21.10.2010

„Kinderbetreuung gewährleisten - Berufstätigkeit ermöglichen“

Titel des Flyers zur FachtagungUnter diesem Motto fand am 19. Oktober 2010 im Kreistagssitzungssaal des Kreises Stormarn eine von der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Stormarn, Frau Birte Kruse-Gobrecht, dem Fachbereich Jugend, Schule und Kultur des Kreises sowie dem Runden Tisch „Arbeit für Alleinerziehende - Kinderbetreuung organisieren“ ausgerichtete Fachtagung statt.

Entscheidungsträger/-innen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft waren geladen, um gemeinsam die Herausforderungen zu erörtern, auf die Unternehmen mit dem sich aus dem demografischen Wandel ergebenden Fachkräftemangel reagieren müssen. Neben interessanten Vorträgen präsentierten sich im Foyer Institutionen mit innovativen Projekten und möglichen Handlungsoptionen. Moderiert wurde die Veranstaltung mit Herrn Heiko Sulimma von system//energie aus Hamburg.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Franz Thönnes und Landrat Klaus Plöger wiesen in ihren Grußworten auf die große Bedeutung hin, die Familienfreundlichkeit im Unternehmen auf die Entwicklung der Region in Zukunft haben wird und wie wichtig gerade eine Beschäftigung für Alleinerziehende ist. Landrat Klaus Plöger betonte die gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten, insbesondere auch der regionalen Wirtschaft. Franz Thönnes wies darauf hin, dass „wenn wir schon zu den zehn wirtschaftlich stärksten Kreisen in Deutschland zählen, dann wäre es auch gut, wenn wir bald einen solchen Platz bei den Betreuungsangeboten für Kinder einnehmen würden und die Vermittlung in eine neue Beschäftigung für alleinerziehende Arbeitslose, nicht an einer mangelnden Kinderbetreuung scheitert.“

Herr Wilhelm Hegermann, Fachbereichsleiter des Fachbereiches Jugend, Schule und Kultur des Kreises zeigte zu Beginn der Veranstaltung zunächst den Ist-Zustand der Kinderbetreuungssituation in Stormarn auf.

Es wurde schnell deutlich, dass trotz guter Versorgung im Bereich der Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz für 3- bis 6-Jährige von vier Stunden täglich noch ein erheblicher Handlungsbedarf besteht. Die Angebote im Krippenbereich für unter 3-Jährige wurden durch die Gemeinden zwar bereits ausgebaut. Trotzdem ist es wird es hier Versorgungslücken geben, die die Gemeinden nicht alleine bewältigen können. Das Spannungsfeld zwischen Gesetzgebung durch Bund und Land und Umsetzung durch Kreis bzw. Kommune ist noch nicht befriedigend im Sinne aller Beteiligten gelöst.

Ebenso wird sich der bedarfsgerechte Ausbau im Bereich der Schulkindbetreuung im Kreis unterschiedlich entwickeln, da nicht überall Hort-Angebote oder Schulversorgung mit offenen Ganztagsangeboten zur Verfügung stehen. Als Fazit lässt sich auch ziehen: Je städtischer ein Bereich im Kreis erschlossen ist, umso größer ist das Angebot, je ländlicher die Region, umso größer sind die Herausforderungen.

Frau Dr. Heike Grote-Seifert, Chefin der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe und Herr Klaus Faust, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe verdeutlichten in ihren Vorträgen die Arbeitsmarktsituation in Stormarn sowie die zukünftigen Auswirkungen der demografischen Entwicklung.

Es wurde deutlich, dass der Bedarf der Wirtschaft an qualifizierten Arbeitskräften in der Zukunft bei weitem nicht mehr gedeckt sein wird und bereits heute an vielen Standorten in Stormarn Fachkräfte fehlen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, so Faust, sei in erster Linie die Mobilisierung der Menschen notwendig, die dem Grunde nach am Arbeitsmarkt teilnehmen können, es aber aufgrund fehlender Rahmenbedingungen nicht tun. Dabei sei die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, z.B. durch verbesserte und passgenaue Betreuungsangebote für Kinder ein probates Mittel, Müttern den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu erleichtern.

