06.07.2007

Student erarbeitet Examensarbeit im Kreisarchiv über das „Oldesloer Wochenblatt“

Praktikant Karsten Krauth am Mikrofilm-LesegerätIm Kreisarchiv Stormarn konnte Karsten Krauth seine Magisterarbeit vorstellen. Der Titel der wissenschaftlichen Arbeit lautet: „Das Oldesloer Wochenblatt und die Schleswig-Holstein-Frage. Die Berichterstattung in einer holsteinischen Regionalzeitung von 1839 – 1870“.

auf dem Foto:
Praktikant Karsten Krauth am Mikrofilm-Lesegerät


Dr. Johannes Spallek, der Leiter des Kreisarchivs Stormarn betonte, dass Karsten Krauth mit der wissenschaftlichen Untersuchung zum ersten Mal die Rolle des Oldesloer Wochenblattes in der aktuellen politischen Auseinandersetzung näher untersucht hat.

Im bürgerlichen Demokratisierungsprozess, insbesondere im Kampf für die politische Meinungsfreiheit gegenüber politischer Zensur der Obrigkeit, bekam das Recht auf freie Berichterstattung und politische Kommentierung immer stärkere Bedeutung. Das Oldesloer Wochenblatt wurde von dem Verleger Julius Schüthe (1814 – 1890) im Jahr 1839 gegründet. Es erschien wöchentlich und entwickelte sich aus kleinen Anfängen zu einer beachtlichen Auflage von 500 Stück in den 1860er Jahren. Damals hatte Oldesloe etwa eine Einwohnerzahl von 2.500 Menschen.

Karsten Krauths Studie belegt, dass das Oldesloer Wochenblatt sich schnell von einem traditionellen „Intelligenzblatt“ zu einer politischen Zeitung entwickelte. In der nationalen Frage nahm das Wochenblatt zunächst im bürgerlich liberalen Sinne Partei für die Schleswig-Holstein-Frage bei Hinteranstellung von dynastischen Interessen. Zeitweilig trat es sogar für eine Teilung der Herzogtümer Schleswig und Holstein ein, um so Holstein enger an den neu zu bildenden deutschen Nationalstaat anbinden zu können. „Das Oldesloer Wochenblatt war keineswegs ein unbedeutendes Lokalblatt“ zieht der junge Forscher Resümee. Es war politisch informierend aktiv und spielte eine meinungsbildende Rolle bei der heiß diskutierten Schleswig-Holstein-Frage.

Im Einzelnen gibt die Studie Auskünfte über die konkreten Bedingungen der Berichterstattung, so über die lange Zeit geltende Vorzensur durch den Oldesloer Bürgermeister im Amtsgefüge der dänischen Verwaltung. Die dichte Aktenüberlieferung im Stadtarchiv Oldesloe ermöglichte eine ausführliche Darstellung wie die Zensur konkret gehandhabt wurde. Deutlich wird, dass der Oldesloer Bürgermeister als Zensor wegen seiner toleranten Amtsführung des öfteren in Konflikte mit seiner übergeordneten Behörde geriet.

Die Magisterarbeit wurde an der Universität mit „sehr gut“ bewertet. Sie entstand im Anschluss an ein Berufspraktikum im Kreisarchiv Stormarn. Im Kreisarchiv Stormarn arbeiten seit 2005 wissenschaftliche Praktikanten, die von Diplomarchivar Stefan Watzlawzik betreut werden. Im Rahmen des Praktikums erhalten sie eingegrenzte, zielgerichtete Aufgaben, die sie eigenständig bearbeiten können. Darüber hinaus werden sie über Arbeitsabläufe eines Kommunalarchivs informiert und erhalten Einblicke in die verschiedenen Aufgabengebiete des Kreisarchivs wie z.B. Altakten übernehmen, erschließen, Pressearbeit, Vorbereitungen von Tagungen etc.
Gleich nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums wird Karsten Krauth ab August 2007 als Wissenschaftlicher Volontär im Unternehmensarchiv der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank arbeiten.