14.05.2012

Lesen verbindet: Positive Bilanz der ersten kreisweiten Literaturtage

„Ein Literaturfest!“ – „Der Kreis Stormarn liest ein Buch“ geht nach drei Wochen erfolgreich zu Ende

Logo des Literaturprojektes Der Kreis Stormarn liest ein Buch„Dass man sich so intensiv mit meinem Buch auseinandersetzt, habe ich noch nie erlebt“, lobt der Autor Eugen Ruge das vielfältige Angebot der Veranstaltungsreihe „Der Kreis Stormarn liest ein Buch“. Nicht nur die Bandbreite unterschiedlicher Aktionen hat es Eugen Ruge angetan, dessen Werk „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ im Mittelpunkt des Projekts stand, auch die nachhaltige Beschäftigung mit der Geschichte der DDR oder einzelnen Passagen seines Buches.

Hier nennt er zum Beispiel das virtuelle Ruge-Dossier auf der Website des Kreises, das Marion Graefe und Christoph Schmidt für „Stormarn liest ein Buch“ erarbeitet haben. Über 100 Begriffe aus dem Roman werden dort erklärt und mit Filmen, Fotos oder Musik illustriert. „Bei der Aktion entsteht richtig Hintergrundwissen“, freut sich der Autor, der am 8. Mai zu Gast im Schloss Reinbek war. „Ich dachte, es handelt sich um eine einfache Lesung. Dabei ist es ein Literaturfest! Ich bin schwer beeindruckt.“

Eugen Ruge liest am 8.5.2012 im Schloss Reinbek
auf dem Foto: Eugen Ruge liest am 8.5.2012 im Schloss Reinbek aus seinem Buch "In Zeiten des abnehmenden Lichts"

Auch die Stormarner ziehen eine positive Bilanz der ersten kreisweiten Literaturtage, die nach drei intensiven Wochen am Sonntag, 13. Mai zu Ende gegangen sind. „Ich habe viele Veranstaltungen selbst besucht und auch von anderen Angeboten begeisterte Berichte gehört“, sagt die Intitatorin des Projekts, Kreiskulturreferentin Dr. Friederike Daugelat.

„Die Stimmung war überall positiv, ich hätte so ein großes Engagement für die Literatur kaum für möglich gehalten. Mein besonderer Dank geht daher auch an den Rowohlt-Verlag, der das Projekt von Anfang an unterstützt hat – von der Abstimmung über die Wahl des Buches bis zu einer eigenen Veranstaltung im Verlagshaus.“

Der Blick hinter die Kulissen, den Rowohlt-Geschäftsführer Peter Kraus vom Kleff und Eugen Ruges Lektorin Katja Sämann bei einem Publikumsgespräch gewährten, zählte denn auch zu den Höhepunkten des Programms. Hautnah konnte man hier die Entstehung von Ruges Debütroman verfolgen, der im letzten Jahr mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. „Die Veranstaltung war frühzeitig ausgebucht“, erinnert sich Friederike Daugelat.

Bei anderen Angeboten kamen die Zuhörer eher in kleineren Gruppen zusammen, manche Lesungen wiederum zogen gleich ganze Besucherscharen. „Die Vielfalt hat das Projekt so lebendig gemacht“, sagt Daugelat. „Manchmal entwickelten sich persönliche Gespräche, manchmal lauschte man gemeinsam einem packenden Vortrag. Insgesamt haben sicher mehr als 2.000 Teilnehmer die Veranstaltungen besucht.“

Auch prominente Leser wie Landrat Klaus Plöger und Kreispräsidentin Christa Zeuke beteiligten sich mit eigenen Beiträgen an der Aktion. In rund 80 Veranstaltungen haben sich Stormarner Literaturfreunde mit Eugen Ruges Werk auseinandergesetzt und es selbst interpretiert.

Von Lesungen und Vorträgen, Seminaren und Kreativkursen über Filmabende und literarische Dinner bis zu Ausstellungen und literarischen Gottesdiensten hat das Programm einen weiten Bogen gespannt und die Kreativität der Leser und Zuhörer gefördert.

