04.10.2007

Buchpräsentation „Die Geschichte des Gutes Jersbek von 1588 bis zur Gegenwart“

Landrat Klaus Plöger und Kreiskulturreferent Dr. Johannes Spallek stellten zusammen mit dem Verfasser, Dr. Dr. Axel Lohr, das neue Buch zur „Geschichte des Gutes Jersbek“ vor. Es ist in der Schriftenreihe der Stormarner Hefte erschienen und ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Die Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse Holstein ermöglichte durch eine großzügige finanzielle Förderung den Druck des Buches, das im Wachholtz Verlag, Neumünster, erschien.

„Mit diesem Buch“ freute sich Landrat Klaus Plöger „ist ein weiteres interessantes Stück der Stormarner Geschichte erforscht“. Kreiskulturreferent Dr. Johannes Spallek betonte, dass das jetzt vorliegende Buch an das vorangegangene Stormarner Heft Nr. 23 anknüpft, das verfasst von Dr. Angela Behrens ein anderes Stormarner Gut, nämlich das adlige Gut Ahrensburg in der Zeit von 1715 bis 1867 behandelt.

Titelbild Stormarner Heft 24Dr. Axel Lohr wurde mit seinen Forschungen zu Jersbek inclusive Gut Stegen am Historischen Seminar der Universität Hamburg promoviert. Er hob hervor, dass das Gut Jersbek 1588 aus der Erbteilung des Guts Borstel entstanden ist und mehr als 400 Jahre überwiegend im Erbgang im Eigentum von nur 6 Familien blieb.

Als bedeutende Jersbeker Gutsherren beschreibt Dr. Axel Lohr die streitbare Witwe Anna von Buchwaldt, die die Alstergerechtigkeit des Gutes Stegen gegenüber der Stadt Hamburg durchgesetzt und die Güter durch die schweren Zeiten des 30-jährigen Krieg geführt hat.

Herausragend waren auch der erfolgreich wirtschaftende Hans-Adolf von Buchwaldt, der das heute noch vorhandene Torhaus sowie die Armen- und Schulhäuser errichtete, der prunk- und kunstliebende Bendix von Ahlefeldt, der den heute noch in Grundstrukturen erlebbaren prachtvollen Jersbeker Barockgarten anlegte, der verstandesscharfe Jurist und Freimaurer Paschen von Cossel, der die Leibeigenschaft aufgehoben hat und dessen Grabstätte im Wald des Parkes als Privatfriedhof vor einiger Zeit wieder hergestellt wurde, sowie der kultivierte und in seiner Gesinnung patriarchalische Theodor Graf von Reventlow, der sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der schleswig-holsteinischen Umbruchphase politisch hervortat.

Aufgrund ihrer rechtlichen Privilegien und der großen fast unkontrollierten ökonomischen Machtbefugnisse der Gutsherrschaft nach innen, waren die adligen Güter nicht nur in Schleswig-Holstein praktisch kleine autonome Bezirke. Dies gilt gerade für die Zeit der ausgeprägten Gutsherrschaft, beginnend im 16. Jahrhundert und gesteigert und verschärft für die nachfolgenden Jahrhunderte bis ins 19. Jahrhundert.

In Stormarn gab es z.B. im Jahre 1806 neben dem Gut Jersbek weitere 15 adlige Güter. U.a. gehörten dazu die Güter Ahrensburg, Fresenburg, Nütschau und Tralau, ebenso wie Blumendorf, Grabau, Hoisbüttel oder Wandsbek. Auch im heutigen Kreis Stormarn war die Gutsherrschaft damals weit verbreitet, die Geschichte des Gutes Jersbek steht hierfür beispielhaft.

Die Forschungsarbeit von Dr. Lohr erarbeitet anhand der reichhaltigen, bisher unerschlossenen Quellen den Mikrokosmos eines adligen Gutes in Schleswig-Holstein über vier Jahrhunderte. „Der Schwerpunkt der Arbeit“, so Dr. Spallek, „ist damit zwar örtlich focussiert auf eine kleinräumliche Einheit, auf die allerdings die historischen politischen Kräfte und Strömungen der jeweiligen Epochen treffen. So kommt es zu den Wechselwirkungen auf die jeweiligen Protagonisten.“

Das neue Buch vermittelt eine lückenlose Reihe der Gutsherren auf Jersbek in einer biografischen Genauigkeit und in einem bisher einmaligen Überblick. Gleichzeitig beschreibt das Buch auch die soziale Binnenstruktur des Gutes, z.B. die Rolle der Gutsherrschaft als Konpratron für die Sülfelder Kirche oder ihre Verantwortung für soziale Einrichtungen, namentlich für das Gutsarmenhaus und für die Schulen im Gutsbezirk.

Auch die Bewirtschaftung der Hof- und Dorffelder durch die Leibeigenen, der Wälder, die Bedeutung der Verpachtung von Ländereien für die Gutswirtschaft sind thematisiert. Die Verwaltung des Gutes zur Zeit von Paschen von Cossel wird aufgrund der guten Quellenlage besonders ins Licht gerückt. Schließlich behandelt das Buch auch die gesellschaftlichen und rechtlichen Umbrüche nicht nur im Zeitalter der französischen Revolution und der Aufklärung bis hin zur Aufhebung der Leibeigenschaft, sondern auch in der preußischen Zeit.

Das Buch ist reich mit Bildern versehen, die minutiös die verschiedensten inhaltlichen Aspekte illustrieren.
„Dieses schöne Buch“, so Landrat Klaus Plöger, „wird sicher nicht nur in Stormarn einen großen Interes¬sentenkreis und eine gute Resonanz finden“.

Daten zum Buch:
Stormarner Heft Nr. 24, Dr. Axel Lohr - Die Geschichte des Gutes Jersbek von 1588 bis zur Gegenwart
423 Seiten, reich bebildert mit 184 Abbildungen, erschienen im Wachholtz Verlag, Neumünster 2007
gefördert von der Kulturstiftung der Sparkasse Holstein, 29,80 €, im Buchhandel erhältlich.