05.12.2008

Gibt es eine Stormarner Identität in der Metropolregion?

Einladung zur Tagung MetropolregionTagung zur Zukunft der Kernstadt Hamburg und der Umlandkreise

Die Metropolregion Hamburg mit insgesamt rd. 4 Mio. Einwohnern, verteilt auf die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen sowie den Stadtstaat Hamburg, hat sich in den letzten Jahrzehnten als Wachstumsmotor im norddeutschen Raum entwickelt.

Zur Tagung „Metropolregion, Stadtregion und urbane Peripherie“am 22.11.2008 in Bad Oldesloe, die vom Kreisarchiv Stormarn und dem Hamburger Arbeitkreis für Regionalgeschichte veranstaltet wurde, kamen über 50 Personen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft, um die spannende Frage nach der Zukunft der Kernstadt Hamburg sowie des Umlandes zu diskutieren.


Dr. Johannes SpallekDr. Johannes Spallek, Kreisarchivleiter und Kreiskulturreferent, eröffnete die Tagung und wies auf das Forschungsprojekt von Prof. Dr. Norbert Fischer (Universität Hamburg) hin, dass Stormarns Entwicklung seit 1980 untersucht hat und dessen Ergebnisse jetzt gerade in einem Buch publiziert wurden (Vom Hamburger Umland zur Metropolregion. Stormarns Entwicklung seit 1980. DOBU-Verlag ).


Landrat Klaus PlögerLandrat Klaus Plöger lobte seinem Grußwort die inzwischen wesentlich besseren Kontakte zu Hamburg bei gemeinsamen Planungen, wie Verkehr oder Wirtschaftsansiedlung.

Er wünscht sich eine noch offenere Zusammenarbeit ohne bürokratische Hindernisse und plädiert für „Gespräche auf gleicher Augenhöhe“.


Senator Axel GedaschkoDas erste Fachreferat hielt der Hamburger Senator für Wirtschaft und Arbeit, Axel Gedaschko, zur politisch-planerischen Perspektive für Hamburg und das Umland.

Auch er wünscht sich eine feste Entwicklungspartnerschaft, die regionales Konkurrenzdenken überwindet und sieht die Stärkung der Marke Hamburg als entscheidende Triebkraft für die Entwicklung der Metropolregion insgesamt.

In der anschließenden Diskussion wurde v.a. das Thema Verkehr intensiv diskutiert. Dabei wurde der Ausbau eines östlichen Autobahnrings um Hamburg ebenso gefordert wie der Ausbau des S-Bahnsystems, um Pendlern den Umstieg vom Auto auf die Schiene zu erleichtern. Senator Gedaschko sagte Hamburgs Befürwortung beider Punkte grundsätzlich zu unter der Bedingung, dass sich das Land Schleswig-Holstein an den Kosten beteiligt.


Prof. Dr. Axel PriebsAnschließend stellte Prof. Dr. Axel Priebs das Modell der Region Hannover vor, die flächenmäßig kleiner als die Metropolregion Hamburg ist. Dort hat sich der Stadtkreis mit dem angrenzenden Landkreis bereits zusammengeschlossen im Gegensatz zur Metropolregion Hamburg, die weitestgehend auf freiwilliger Zusammenarbeit basiert.

Die in der anschließenden Diskussion gestellte Frage, ob das Modell der Region Hannover auf die Metropolregion übertragbar ist, wurde aufgrund der Größe und der Tatsache, dass drei Bundesländer beteiligt sind, in Frage gestellt.


Dr. Meik WoykeIm zweiten Vortragsblock am Nachmittag berichtete Dr. Meik Woyke vom Historischen Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn über die Entwicklung der persönlichen Lebensverhältnisse in den 1960er Jahren im Hamburger Umland. Dabei ging er u.a. auf die „grünen Witwen“ ein.

Mit Beginn des Wirtschaftswunders wollten viele Familien ein eigenes „Haus im Grünen“. Die Frauen, deren Männer tagsüber nach Hamburg zur Arbeit fuhren, waren häufig gegenüber den Einheimischen sozial isoliert. Dies änderte sich erst allmählich in den 1970er Jahren, als auch immer mehr Frauen berufstätig wurden.


Prof. Dr. Norbert FischerIm abschließenden Vortrag von Prof. Dr. Norbert Fischer wurde Stormarns Entwicklung seit 1980 vorgestellt. Der Kreis Stormarn stellt ein Musterbeispiel für die Veränderungen zwischen der Großstadt und den umgebenden ländlichen Regionen dar.

Der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung durch Ausweisung zahlreicher neuer Gewerbegebiete standen Probleme wie Müllentsorgung, Autobahnbau durch ländliche Gebiete sowie die Zersiedelung der Landschaft als Schattenseiten entgegen.


Prof. Dr. Franklin KopitzschDie Vorträge wurden anschließend in der Podiumsdiskussion unter Leitung von Prof. Dr. Franklin Kopitzsch weiter vertieft. Eine zentrale Frage war dabei, wer überhaupt die wichtigen Entscheidungen in der Metropolregion Hamburg trifft.

Nach der Feststellung, dass die Entwicklungen insgesamt noch zu „hamburglastig“ sind, wurde eine verstärkte Zusammenarbeit auf allen unterschiedlichen Ebenen befürwortet. Dabei sollten sich die Kreise im Umland ihrer Stärken und Vorteile bewusster werden und mehr Entscheidungsbefugnisse als bislang bekommen.

Die Frage nach einer regionalen Identität war noch komplexer. In einer Studie Anfang der 1990er Jahre sahen sich nur etwa 2% der Bürger im Kreis als Stormarner. Trotzdem wurde und wird der Kreis in seiner Wahrnehmung häufig als landschaftlich schön und kulturell abwechslungsreich beschrieben.

Als deutlicher Standortvorteil wurde die hohe Wirtschaftskraft in Verbindung mit einem vielfältigem Angebot an Kultur und Natur gesehen und eine bessere Vernetzung der Einrichtungen und Förderer vorgeschlagen. Teilnehmer von außerhalb bezeichneten den Kreis Stormarn hinsichtlich der seiner Kultur- und Geschichtsarbeit gegenüber anderen Regionen als weit voraus.

Die Vorträge der Referenten und ein Protokoll dieser Tagung finden Sie in unseren Dokumenten.