„Es gab ein Literaturquiz oder eine Podiumsdiskussion, Essen mit ostdeutscher Note standen ebenso auf dem Menüplan wie Kaffe und Kuchen, etwa bei der szenischen Umsetzung der im Buch beschriebenen Geburtstagstafel durch die Trittauer Laienspieler“, fasst Friederike Daugelat zusammen.

Spannende Vorträge haben zudem sehr anschaulich das Leben in der DDR lebendig werden lassen, zum Beispiel, als der „stern“-Fotograf Harald Schmitt seine Fotos aus dem Ostdeutschland der 70er und 80er Jahre präsentierte oder als Dr. Ulrich Mählert von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur über die Geschichte der Mauer sprach.

„Ich war immer wieder überrascht, wie intensiv sich die einzelnen Veranstalter mit dem Buch ,In Zeiten den abnehmendenn Lichts’ beschäftigt haben“, sagt die Kreiskulturreferentin. „Bei der Ausstellungseröffnung des Kunstkreises Bargteheide etwa wurden anhand alter Fotos die historischen Bezüge zu Eugen Ruges eigener Familie aufgezeigt, bei einigen Lesungen wurde Musik aus dem Roman gespielt, bei anderen ergänzten die Vorleser die Passagen des Werks um persönliche Erfahrungsberichte.“

Zum Auftakt der Literaturwochen hatte der Hamburger Kinderbuchautor Ulli Schubert ab dem 23. April verschiedene Schulen im Kreisgebiet besucht. In Bad Oldesloe und Glinde standen dabei auch gleich mehrere Fußballaktivitäten mit auf dem Programm, spielt sein Buch „Volles Risiko“ doch in einer Fußballschule am Meer. „Die Lesungen waren alle sehr schön“, berichtet Ulli Schubert im Anschluss. „Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich für dieses Projekt ausgewählt wurde.“

Die Sparkassen-Stiftung Stormarn, die die Leseaktion gemeinsam mit der Stiftung Erwin Baer, der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels gefördert hatte, hat parallel 125 Buchpakete mit allen vier Teilen der Fußballserie von Ulli Schubert verlost. Die feierliche Übergabe an die Gewinner in Anwesenheit des Autors setzt am 24. Mai im Kleinen Theater Bargtheide den Schlusspunkt unter die Lesereihe.

Als besonders positiv bewertet die Kreiskulturreferentin bei allen Angeboten die gute Kooperation verschiedener Veranstalter: „Für die Eröffnung der Kinderbuchwoche haben mehrere Schulen und Fußballvereine zusammen ein tolles Angebot entwickelt. Auch in einzelnen Orten, wie etwa in Ahrensburg, Glinde oder Bargteheide, haben sich zur Ausgestaltung des Projekts sofort unterschiedliche Kulturanbieter zusammengeschlossen, um gemeinsam ein Programm zu erarbeiten.

Ich bin beeindruckt von dem großartigen Engagement, das überall zu beobachten war, und danke allen, die sich für die Literatur in Stormarn stark gemacht haben.“ Außerdem seien auch die Zuhörer durch das Kreisgebiet gereist, hat Friederike Daugelat beobachtet.

„Ich habe zum Beispiel in Reinbek mit Leuten gesprochen, die ich schon bei einer Veranstaltung in Bad Oldesloe gesehen hatte, und in Ahrensburg habe ich Zuhörer aus Tremsbüttel wiedergetroffen. Einige sind sogar der kreisweiten Lesereihe zum 90. Geburtstag hinterhergereist und haben die einzelnen Kapitel an den verschiedenen Orten verfolgt“, sagt die Kreiskulturreferentin.

„Daran zeigt sich ganz deutlich: Literatur verbindet und ganz Stormarn hat mit Begeisterung gelesen. In den letzten drei Wochen gab es im Kreis kaum ein anderes Thema. Viele warten nun schon auf die Fortsetzung des Literaturprojekts – und die wird es sicher geben, der Rowohlt-Verlag hat bereits zugesagt.“