Praktikanten, Ehrenamtler, 1€-Jobber: Tagung der Archivare
In diesem Jahr trafen sich die Stormarner Archivare und Gäste von außerhalb am 14. Mai in der Kreisstadt. Nachdem Kreisarchivleiter und Kreiskulturreferent Dr. Johannes Spallek die Tagung eröffnet hatte, begrüßte der Bürgermeister der Stadt Bad Oldesloe, Tassilo von Bary, die zahlreichen Tagungsteilnehmer. Er erläuterte, dass für die Stadt Bad Oldesloe das Stadtarchiv neben der Funktion der Bewahrung und Vermittlung der Stadtgeschichte seit dem Spätmittelalter insbesondere wichtige Funktionen im Bereich der Rechtssicherung übernimmt.
auf dem Foto: Stormarner Archivare im Stadthaus Bad Oldesloe
In der „aktuellen Stunde“ wurden Projekte seit der Tagung im letzten Jahr besprochen, wie der Trittauer Geschichtspfad oder die Ausstellung zur Frauengeschichte in Ahrensburg, die vom dortigen Stadtarchiv in Kooperation mit der Gleichstellungbeauftragen erarbeitet wurde. Die Erarbeitung des Totenbuchs in der Gemeinde Oststeinbek, ein EU-Projekt mit Jugendlichen beim Stadtarchiv Norderstedt und nicht zuletzt die Erschließung und Bereitstellung von über 6.000 Abbildungen im Internet durch das Kreisarchiv sowie die Ausstellungen zur Südstormarn’schen Kreisbahn und zum Torhaus von Alexis de Chateauneuf am Alten Friedhof in Bad Oldesloe wurden thematisiert.
Anschließend führte die Leiterin der Stadtarchivs Bad Oldesloe, Dr. Sylvina Zander, in das Fortbildungsthema der diesjährigen Tagung ein und stellte dabei einige Thesen zur Einwerbung und Beschäftigung von studentischen Praktikanten, Ehrenamtlern sowie 1€-Jobbern auf, die in der anschließenden Podiumsdiskussion aus verschiedenen Perspektiven erörtert wurden. Prof. Dr. Norbert Fischer von der Universität Hamburg erläuterte den Standpunkt der Forschung und Lehre, Praktika als ins Studium integrierte Fortbildungsmassnahme Einblicke in Berufsfelder zu verstehen; Florian Bayer, ein ehemaliger Praktikant des Kreisarchivs, berichtete über seine Erfahrungen und gab wichtige Hinweise, wie Archive sich auf Praktikanten vorbereiten sollen.
Dr. Manfred von Essen aus dem Stadtarchiv Norderstedt berichtete über die vielfältigen Erfahrungen mit 1€-Jobbern und Mitarbeitern aus AB-Maßnahmen und Barbara Kammer, Personalratsvorsitzende der Stadt Bad Oldesloe und Ver.di-Vertreterin, plädierte für einen Einsatz von Praktikanten und Ehrenamtlern, der nicht reguläre Arbeitsplätze vernichtet und zu einer Disqualifikation der ausgebildeten Fachkräfte führt. Über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ehrenamtlern berichtete das Stadtarchiv Ahrensburg, das seit Jahren im Archiv selbst Ehrenamtler beschäftigt wie auch mit den Mitgliedern des Historischen Arbeitskreises eng zusammenarbeitet.
Anschließend bestand viel Konsens darin, dass durch die vielfältigen, umfangreichen und qualitativ hohen Erwartungen an die Archive von außen es unverzichtbar ist, Lösungen zu entwickeln, die die projektbezogene Einwerbung von Arbeitskräften mit einbeziehen.
Allerdings sind Praktikanten oder Ehrenamtliche Kräfte nur für klar definierte Einzelprojekte einzusetzen, die nicht hoheitliche Pflichtaufgaben des Archivs sind. Außerdem muss immer Anleitung und Betreuung der Arbeit durch fachlich qualifizierte Archivare erfolgen.
In der Nachmittagsveranstaltung stellte Frau Dr. Zander ihr Projekt „Bad Oldesloe – Stadt am Wasser“ vor, wobei sie den gezielten erfolgreichen Einsatz von Studenten der Universität Hamburg für Teilaufgaben beschrieb. In ihrem spannenden Vortrag skizzierte sie die Arbeit am Projekt, ihre Erfahrungen und die historischen Kernthesen und Ergebnisse, die im Herbst als Band 25 der Stormarner Hefte mit Hilfe der Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse Holstein veröffentlicht werden.
Nach Abschluss der Tagung mit breitem Erfahrungsaustausch und vielen guten Vorschlägen und Hinweisen bleibt zu hoffen, dass die Einwerbung von Arbeitskräften von außen sinnvoll und zielgerichtet ausgebaut wird, um die wichtige Funktion des Archive als lebendige Erinnerungsorte in Stormarn weiter zu unterstützen.