31.10.2007

AIDS- und Sexualberatungsstelle wird 20 Jahre

Ohne Dings kein BumsDer kurze historische Abriss der Entwicklung der Beratungsstelle über zwei Jahrzehnte zeigt, dass die AIDS-Thematik trotz vieler Erfolge in der Vergangenheit künftig vielleicht erst in ihrer umfassenden Dramatik deutlich werden wird.

Mitten in der großen AIDS-Hysterie der 80ger Jahre des letzten Jahrhunderts sollte die Aufklärung zu dem Thema nicht nur über die Medien, sondern auch persönlich erfolgen. Auch der HIV-Antikörpertest sollte bundesweit und wohnortnah angeboten werden. Denn es gab Hochrechnungen, die zu beweisen schienen, dass AIDS auch in Deutschland große Teile der Bevölkerung töten würde. Es sollte eine umfassende Präventionsstrategie etabliert werden, bei der die Effekte der Aufklärung durch die Massenmedien durch die persönliche Beratungsarbeit vor Ort effizienter gemacht werden sollten.

So bekam das Gesundheitsamt Stormarn, wie jedes Gesundheitsamt in der damaligen BRD, für vier Jahre eine „AIDS-Fachkraft“, welche über Mittel des Bundesgesundheitsministeriums finanziert wurde. Angesichts der Brisanz des Themas stockte der Kreis auf und stellte zum 1. 11. 1987 die Ärztin Dr. Michaela Gleußner und den Diplom-Psychologen und Psychoanalytiker Günther Frank für die zu begründende AIDS-Beratungsstelle ein. Da der 1. 11. auf einen Sonntag fiel, begann die Arbeit am 2. 11. 1987.
Um bevölkerungsnah arbeiten zu können wurden neben der Beratungsstelle im Gesundheitsamt Bad Oldesloe zwei Nebenstellen im Gesundheitsamt Reinbek und in Ahrensburg eingerichtet.

Rasch wurde klar, dass in der Einzel- und Paarberatung in der Beratungsstelle wie auch in der Gruppenarbeit und der aufsuchenden Beratung das Thema Sexualität im Vordergrund stand, was nicht verwunderlich ist angesichts der Tatsache, dass der Erreger von AIDS, HIV, meistens bei eindringendem Sexualverkehr weitergegeben wird.

So war es nach wenigen Jahren folgerichtig, die Beratungsstelle auch auf das Thema Sexualität zu zentrieren und in „AIDS- und Sexualberatungsstelle“ umzubenennen.

Ebenso folgerichtig war die enge Kooperation mit den pro familia – Beratungsstellen in Ahrensburg und Bad Oldesloe, welche bis zum heutigen Tag sehr erfolgreich vor allem im Bereich der Arbeit mit Schulklassen und der Fortbildung von anderen Berufsgruppen fortgeführt wird.

Als Dr. Michaela Gleußner die Beratungsstelle verließ, stellte der Kreis die Ärztin Gisela Staack ein, welche seither in der Beratungsstelle mitarbeitet.

Über die Jahre ist es um das Thema AIDS gefährlich ruhig geworden. Die schlimmsten Befürchtungen sind in Deutschland nicht eingetroffen und viele glauben, dass die Gefahr vorbei ist. Hinzu kommt, dass es seit 1996 eine recht gut wirkende Chemotherapie gegen HIV gibt, die bei vielen Betroffenen den Ausbruch von AIDS verzögern kann. Diese Medikamente heilen jedoch nicht und müssen, auch bei zum Teil schweren Nebenwirkungen, lebenslang eingenommen werden, was vielen Menschen nicht klar ist.

Diese Ruhe um das Thema ist möglicherweise trügerisch, wie die seit 2005 deutlich steigenden Zahlen der HIV-Diagnosen andeuten. Auch die rasche Ausbreitung von HIV in Osteuropa und das Massensterben an AIDS in einigen afrikanischen Ländern zeigen die Dringlichkeit einer funktionierenden und kontinuierlichen Präventionsarbeit deutlich auf.

Die mit HIV infizierten oder an AIDS leidenden Menschen sind noch immer verschiedenen Formen der Diskriminierung ausgesetzt, so dass sie ihre Infektion zum Beispiel am Arbeitsplatz häufig verschweigen, um nicht einer schwer abzuschätzenden, oft unerträglichen Ablehnung ausgesetzt zu sein.

Nur kontinuierliche Aufklärung kann die unkontrollierbare Verbreitung von HIV begrenzen. In der globalisierten Welt mit ständig steigendem Ferntourismus und immer häufigeren Geschäftsreisen ist der lange Atem der Prävention die einzige Möglichkeit, gegen AIDS zu arbeiten.

Die wichtigste Botschaft hat sich seit 1987 nicht verändert:
Kondome schützen sicher vor einer Ansteckung mit HIV!

Die Beratungsstelle ist von Montag bis Freitag erreichbar:

Günther Frank, Tel.: 04531 160494; mail: g.frank@kreis-stormarn.de
Gisela Staack, Tel.: 04531 160287; mail: g.staack@kreis-stormarn.de

Beratung und HIV-Test, auch in Ahrensburg und Reinbek, nach Anmeldung.
Alle Beratungen sind gebührenfrei, Kostenbeitrag für den HIV-Test: 5,10 €