21.11.2007

Freie Bahn für den Fischotter im Kreis Stormarn

Fachbereich Umwelt startet wichtiges Artenschutzprojekt.

Der Fachbereich Umwelt der Kreisverwaltung startet ein Projekt zur Förderung der Ausbreitung des streng geschützten Fischotters. Mit den ersten Maßnahmen wurde heute an der Norderbeste in Südwesten von Bad Oldesloe begonnen. Die Initiative ist Bestandteil des Leitprojektes „Blaues Metropolnetz“ in der Metropolregion Hamburg, zu der der Kreis Stormarn gehört. Das über drei Jahre angelegte Projekt ist Bestandteil länderübergreifender Maßnahmen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen. Im Kreis Stormarn werden nach aktuellem Planungsstand bis Ende 2009 ca. 170.000€ in Naturschutzmaßnahmen investiert. Die Summe kommt zu 88% aus einer gemeinsamen Projektförderung der Metropolregion Hamburg, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der Hanseatischen Natur- und Umweltinitiative sowie aus der Umweltlotterie Bingolotto. Die restlichen 12% steuert der Kreis Stormarn als Eigenanteil weitestgehend aus naturschutzrechtlichen Ausgleichsmitteln bei. Umgesetzt werden in vorgegebenen Regionen Maßnahmen an Fließgewässern, die vor allem den Fischotter wieder bei uns heimisch machen sollen und seine Ausbreitung fördern. Gleichzeitig werden Maßnahmen entwickelt, die Möglichkeiten des Naturerlebens und damit auch der Naherholung verbessern oder neu schaffen.

Die fachlichen Grundlagen für das Projekt wurden in den vergangenen Jahren durch die Aktion Fischotterschutz in Hankensbüttel erarbeitet:

Für gute Gewässerqualität und natürliche Gewässerstrukturen ist der Fischotter eine sehr wichtige Leitart. Wo er sich wohlfühlt, finden auch eine Vielzahl anderer zum Teil bedrohter Tiere und Pflanzen einen geeigneten Lebensraum. Gerade der Metropolregion Hamburg kommt eine zentrale Rolle bei der Vernetzung der Kernpopulationen des Fischotters in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Dänemark sowie der Einzelvorkommen in Schleswig-Holstein zu. Entsprechendes haben wissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahre ergeben. In einer von der Metropolregion geförderten ersten Projektphase wurden anhand fachlicher Kriterien sogenannte Ausbreitungskorridore ermittelt, in denen Maßnahmen zur Unterstützung der seltenen Tierart sinnvoll sind. Dabei hat sich herausgestellt, daß besonders im Kreis Stormarn ein erfolgversprechendes Potential für wirksame Maßnahmen gegeben ist.

Konkret geht es vor allem um die Sicherung ausreichender, nur extensiv genutzter Randstreifen an den Gewässern, die Schaffung geeigneter Brückendurchlässe sowie die Modifizierung einzelner Maßnahmen der Gewässerunterhaltung und –entwicklung. Gleichermaßen sollen auch Möglichkeiten des Naturerlebens und der praxisnahen Umweltbildung durch die Einbindung von Schulen und Vereinen erfolgen. Die Umsetzung der Maßnahmen soll möglichst in räumlich engem Zusammenhang und nicht punktuell verstreut erfolgen. Nur so wird die angestrebte Durchgängigkeit der Gewässer kreis- und landesübergreifend erfolgreich entwickelt.

Die ersten Maßnahmen starteten jetzt an der Norderbeste bei Höltenklinken und an der Beste südlich Goldberg.























