03.01.2008

Klimawandel – Was können wir hier vor Ort tun?

Was wir hier in der Metropolregion Hamburg tun können, um dem Klimawandel vorzubeugen und die Folgen zu managen, ist Thema einer öffentlichen Veranstaltung, zu der der Umwelt- und Kleingartenausschuss des Kreises Stormarn einlädt: Am Freitag, den 11. Januar 2008, ab 16:00 Uhr, im Kreistagssitzungssaal, Mommsenstr. 13 in Bad Oldesloe, gegenüber dem Bahnhof. Die Veranstaltung mit international anerkannten Klimaforschern wie Prof. Dr. Graßl vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg und Dr. Müschen vom Umweltbundesamt legt den Fokus auf praktische Handlungsalternativen vor allem für die Kreise, Kommunen und Bürgerinnen und Bürger der Region.

Im Pressegespräch mit den 4 Kreistagsfraktionen und der Kreisverwaltung zu dieser Initiative wurde begrüßt, dass der Klimaschutz mittlerweile eine herausragende Bedeutung im öffentlichen Bewusstsein erlangt hat. Die Ergebnisse von Bali zeigen, wie mühsam gemeinsame Ziele und die internationale Zusammenarbeit an diesem globalen Thema erarbeitet werden müssen. Sie lassen aber auch erkennen, dass seit den Aussagen des vierten UN-Weltklimaberichts zum Klimawandel und seinen Folgen weltweit Zukunftsprogramme zum Klimaschutz aufgestellt werden. Auch Kreise und Kommunen sind von den Klimaänderungen unmittelbar betroffen und sie sind bedeutsame Akteure für einen effizienten Klimaschutz.

Der Kreis Stormarn hat ein Klimaschutz-Programm von 1996, das 2002 fortgeschrieben wurde. Inhalte sind kurz- und langfristige Klimaschutz-Ziele, eine Analyse der Ausgangssituation und Maßnahmenvorschläge für eine Umsetzung.

Vor einer Fortschreibung dieses Programms hat der Umwelt- und Kleingartenausschuss fraktionsübergreifend beschlossen, nähere Informationen über die neuen Prognosen zum globalen Klimawandel und die regionalen Auswirkungen einzuholen.

Da Kommunen und Kreise der Region hier in einem Boot sitzen, um Klimafolgen zu managen und diese durch Klimaschutz-Maßnahmen gering zu halten, wurde eine öffentliche Veranstaltung gewählt, zu der alle Stormarner/innen und insbesondere auch die Vertreter/innen von Städten und Gemeinden eingeladen sind.

Wir können zu den Verlierern beim Klimawandel gehören oder aber zu den Gewinnern, die aktiv verändern und gestalten. Teurer und risikoreicher ist nichts tun und abwarten. Mit diesem Fazit geht Hamburg den Klimaschutz offensiv an und setzt auf eine breite Mitwirkung in der Metropolregion, in der Stormarn schon Vorreiter beim Klimaschutz ist.

Das Klimaschutz-Programm des Kreises Stormarn setzt bei den Zielen vor allem auf eine Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen (CO2-Emissionen) im Bereich Verkehr und Energie und auch auf eine Vergrößerung der natürlichen Kohlenstoffsenken in natürlichen Ökosystemen wie Wäldern, Mooren, Feuchtgebieten. Umgesetzt wurde das in ganz verschiedenen Handlungsfeldern:
  • Energie

  • Verkehr

  • Nachhaltige Beschaffung

  • Wirtschaft

  • Naturschutz sowie Land- und Forstwirtschaft

  • Abfallwirtschaft

  • Boden und Grundwasserschutz

  • Wasserwirtschaft

  • Unterstützung der Städte, Ämter und Gemeinden

  • Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Bildung

  • Bürgerbeteiligung

So verfolgt der Kreis beispielsweise seit vielen Jahren eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) mit Bürgerbeteiligung,

  • hat zuerst die Anbindungen im Norden Stormarns optimiert,

  • hat sich dann für die Entwicklung des durchgehenden Fahrscheins in Bus und Bahn eingesetzt -heute im SH-Tarif und im HVV umgesetzt

  • hat die Ausweitung des Hamburger Verkehrsverbundes (auf den gesamten Kreis) beschlossen mit einer Verbesserung der Grundversorgung

  • hat sich entscheidend für die Elektrifizierung und damit die kommende halbstündige Taktfrequenz der Bahn nach Hamburg und Lübeck eingesetzt,

  • verfolgt die Anbindung weiterer Teile des Kreises an Hamburg per S-Bahn.

