10.03.2008

Ausstellung in der Wassermühle: Malte Urbschat - Should I stay or should I go

Der GoldfuxDie Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse Holstein lädt am 20. März 2008, um 19.00 Uhr, zur Abschlussausstellung des Jahresstipendiaten Malte Urbschat ein. Die Ausstellung mit dem Titel „should I stay or should I go“ wird in der Galerie der Trittauer Wassermühle bis zum 06. April 2008 gezeigt. Zur Eröffnung spricht Kreiskulturreferent Dr. Johannes Spallek, der zugleich kultureller Geschäftsführer der Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse Holstein ist.
auf dem Foto:
Malte Urbschat: Der Goldfux

Malte Urbschat, geb. 1972 in Kellinghusen, ist der 16. Jahresstipendiat. Er studierte von 1998 bis 2005 an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Bekannt geworden ist er u. a. durch die Teilnahme an Ausstellungen in Hamburg, Berlin, Boston, Frankfurt a. M., Nagasaki, London, Madrid, Manila, St. Petersburg, Turin und Venedig.

Malte Urbschats künstlerisches Spektrum, so Dr. Johannes Spallek, reicht von Zeichnung über Collage, Skulptur, Installation bis zum Video. „Seine modellhaften Entwürfe, die eigene Bezugssysteme bilden, fordern assoziative Vernetzungen vom Betrachter.“

Malte Urbschat erforscht Informationen und Ereignisse auf seine eigene Weise. Sein künstlerischer Ursprung liegt in der Zeichnung und ihre Übersetzung in den Raum. Er bezieht das Material für seine Collagen, Skulpturen und Installationen aus der Alltagswelt.

Should ILamettafäden, Wolle, Glitter, Sprühlack, Klebeband und Leergut sind elementare Bestandteile seiner raumgreifenden Installationen. In seinen Arbeiten spiegelt sich die Auseinandersetzung mit kulturellen Mythen, verschwörerischen Theorien und vermeintlichen Wahrheiten wider.

Die Abschlussausstellung „should I stay or should I go“ thematisiert Spekulationen über Angst und Sicherheit, Träume und Wünsche, die sich in sonderbaren Objekten materialisieren. Die Ausstellung zeigt rätselhafte Figuren, wie die „Füchse“ oder die „Große Angsteule“, die zwischen Lamettacollagen, Malereien, monochromen Flächen, Zielscheiben, Traumfängern und fragilen Absperrungen wie stille Wächter sitzen, die ein geheimes Wissen innezuhaben scheinen.

auf dem Foto:
Malte Urbschat: Should I

Die Materialien, die Malte Urbschat verarbeitet, sind der Alltagswelt entnommen. Gewohnte kulturelle Insignien, die ständig in unsere Wahrnehmung dringen, wie Glanzpapier, Silberfäden, Klebeband, Neonfarben, Plastik, Plexiglas oder auch Wolle finden neue Verwendung.

Die Ausstellung in Trittau
Malte Urbschats Ausstellung „should I stay or should I go“ ermöglicht einen Blick auf die Arbeiten, die während seines Jahresaufenthaltes in Trittau entstanden sind.
In den Räumen der Wassermühle arrangiert er die wichtigsten Arbeiten des vergangenen Jahres, die „Große Angsteule“, die „Füchse“, „seems like it shines“, „The Sheriff Project“ und „Lucid Dreaming“.

In der alten Wassermühle warten rätselhafte Geschöpfe, die Urbschat scheinbar in den Wäldern der Umgebung aufgespürt hat. Das erste Wesen ist die „Große Angsteule“, eine Skulptur, die speziell für die Trittauer Ausstellung entstanden ist. Die Eule ist traditionell bekannt als eine mystische Figur, einerseits gilt sie als Symbol für Weisheit und Erhabenheit, andererseits wird ihr in vielen Kulturen die Funktion eines Unglücksboten bzw. Hexenvogels angedichtet. Die überdimensionale Größe und die riesigen Augen der „Großen Angsteule“ lassen sie bedrohlich als auch beschützend wirken. Sie sitzt in der Diele der Mühle und lässt Unsicherheit aufkommen, ob man den Ort verlassen soll.

