29.01.2007

Jugendprojekt Eltern auf Probe - Mit einem Baby fahren sie zur Schule

Seit 2006 bietet pro familia Stormarn das Präventionsprojekt Eltern auf Probe in Kooperation mit der AIDS- und Sexualberatungsstelle vom Fachdienst Gesundheit des Kreises an. Und die Nachfrage ist groß. Vom 30. Januar bis 2. Februar 2007 läuft es an der Hauptschule in Zarpen. Das Elternpraktikum ist gedacht für Jugendliche ab 15 Jahren. Zwei bis vier Tage und Nächte schlüpfen Mädchen und Jungen in die Rolle der Eltern.

Mit so genannten Säuglingssimulatoren - ein computergesteuertes Medium aus den USA (RealCare Baby) - erleben sie den realistischen Alltag mit einem Baby. Sie versorgen es allein oder zu zweit eigenverantwortlich und erfahren hautnah, was es bedeutet, rund um die Uhr für ein Kind da zu sein. Das Computerbaby ist mit dem Tages- und Nachtrhythmus eines drei Monate alten Kindes programmiert. Es muss gefüttert, gewickelt, geschaukelt werden, kann zufrieden glucksen und aufstoßen. Wie bei einem Neugeborenen muss der empfindliche Halsbereich gestützt werden. Es reagiert auf Vernachlässigung, starkes Schütteln und grobe Behandlung. Die Elektronik zeichnet alle Vorgänge der Elternsimulation auf.

auf dem Foto: Der RealCare Baby Säuglingssimulator

Die Jugendlichen bleiben sich aber nicht selbst überlassen. Das Projektteam, die Sexualpädagogin Claudia Tiedemann und ihr Kollege Günther Frank, begleiten sie intensiv in Gruppen- und Einzelgesprächen. Dabei geht es um die Bedeutung von Erziehung und Elternverantwortung, um Bedürfnisse von Kindern und Eltern, um die Problematik von Schwangerschaften Jugendlicher, um Partnerschaft, Familie und Lebensformen.

Viele Anforderungen, die ein Kind mit sich bringt, werden bei diesem Projekt deutlich. Lernen durch eigenes Erleben ist die Konzeptidee. Die sozialen Kompetenzen Jugendlicher und junger Erwachsener in Bezug auf Lebensplanung und Übernahme von Verantwortung als Eltern sollen frühzeitig gefördert werden. Erziehung und Elternschaft gehören zu den grundlegenden und verantwortungsvollsten Aufgaben einer Gesellschaft. Überforderung und Unwissenheit führen nicht selten zu Lebenskrisen, Kindesvernachlässigung und Gewalt.

Ziel des Projekts ist die Prävention vor unreflektierten Lebensentscheidungen und Schwangerschaften Jugendlicher, vor Gewalt gegen Kinder, Vernachlässigung und Misshandlung. Jugendliche haben ein großes Bedürfnis nach Orientierung. Sie entwerfen Lebenspläne, ohne zu wissen, welche Anforderungen sie mit sich bringen und wie diese bewältigt werden können. Das Projekt soll hier Unterstützung bieten.

Es ist als Ergänzung zur bisherigen sexualpädagogischen Arbeit in Schulen gedacht. pro familia und die AIDS- und Sexualberatungsstelle reagieren damit auch auf die steigende Zahl ungewollt schwangerer Teenager und minderjähriger Mütter.