Für eine Entlastung der Straßen und damit eine Reduktion der CO2-Emissionen aus dem Verkehr

  • werden außerdem kontinuierlich die Radwege ausgebaut,

  • wurde ein Radverkehrskonzept mit Bürgerbeteiligung aufgestellt,

  • wurde die Beteiligung am Pendlerportal beschlossen,

  • werden Projekte umgesetzt, die ein Umdenken und klimaschonendes Verhalten fördern wie die Kindermeilenkampagne in Grundschulen und Kindergärten, die auch die z.T. gefährliche Verkehrssituation vor diesen Einrichtungen entschärfen hilft;

  • hat der ÖPNV Vorrang bei Dienstreisen der Kreisverwaltung.

Wie man auch bei diesem Handlungsfeld sehen kann, ist der Kreis nur in Einzelfällen direkt zuständig, so dass die Handlungsfelder

  • Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Bildung,

  • Unterstützung der Städte, Ämter und Gemeinden und

  • Bürgerbeteiligung

ein ganz besonderes Gewicht bekommen.


Im Falle der Maßnahmen im Verkehr haben alle Planungen bisher von der Bürgerbeteiligung profitiert. Ein Dank gilt z.B. den Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Verkehr“ des Runden Tisches, die mittlerweile am Streckenbeirat Hamburg-Lübeck teilnehmen und den Mitgliedern der AG „Fahrradfreundliches Stormarn“, die mit ihren vielfältigen Erfahrungen und Vor-Ort-Kenntnissen die Konzepterstellung wesentlich erleichtert haben.


Beim Handlungsfeld Energie hat die Kreisverwaltung


  • die Wärmeversorgung auf Fernwärme aus einem Blockheizkraftwerk umgestellt und

  • zur Verbesserung des Nutzerverhaltens ein Energie- und Wassersparsparprogramm "Öko-smart-Programm" und "Öko-Schulprogramm" mit externer Unterstützung durchgeführt,

  • ein 50:50-Programm zum Energie- und Wassersparen mit den Schulen in Kreisträgerschaft begonnen

  • sowie zuletzt 2007 eine Energie-Olympiade für die Kreismitarbeiter organisiert.

Die Maßnahmen haben insgesamt zu einer erheblichen Reduktion der CO2-Emissionen beim Wärmeeinsatz geführt, zwischen 1987 und 2000 in einer Größenordnung von mehr als 23%. Die fortschreitende technische Ausstattung der Arbeitsplätze (EDV) hat dagegen im gleichen Zeitraum den Strombedarf ansteigen lassen. Eine Reduktion ist in Zukunft aber auch hier zu erwarten, weil

  • die Ersatzgeräte stromsparender sind, z.B. Flachbildschirme,

  • Igel-Arbeitsplätze anstelle der Einzelplatz-PCs eingerichtet werden,

  • die Anzahl der Geräte in der Kreisverwaltung z.B. der Drucker reduziert wird zugunsten stromsparender Etagendrucker mit Arbeitsplatzzugang.

Im Handlungsfeld Energie ist aber die Kreisverwaltung selbst natürlich nur ein kleiner Teil. Um wirksam Klimaschutz zu erreichen, sind die Bürgerinnen und Bürger gefordert, ihren Strom- und Wärmebedarf zu reduzieren. Das liegt auch im eigenen Interesse bei den steigenden Kosten, scheitert aber vielfach an Unkenntnis und den hohen Sanierungskosten, die aber wiederum gefördert werden können. Genau auf dieses Problem zugeschnitten gibt es einige erfolgreiche Projekte aus dem Fachbereich Umwelt des Kreises:

