17.01.2011

Die Neozoen kommen!

Neue Tierarten erobern Schritt für Schritt unser Land. Der Kreisumweltausschuss lädt zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung.

Der Kreisumweltausschuss lädt am Dienstag, d. 25.01.2011, 18:00 Uhr zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung über die Problematik der Neozoen in Schleswig Holstein in den Kreistagssitzungssaal in Bad Oldesloe ein.

Vortragen werden:
Herr Schmüser vom Projekt WildTierKataster der Christian-Albrechts-Universität Kiel zum Thema: Neozoen in Schleswig-Holstein, Verbreitung und Ausbreitungsentwicklung,
Herr Michler vom Projekt Waschbär der Gesellschaft für Wildökologie und Naturschutz e.V. zum Thema: Möglichkeiten und Grenzen regulativer Eingriffe in Waschbärenpopulationen.

WaschbärAls Neozoen bezeichnet man Tierarten, die direkt oder indirekt durch die Wirkung des Menschen in andere Gebiete eingeführt wurden und sich dort fest etabliert haben. Aktuelle Beispiele für unsere Region sind aus der Gruppe der Säugetiere unter anderem der Waschbär, der Marderhund oder der Bisam.

Unter den Vögeln sind in jüngster Zeit u.a. die Nandus im südöstlichen Schaalseegebiet auffällig.
Diese Tierarten waren hier nie heimisch und wurden aus den unterschiedlichsten Gründen bei uns eingeführt.

Da die eingeführten Tiere bei uns in der Regel keine ernsthaften Konkurrenten zu fürchten hatten, hervorragende Lebensbedingungen vorfanden und sich damit leicht gegen heimische Arten durchsetzen können, werden viele dieser „Neozoen“ zum Problem.

Vor allem in isolierten Regionen (als besonders kritisches Beispiel ist Australien bekannt) haben Neozoen zu einer irreversiblen Umgestaltung der Natur geführt, wobei sie zum Teil erheblichen Anteil am Aussterben der einheimischen Tierarten hatten und auch wirtschaftliche Schäden verursachten.

Gleiche Wirkungen in etwas weniger dramatischem Umfang als in Australien finden wir allerdings auch bei uns in Nordeuropa vor. Daher wird in der Regel die Auffassung vertreten, dass die Auswirkungen dieser Neozoen auch auf unsere Natur schädlich ist.

Die Problematik der „Neuen“ wird von Wissenschaftlern, Naturschützern, Jägern, Fischern und Landwirten allerdings sehr kontrovers diskutiert.

Als wichtige Probleme der neu eingeführten Arten werden betrachtet:
• Sie gefährden oder verdrängen einheimische Arten
• Sie richten wirtschaftlichen Schaden an
• Sie gefährden die Gesundheit des Menschen
• Sie schleppen Krankheiten und gebietsfremde Parasiten ein
• Sie führen zu Beeinträchtigungen bei Jagd und Fischerei

„Der Zustrom der Neozoen ist –fast unbemerkt- auch im Kreis Stormarn ein Problem geworden“, so Gerold Rahmann, Vorsitzender des Umeltausschusses. „Wir möchten daher der interessierten Öffentlichkeit wichtige Informationen zu dem Thema geben und eine Diskussionsmöglichkeit mit Fachleuten anbieten.“

Als aktuelles Beispiel wird auf das zunehmende Auftauchen des in Nordamerika heimischen Waschbären in unserer Region eingegangen. Das eigentlich possierlich aussehende Tier räumt bei uns nicht nur unter Vögeln und Kleinsäugern heftig auf, sondern verursacht z.B. in Kellern und auf Dachböden deutliche wirtschaftliche Schäden und ist als Krankheitsüberträger bekannt.

Alle in Europa vorkommenden Waschbären gehen auf Tiere zurück, die im 20. Jahrhundert aus Pelztierfarmen und Gehegen entkommen sind oder ausgesetzt wurden. Als Initiale der erfolgreichen Ausbreitung des Waschbären gilt die 1934 am Edersee (Hessen) erfolgte Aussetzung von 2 Waschbärenpaaren. Mittlerweile wird der Bestand in Deutschland auf einige 100.000 Tiere geschätzt.

Eine Bejagung ist außerordentlich schwierig und in dicht besiedeltem Bereich fast unmöglich. Die Tiere haben sich geradezu als Kulturfolger etabliert und breiten sich jedes Jahr stärker aus.
Neben vielen Fachinformationen können bei der Veranstaltung auch die Möglichkeiten und Grenzen regulativer Eingriffe in Waschbärpopulationen diskutiert werden.

Zu der öffentlichen Veranstaltung wird herzlich eingeladen.