13.11.2009

Vielfältiges Stormarner Jahrbuch 2010 erschienen

Stolpersteine, Baumriesen, Berufsverbote, Büttenwarder und Künstler

Titelbild des Stormarner Jahrbuchs 2010So bunt wie die Titelseite, so vielfältig ist der Inhalt des neuen Stormarner Jahrbuchs 2010.

Die Titelseite schmücken: der beeindruckende Lindenbaum vor der Mennokate in Bad Oldesloe, die Abbildung eines Hopfens, die Portraitzeichnung des herausfordernd blickenden Dichters Detlev von Liliencron sowie ein Gruppenfoto von Künstlerinnen und Künstlern und Veranstaltern „Paper-Art 2002“ vor der Trittauer Wassermühle im Jahr 2002.

„Der 28. Band des Stormarner Jahrbuchs stellt wieder einen interessanten bunten Themenstrauß vor. Das Buch sollte in nahezu jedem Stormarner Haushalt seinen Platz finden,“ meinen die Mitglieder der Redaktion, Dr. Johannes Spallek, Joachim Wergin, Oliver Mesch und Burkhard von Hennigs.

Einen Themenschwerpunkt bildet die Stormarner Geschichte.

Der Student der Geschichtswissenschaften an der Universität Hamburg, Florian Bayer (Bad Oldesloe), hat im Kreisarchiv Stormarn die Entschädigung verfolgter Sozialdemokraten nach dem Zweiten Weltkrieg in Stormarn erforscht. Durch seine Forschungen relativierte er den Begriff der „Wiedergutmachung“ und stellte ihn im Zusammenhang mit Fürsorgemaßnahmen, die immer unter dem Vorbehalt angespannter öffentlicher Haushalte standen und vielfach verkürzt oder überhaupt nicht den Betroffenen zugesprochen wurden.

Ein Ausstellungskonzept zur Alltagsgeschichte der Stadt Bad Oldesloe im Ersten Weltkrieg hat der Student Markus Ubben (Hamburg) entwickelt mit dem Thema „Liebesgaben und Rübenwinter“. Auslöser für die Forschungsarbeit war der Nachlass von Constantin Biermann im Stadtarchiv Bad Oldesloe. So entstand die Idee einer regional- und alltagsgeschichtlichen Ausstellung zur Stadtgeschichte im Ersten Weltkrieg.

Insbesondere geht das Konzept der Frage nach, wie wirkte sich der Erste Weltkrieg im Alltagsleben an der sogenannten „Heimatfront“ aus? Wie gingen die Angehörigen oder die Öffentlichkeit mit den schmerzhaften Verlusten an der Front um? Wie wirkte sich die Kriegswirtschaft im Alltag aus? Wie gestaltete sich z. B. der Schulalltag? Auf welche Weise versuchte die „Kriegsaufklärung“ die öffentliche Meinung zu beeinflussen?

Aufgrund des vorhandenen Materials kann das Konzept die geplante Ausstellung in sechs Abteilungen gliedern:
1. Ehrenmal und Kriegschronik - Helden, Täter, Opfer?
2. Erlebnisraum „Schule im Ersten Weltkrieg“.
3. Frauen im Kriegseinsatz: Der vaterländische Frauenverein.
4. Kriegswirtschaft: „Not macht erfinderisch“.
5. Aufklärung und Propaganda: Lenkung der öffentlichen Meinung.
6. Geschichtswerkstatt: Erlebnis - Erinnerung - Erforschung.

Am Kreisarchiv erarbeitete Karsten Christian (Rendsburg) seine Magisterarbeit über das Oldesloer Wochenblatt (dem Vorgänger des Stormarner Tageblatts) in der Zeit des Vormärz und er untersuchte die Rolle der Pressezensur im Rahmen des nationalen Konfliktes zwischen den deutschen und der dänischen Interessen. Das 1839 gegründete Oldesloer Wochenblatt unterstand der dänischen Zensurbehörde und setzte seine Berichterstattung trotzdem konsequent gegen den dänischen Gesamtstaat aus. Karsten Christian kann nachweisen, dass der Oldesloer Landbote ein Teil des deutsch-nationalen Vormärzes war, der für eine nationale bürgerliche Einigung im deutschen Reich stand.