  • Die Veranstaltungen zum Tag der Erneuerbaren Energien, mit Fachvorträgen zu energetischer Sanierung und dem Einsatz erneuerbarer Energien, der begleitenden Messe der Kreishandwerkerschaft und den Führungen zu privaten Anlagen in Betrieb für den Erfahrungsaustausch;

  • das vielgenutzte Beratungsangebot vor allem zu Fördermöglichkeiten für energetische Sanierung und erneuerbaren Energien und die Internetseite des Kreises mit allen Links dazu;

  • die Informationstermine zu Förderung und Energieeffizienz bei den Städten und Gemeinden im Kreis in Zusammenarbeit mit Kreishandwerkerschaft und Energieberatern

  • und nicht zuletzt eine Öffentlichkeitsarbeit, die möglichst die aktuellen Änderungen in der Fördersituation und die Folgen für die Interessenten aus Stormarn aufgreift.

Die Veranstaltungen vor Ort waren regelmäßig überfüllt und die gute Nutzung des Beratungsangebots beim Kreis zeigt, dass schon sehr viele Stormarner diesen besten Beitrag zum Klimaschutz leisten und geleistet haben: Energieverbrauch und Heizkosten senken durch intelligente Wärmedämmung und die Nutzung von erneuerbaren Energien wie Sonne oder Erdwärme. Im Endeffekt tun wir damit auch etwas für den heimischen Markt und unsere Arbeitsplätze.


Die aktuellen Gesetzesänderungen des Bundes zum Klimaschutz werden gerade bei der Wärmeerzeugung und beim Wärmebedarf viel ändern in den nächsten Jahren. Dazu gehören z.B.


  • Der Entwurf für ein Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG), welches Gebäudeeigentümer verpflichten soll, ihre Wärmeversorgung zum Teil mit erneuerbaren Energien zu bestreiten. Das geplante Gesetz soll dazu beitragen, den Anteil erneuerbarer Energien für die Heizung, Warmwasserbereitung und Erzeugung von Kühl- und Prozesswärme bis zum Jahr 2020 auf 14 Prozent zu erhöhen.

  • Die geplante Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG), mit dem eine wichtige Voraussetzung dafür geschaffen wurde, dass der Ausbau der kommunalen Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) fortgesetzt werden kann.
    Vorgesehen sind Zuschlagszahlungen für Strom aus neuen sowie aus modernisierten KWK-Anlagen. Die bisherige Fördersystematik wird fortgesetzt und zusätzlich soll auch der Neu- und Ausbau von Wärmenetzen gefördert werden.

  • Die geplante Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) mit dem Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bis 2020 „auf mindestens 25 bis 30 Prozent und danach kontinuierlich weiter zu erhöhen“. Es ändert sich z.B. die jährliche Absenkung der Vergütungen (Degression) bei Biomasse, Windenergie und solarer Strahlungsenergie, wobei die 20 Jahre Vergütungsdauer bleiben.

Auf der Veranstaltung am 11. Januar wird die weltweite Klimaänderung und ihre regionale Auswirkung von Prof. Dr. Hartmut Graßl vom Max-Planck-Institut für Meteorologie gezeigt. Dr. Müschen vom Umweltbundesamt stellt Möglichkeiten vor, hier vor Ort Klima zu schützen und gleichzeitig die Klimafolgen zu managen und Sven Schnack von der Sparkasse Holstein wird einen Einblick in die Potentiale der Region geben.


Mit diesen Grundlagen kann die Diskussion um Stormarns Weg zum Klimaschutz viele gute Ergebnisse bringen, die in die künftige Politik einfließen können.


"Es bleibt viel zu tun – packen wir es an. Mit den Informationen vom 11. Januar wird uns das gemeinsam gelingen." ist das gemeinsame Credo der 4 Kreistagsfraktionen zum Klimaschutz.


Für weitere Fragen besonders zu Fördermöglichkeiten steht Isa Reher vom Fachbereich Umwelt Montags bis Mittwochs in der Kreisverwaltung unter 04531-160-637 bereit. Die Internetseite des Kreises Stormarn (www.kreis-stormarn.de) bietet unter dem Suchbegriff "Energiesparförderung" außerdem viele Links zu Förderprogrammen.