Der FüxegipfelDie „Füchse“ wurden erstmals im Sommer des letzten Jahres anlässlich der Ausstellungsreihe „Peripherie“ der Galerie für Landschaftskunst gezeigt. Malte Urbschat hatte sich für seine Ausstellung „bis hierher und nicht zurück“ eine hügelige Wiese in der Hahnheide bei Trittau ausgesucht, die von zahlreichen Jagdhochsitzen umgeben ist. Auf dieser Lichtung arrangierte er ein Gipfeltreffen, eine verschwörerische Sitzung, in der die Füchse sich im Kreis scheinbar verständigen.

auf dem Foto:
Malte Urbschat: Der Füxegipfel

Der Fuchs steht in kulturellen Überlieferungen für ein Symbol der „Schlauheit“, „Ausgefuchstheit“ und Überlegenheit. Urbschats Füchse muten an wie stille Wächter, die ein geheimes Wissen innezuhaben scheinen. Sie stehen als Beobachter und Bewacher zugleich innerhalb und außerhalb der jeweiligen Situation.

Um Spekulation und unglaubliche Wahrheiten geht es in „The Sheriff Project“, ein Komplex aus Arbeiten, der für eine Ausstellung im SPIEGEL Kulturflur im Frühjahr 2008 entstanden ist. In dieser künstlerischen Arbeit sind Verschwörungstheorien und deren Glaubwürdigkeit der Forschungsgegenstand. Heikle Informationen über die Organisation des zukünftigen zivilen Lebens weisen darauf hin, dass hochtechnologische Waffen militärischen Ursprungs verstärkt für zivile Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen eingesetzt werden sollen.

Ein Beispiel für diese Entwicklung ist das „Project Sheriff“ der US-amerikanischen Rüstungskonzerne aus dem Jahre 2004. Urbschat entwirft in seinem „The Sheriff Project“ Skulpturen, Mobiles, Lamettafolien und Collagen, die die Wirkung, Erscheinung und Auswirkung nicht-tödlicher Waffen spekulativ aufgreifen.

Lucid DreamingDie Lackbilder aus der Reihe „seems like it shines“ sind für die Ausstellung „shines like never before“ in einer Hamburger Galerie entstanden. Diese Malerei ist nur vordergründig als solche lesbar, da sie von Urbschat als Zeichnung verstanden wird.

Die Lamettazeichnungen und der Traumfänger aus der Arbeit „Lucid Dreaming“, die im letzten Jahr im Kunstverein Braunschweig in der Ausstellung „Um-kehrungen“ gezeigt wurden, werden ebenfalls in der Ausstellung in der Trittauer Wassermühle zu sehen sein.

auf dem Foto:
Malte Urbschat: Lucid Dreaming

Die kulturelle Bedeutung von Traum und Wünschen wird in „Lucid Dreaming“ thematisiert. In den Folien sind fragile Materialien in verschiedene Konstellationen eingefroren, um den Zustand am Morgen zu beschreiben, in dem sich menschliches Traum- und Wachbewusstsein überkreuzen. Der luzide Traum ist gleichsam ein Phänomen wie auch eine erlernbare Technik, die in Kunst, Wissenschaft und Forschung studiert und angewandt wurde.

Dauer der Ausstellung: 20. März bis 06. April 2008
Eröffnung: 20. März 2008, 19.00 Uhr
Eröffnungsrede: Dr. Johannes Spallek, Kreiskulturreferent/kultureller Geschäftsführer
Veranstaltungsort: Trittauer Wassermühle, Am Mühlenteich 3, 22946 Trittau
Geöffnet: samstags und sonntags, 11.00 bis 18.00 Uhr
zusätzlich am Ostermontag, 11.00 bis 18.00 Uhr

Die Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse Holstein gibt zur Ausstellung einen begleitenden Katalog heraus.