28.01.2011

Neue Tierarten erobern unser Land

Waschbär, Marderhund und Mink sind nicht heimische Tierarten (Neozoen), die sich bei uns zunehmend ausbreiten. Der Kreisumweltausschuss griff die Problematik in einer öffentlichen Informationsveranstaltung auf.

Die gut besuchte Fachveranstaltung des Kreisumweltausschusses zum Thema „Neozoen in Schleswig-Holstein“ brachte wichtige neue Erkenntnisse und eine interessante Diskussion.
Die beiden hochkarätigen Referenten, Dipl. Geograf Heiko Schmüser von der Uni Kiel und Dipl. Biologe Frank-Uwe Michler von der Uni Dresden, stellen die Problematik am Beispiel der sich rasch ausbreitenden Arten Waschbär, Marderhund und Mink sehr anschaulich dar.

Auch wenn die Populationsdichten der zuwandernden Arten bei uns wohl noch nicht dramatisch sind, so zeigt das Beispiel der Stadt Kassel, wo es seit Jahrzehnten eine „Waschbärplage“ gibt, wohin die Reise beim Waschbär gehen kann. In Kassel gibt es bereits seit Jahren ein einzigartiges Konzept zum Umgang mit den tierischen Neubürgern, die u.a. in und an Gebäuden erhebliche Schäden anrichten können. Wichtigstes Element des Konzeptes ist es, den Zugang zu den Gebäuden durch bauliche Maßnahmen für Waschbären zu verhindern.

Die Fachleute schätzen, dass man die Abschuss-/Fangzahlen um 800% steigern müsste, wenn die weitere Ausbreitung des Waschbären gestoppt werden sollte. Eine solche Steigerung wird aber auch von der Jägerschaft kaum für möglich gehalten. Da auch die Fallenjagd auf sehr geringe Akzeptanz stößt, werden wir uns auch in Schleswig-Holstein einer stetig steigenden Waschbärpopulation gegenüber sehen.

Fachlich uneins ist man sich noch über den wirklichen ökologischen Schaden, den die Neozoen verursachen. Die Naturschutzverbände sehen die aktuelle Bestandsentwicklung im Lande noch gelassen und erkennen keine ernste Gefahr. Andere bewerten den Druck auf die hiesigen Kleinsäuger und Vögel aber durchaus als bedeutsam. Bei der Diskussion kam da allerdings auch die Frage auf, ob nicht die frei laufenden Hauskatzen einen vielfach größeren Schaden anrichten, als die aktuelle Waschbärpopulation. Für dieses Problem fühlt sich allerdings offenbar niemand verantwortlich.

„Wir haben mit dieser Veranstaltung frühzeitig über ein wichtiges Thema informiert, welches Landwirte, Jäger und Bürger betrifft. Die vielen Fakten, die wir gehört und diskutiert haben machen sensibel und helfen uns bei einem sachgerechten Umgang mit den zuwandernden Tierarten.“ so der Vorsitzende des Kreisumweltausschusses Gerold Rahmann.

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Dokumentation:
Einladung und Ablauf
Möglichkeiten und Grenzen regulativer Eingriffe in Waschbärenpopulationen, Frank-Uwe Michler
Wildtier-Kataster Schleswig-Holstein, Heiko Schmüser