In die gleiche Zeit der nationalen Auseinandersetzungen fällt der Aufsatz von Rainer Hoffmann: Berufsverbote für Lehrer um 1850 im Herzogtum Schleswig. Anhand der Biographie des Lehrers Asmus Hansen verfolgt der Aufsatz den Lebensweg eines deutsch-nationalen Lehrers, der persönliche und berufliche Nachteile in Kauf nehmen musste und aufgrund seiner politischen Gesinnung aus dem Herzogtum Schleswig vertrieben wurde. Ab 1851 konnte er dann in Stormarn die Schulstelle in Poppenbüttel betreuen.

Dr. Martina Moede aus Ahrensburg begibt sich auf biographische Spurensuche des Ahrensburgers Magnus Lehmann. Dieser wurde am 19. Mai 1895 in Ahrensburg als Sohn des Getreidehändlers Meyer Hirsch Lehmann geboren und stammte aus einer alteingesessenen jüdischen Familie. Er wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und nach Minsk evakuiert. Die Spurensuche zu Magnus Lehmann erfolgte im Rahmen eines Schulprojektes an der integrierten Gesamtschule in Ahrensburg, die die Patenschaft für einen Stolperstein für Magnus Lehmann übernommen hat. Mit seiner Aktion der Stolpersteine erinnert der Kölner Bildhauer Gunter Demnig bundesweit an Opfer der NS-Zeit. Kleine Gedenktafeln aus Messing mit den Namen der Opfer werden in den Gehwegen vor dem letzten Wohnort eingelassen.

Einen weiteren Schwerpunkt des Stormarner Jahrbuches bilden Artikel zu aktuellem.
So behandelt Dr. Johannes Spallek die 25-jährige Erfolgsgeschichte der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse Holstein. Diese entwickelte sich aus kleinen Anfängen zu dem größten Kultursponsor im Kreise Stormarn und hat herausragende Projekte im Bereich der Heimatkunde, der Denkmalpflege, der historischen Forschung und des Naturschutzes ermöglicht.

Petra Haase behandelt das Filmdorf Grönwohld der Fernsehserie „Neues aus Büttenwarder“, das nun seit 11 Jahren als Filmdrehort und Filmkulisse dient. Die Redakteurin der Lübecker Nachrichten hat vor Ort recherchiert und die persönlichen und örtlichen Bezüge zur Filmserie liebevoll aufgezeigt.

Der Stormarner Schriftstellerkreis konnte sein 60-jähriges Jubiläum feiern. Anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung im Schloss Reinbek hielt Bernd M. Kraske eine Rede über die „Macht des Wortes“.

Heinrich Kahl, langjähriges Mitglied im Schriftstellerkreis, beschäftigt sich mit Märchen als literarische Gattung. Er selbst trägt eine plattdeutsche Version des Grimmschen Märchen vom Wassermann bei: „De Watermöhm“.

Joachim Wergin aus Großhandorf erinnert an die Trauerfeier für Detlev von Liliencron vor 100 Jahren in Alt-Rahlstedt.

Christa Heise-Batt aus Norderstedt beschreibt in plattdeutsch „Greta“, eine lebenskundige, liebenswerte arme Frau. Das Jahrbuch runden weitere literarische Beiträge von Mitgliedern des Stormarner Schriftstellerkreises ab.

Joachim Schulz von der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Stormarn weist auf die Bedeutung „alter“ Bäumen, die es zahlreich im Kreis Stormarn gibt; hierüber informiert eine Übersichtskarte der Naturdenkmäler auf der Internetseite des Kreises Stormarn.

Im Anhang findet sich der Jahresbericht 2009 des Vorsitzenden Helmuth Peets ( Jersbek) des Kreisverbandes Stormarn im Schleswig-Holsteinischen Heimatbund, der wieder von interessanten Exkursionen, z.B. nach Haseldorf, den erfolgreichen Plattdeutschen Tagen und erfolgreichen Vorträgen berichten kann.

Buchbesprechungen von Burkhard von Hennigs (Bad Oldesloe) runden das Jahrbuch 2010 ab.

Das neue Jahrbuch 2010 für den Kreis Stormarn ist 146 Seiten stark, reich bebildert u.a. mit Zeichnungen von Gerhard Bradt.

Es ist zum Preis von 15,00 € im Buchhandel erhältlich.

Es ist erschienen im M+K HANSA VERLAG, Eschenweg 86, 22949 Ammersbek. ISBN 978-3-920610-83-2.