27.10.2011

Es wird weiter gescannt und gefragt!

Kreisarchiv hat Oldesloer Vogelschießenfilme aus den 1930er Jahren digitalisiert und Zeitzeugeninterviews nahezu vollständig erschlossen

Die Heik-Stiftung, ein Stiftungsfonds der Bürgerstiftung Stormarn, hat in diesem Jahr zwei Projekte im Kreisarchiv finanziell gefördert. Jetzt wurde bei einem Besuch des Stifters über die Arbeitsergebnisse gesprochen.

Als erstes wurde die Digitalisierung der Oldesloer Vogelschießenfilme aus den 1930er Jahren angepackt. Kreisarchivar Stefan Watzlawzik dazu: „Diese Filme aus der ehemaligen Kreisbildstelle sind einmalig und deshalb sehr wertvoll. Deshalb konnte die Digitalisierung auch nur von einer professionellen Firma gemacht werden, damit das Filmmaterial keinen Schaden nimmt.“ Jetzt liegt im Kreisarchiv das digitalisierte Rohmaterial vor, aus dem dann im nächsten Jahr eine neue DVD für den Verkauf entstehen könnte. Bis zum Vogelschießen will das Kreisarchiv soweit sein!

Als zweites Projekt förderte die Heik-Stiftung die Erschließung weiterer Zeitzeugeninterview. Geschichtsstudent Malte Koop aus Hamburg hörte sich jedes Gespräch vollständig, an, nahm formale Daten in die Archivdatenbank auf und erstellte eine inhaltliche Kurzzusammenfassung. Diese sind unter www.kreisarchiv-stormarn.findbuch.net einsehbar, wenn die Zeitzeugen hierzu ihr Einverständnis gegeben haben.

Zeitzeugen-Interview mit Ursula Pepper
auf dem Foto: Zeitzeugen-Interview: Malte Koop im Interview mit der ehemaligen Ahrensburger Bürgermeisterin Ursula Pepper.

Zeitzeugen-Interview: Malte Koop im Interview mit der ehemaligen Ahrensburger Bürgermeisterin Ursula Pepper.
Nun ist fast der komplette Bestand aufgearbeitet und inhaltlich aufbereitet. Diese Gespräche wurden vom Kreisarchiv in den 1990er Jahren zu unterschiedlichen Anlässen aufgezeichnet. Aufgrund der unterschiedlichen Gesprächspartner und Zielsetzungen enthält der Bestand eine Fülle von Themen. Besprochen wurde u.a., wie die Zeitzeugen ihre Jugend im Nationalsozialismus erlebt haben, wie ihre Familien im Dritten Reich lebten und welche Auswirkungen der Zweite Weltkrieg hatte.

Die Interviewten konnten auch zu Zwangsarbeitern in Stormarn während des Zweiten Weltkrieges wichtige Informationen geben und dabei der Forschung helfen, eine Lücke in der Geschichte Stormarns zu schließen. Von der harten Zeit der frühen Nachkriegsjahre mit den schwierigen Lebensbedingungen durch die schlechte Versorgungslage, den vielen Flüchtlingen in Stormarn und der Ungewissheit, wie es weitergehen sollte, erzählten die Menschen.

Aber auch, wie diese Not die Menschen häufig verband, sie unkonventionelle Lösungen erdachten und notwendige Sachen ohne große Umschweife erledigt wurden. Für die folgenden Wirtschaftswunderjahre konnten die Zeitzeugen gute Vorstellungen davon vermitteln, wie die Veränderungen und Neuerungen dieser Zeit ihr Leben beeinflusste. Wie wirkte sich der erste Traktor, die erste vollautomatische Waschmaschine oder der erste Fernseher auf das Leben der Menschen aus? Und wie veränderten sich die Dörfer und Städte in 1950er und 1960er Jahren durch die Modernisierung?

Zeitzeugen-Interview mit Ursula Pepper
auf dem Foto: Zeitzeugen-Interview: Malte Koop im Interview mit der Oldesloer Unternehmerin Toska Auerbach.

Zeitzeugeninterviews können besondere Informationen, Darstellungen und Empfindungen vermitteln, die Verwaltungsakten nicht in dieser Fülle beinhalten. Deshalb ist dem Kreisarchiv auch viel daran gelegen, den Bestand zu erweitern. In diesem Jahr wurde begonnen, mit verschiedenen Personen aus Stormarn neue Interviews zu führen. Diese Gespräche fanden hauptsächlich im Kreisarchiv statt und wurden auch von Malte Koop geführt.

Kreisarchivar Stefan Watzlawzik war begeistert, dass alle Personen, die um ein Interview gebeten wurden, dies auch gern zusagten. Dazu zählten u.a. der ehemalige Kreispräsident Priemel, der Aids- und Sexualberater des Kreises, Günter Frank, oder auch die ehemalige Bürgermeisterin von Ahrensburg, Ursula Pepper. In den Gesprächen stellten die Beteiligten eigene Sichtweisen dar und vermittelten persönliche und lebendige Eindrücke.