Zur Frage "Wie machen es andere?" stellte Frau Ursula Günster-Schöning die Stiftung "Beruf und Familie" des Landkreises Emsland vor. Die Familienstiftung ist ein erfolgreiches Konzept, um auf die neuen Herausforderungen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie reagieren zu können. Da es im Emsland keine Großfirmen, keine riesigen Industriebetriebe gibt, ist eine passgenaue Lösung für die Region vonnöten, um den vielen kleinen und mittelständischen – oft inhabergeführten – Unternehmen gerecht zu werden. Die Referentin, Unternehmenscoach der Stiftung, lieferte wichtige Impulse, die größtenteils auf den Kreis Stormarn übertragbar sind.

Qualifizierte und bedarfsgerechte Notfallbetreuung, Mitnahmemöglichkeit aus der Betriebskantine, Betriebskrippen und andere innovative Konzepte werden durch die Stiftung realisiert. Frau Günster-Schöning erläuterte, dass die Analyse, ob die Vereinbarkeit von Beruf und Familie Wunsch, Vision oder doch Wirklichkeit ist, von den regionalen Rahmenbedingungen abhängt und alle Beteiligten sich immer wieder vor Augen führen müssen, dass Familienfreundlichkeit kein „Selbstläufer“ ist.

Die Beiträge der über 60 Besucher zeigten, wie gefragt kreative Konzepte für eine umfassende und flexible Kinderbetreuung auch für den Kreis Stormarn sind. Dazu gehört, wie die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Stormarn, Frau Kruse-Gobrecht, zusammenfasste, dass neben der herkömmlichen Betreuung, Randzeiten- und auch Notfallbetreuungskonzepte Berücksichtigung finden. Und auch wenn nicht jedes Unternehmen einen Betriebskindergarten braucht, sehen mehrere Betriebe zusammen einen Gemeinschaftskindergarten als interessanten Lösungsansatz oder auch ein gemeinsames Angebot durch Tagespflegepersonen.

Die Spannungsfelder zwischen den Bedürfnissen der Unternehmen in Bezug auf Flexibilität und Verlässlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Kindern und deren Möglichkeiten sind nur gemeinsam durch alle Beteiligten zu lösen.

Notwendig im Kreis Stormarn ist aus Sicht der Teilnehmenden eine kreisansässige Koordinierungsstelle. Als weitere Voraussetzung wurde auch die weitere gemeinsame Sensibilisierung des Themas „Familienfreundlichkeit“ mit lokalen Ansprechpartnern aus der Wirtschaftsförderung genannt.

Fazit der Veranstaltung ist, dass gemeinsam daran weiter gearbeitet wird, lösungsorientierte und tragbare Modelle zu realisieren.

Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Stormarn, Frau Kruse-Gobrecht, wird zusammen mit den Beteiligten des Runden Tisches das weitere Vorgehen erörtern und die nächsten Schritte für eine gemeinsame Umsetzung der Ziele auf den Weg bringen.

Die Veranstalterin bedankt sich bei der Sparkasse Holstein und der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn mbH für die freundliche Unterstützung der gelungenen Veranstaltung.

Referent/-inn/en der Fachtagung "Kindebetreuung gewährleisten - Berufstätigkeit ermöglichen" (v.l.n.r.): Heiko Sulimma, Franz Thönnes, Birte Kruse-Gobrecht, Ursula Günster-Schöning, Landrat Klaus Plöger, Dr. Heike Grote-Seifert, Wilhelm Hegermann
auf dem Foto: v.l.n.r.: Heiko Sulimma, Franz Thönnes, Birte Kruse-Gobrecht, Ursula Günster-Schöning, Landrat Klaus Plöger, Dr. Heike Grote-Seifert, Wilhelm Hegermann