Blick auf die Anlage von Bermen zur Anpflanzung von Gehölzgruppen


Landwirt Rüdiger-Konrad Knapp stellt für einen knapp 2 Km langen Uferrandstreifen an der Norderbeste Land zur Verfügung, das für die kommenden 25 Jahre über eine Nutzungsvereinbarung nach naturschutzfachlichen Vorgaben extensiv bewirtschaftet wird. „Ich sehe die Vorteile dieses Projektes für die Natur und eine gute Kooperation mit der Landwirtschaft,“ so der Landwirt, Jäger und Naturfreund Knapp.
Gleichzeitig werden am Gewässer kleine Bermen eingebaut und Anpflanzungen vorgesehen, um neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen und dem Fischerotter durchgängige Wandermöglichkeiten zu sichern. Die Maßnahme an der Beste im Bereich Goldberg finden auf Gelände der Stadt Bad Oldesloe statt, die die Maßnahme auf diese Weise unterstützt. Gustav Stoffers, Vorsteher des Gewässerpflegeverbandes Norderbeste, der diese Maßnhamen vor Ort überwacht, sieht keinerlei Konflikte zu seinen Aufgaben bei der Gewässerunterhaltung. „Ich unterstütze das Projekt nachdrücklich, denn es bringt Nutzen für die Umwelt und beeinträchtigt die notwendige Gewässerunterhaltung nicht. Und wenn der Otter eines Tages den Bisam vertreibt, ist dies für uns doppelter Nutzen,“ so Verbandsvorsteher Stoffers.

Klaus Graeber, Pädagoge an der Oldesloer Theodor-Mommsen Schule, wird den umweltpädagogischen Teil des Projektes betreuen: „In diesem Jahr laufen die fachlichen Vorbereitungen für praxisnahe Unterrichtseinheiten vor Ort mit meinen Schülerinnen und Schülern. Draußen am Gewässer kann ich am Beispiel der Lebensweise des Fischotters die Bedeutung der Fließgewässerökologie für den Naturhaushalt ausgezeichnet in den Unterricht einbringen. Die hier entwickelte Unterrichtseinheit kann später auch anderenorts eingesetzt werden, um den Schülern die Wichtigkeit eines nachhaltigen Umganges mit unser Natur zu vermitteln,“ so Graeber.

Die Gesamtkoordination aller Teilprojekte in den einzelnen Kreisen obliegt Karsten Borggräfe von der Aktion Fischotterschutz in Hankensbüttel. Von dort wurde das Projekt wissenschaftlich fundiert entwickelt. „Zusammen mit den Akteuren vor Ort wird durch das Projekt ein Netz aus lebendigen Gewässerachsen für den Fischotter und die Menschen in der Metropolregion Hamburg entwickelt. Natur muß erlebbar sein, wenn wir sie schützen wollen,“ so Borggräfe.

Joachim Schulz, Fachdienstleiter Naturschutz, hat das Projekt im Kreis initiiert und vorbereitet: „Das Projekt ist eine hervorragende Chance, wichtige Naturschutzmaßnahmen voran zu bringen. Dabei setzen wir konkret auf die Akzeptanz der Akteure vor Ort und verordnen nichts „von oben herab“. Auch für diese Strategie, die nah am Bürger umgesetzt wird, ist der Fischotter von positiver Symbolkraft. Das Ganze ist nützlich für die Natur, die Region und die Menschen vor Ort und noch dazu wirtschaftlich für den Kreis, kurzum: ein absolut nachhaltiges Projekt.“

„Ich freue mich über den schnellen Start dieses Projektes“, so der für Umwelt zuständige Fachbereichsleiter Hans-Gerd Eissing. „Wir tun damit etwas für den praktischen Naturschutz in Stormarn und fördern gleichzeitig die Strukturentwicklung des ländlichen Raumes. Dies ist eine gute Sache, die uns bei einem über drei Jahre verteilten Investitionsvolumen von derzeit ca. 170.000,-€ höchstens 10.000,-€ an eigenem Aufwand verursachen wird.“























Von links: Klaus Gräber, Hans-Gerd Eissing, Susanne Rademaker, Rüdiger Knapp, Erwin Posern, Emil Lienau, Waltraud Bielenberg