen sind mangelnde Finanzen das Problem. Auch ganz kleine aber sinnstiftende Projekte wie die Benennung von Straßen nach historischen Bezügen, können scheitern, wenn die Politik nicht zu überzeugen ist. Insgesamt ist allerdings eine durchaus positive Bilanz zu ziehen, dass die Funktion und die Leistungsbereitschaft vieler Archive immer mehr geschätzt werden.

Nach dem Mittagessen führte abschließend Karlheinz Schmidt durch die Gemeinde. Dabei wurde sehr deutlich wie sich der Charakter innerhalb der letzten 50 Jahre gewandelt hat: von einer bäuerlichen Gemeinde zu der heutigen mit großstädtischer Terrassenwohnanlage, die die größte in Deutschland sein soll. Aber es gibt auch noch den Kirchstieg – einen Feldweg der seit fast 800 Jahren unverändert besteht.

Kreiskulturreferent und Leiter des Kreisarchiv Dr. Johannes Spallek zeigte sich sichtlich zufrieden mit der Tagung. „Archive formieren das öffentliche Gedächtnis und tragen zu Identitätsstiftung bei. Insofern sind sie unverzichtbar, denn Stormarn wächst jährlich um 2000 Neubürger“, so Spallek.