15.08.2012

Blaue, gelbe und rote Küsse - vielfältige Overbeck-Angebote im August

Rosen im Glaskelch von Hermine Overbeck-RohteNach der erfolgreichen Ausstellungseröffnung startet nun das Rahmenprogramm

Die Eröffnung war ein voller Erfolg: Rund 250 Kunstliebhaber kamen am Sonntag, 12. August in den Ahrensburger Marstall zur Vernissage der großen Overbeck-Ausstellung. 50 Ölgemälde des Worpsweder Malerpaars Fritz und Hermine Overbeck sind dort bis zum 30. September 2012 zu sehen, parallel zeigt das gegenüberliegende Schloss Ahrensburg eine Auswahl von Radierungen Fritz Overbecks.

auf dem Bild rechts: Rosen im Glaskelch von Hermine Overbeck-Rohte

Unter den Besuchern, die aus dem ganzen Kreis Stormarn kamen – von Bad Oldesloe bis Trittau, von Reinbek bis Reinfeld – ebenso wie aus Hamburg oder Bremen, war auch die Enkelin des Künstlerpaars, Gertrud Overbeck. Sie zeigte sich besonders angetan von der Präsentation der Werke ihrer Großeltern im Marstall, die dort nach ihren Worten eine exzellente Wirkung entfalten können.

Kuratorin Dr. Friederike Daugelat, Stormarns Kreiskulturreferentin, hat begleitend zur Ausstellung außerdem ein breites Rahmenprogramm organisiert, das weitere Einblicke in das künstlerische und persönliche Leben der Overbecks erlaubt.

Im August locken bereits vielfältige Veranstaltungen für die ganze Familie: Zum Auftakt können zum Beispiel Kinder und Erwachsene gleich am Sonntag, 19. August von 11 bis 18 Uhr im Naturerlebnis Grabau selbst zum Pinsel greifen und wie die berühmten Freilichtmaler in der schönen Stormarner Umgebung ihre Motive einfangen.

Wie sich das Leben in Worpswede abseits der künstlerischen Pfade gestaltete, darüber berichtet Friederike Daugelat am Dienstag, 21. August um 19 Uhr in der Schlosskirche Ahrensburg und beleuchtet dabei die Künstlerehen der Overbecks, der Modersohns und der Rilkes. „Mein bester Freund und zweites Ich“ lautet der Titel des Vortrags – mit diesem Zitat charakterisierte die Malerin Hermine Overbeck-Rohte in einem Brief einmal ihren Mann Fritz Overbeck.

Die beiden Künstler führten eine ausgesprochen glückliche Ehe, auch wenn diese nicht immer frei war von Konflikten und Schicksalsschlägen: Hermine Overbeck-Rohte haderte besonders vor ihrer Eheschließung mit ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter, die ihr nicht immer ausreichend Zeit zum Malen lassen sollte, später erkrankte sie für viele Jahre an Lungentuberkulose, was ihre künstlerische Tätigkeit ebenfalls einschränkte.

Im Alter von 39 Jahren starb dann ihr Mann völlig überraschend an einem Hirnschlag und ließ sie allein mit zwei Kindern zurück. Trotz dieser Widrigkeiten lässt sich das Verhältnis der beiden Eheleute dennoch durchweg als harmonisch beschreiben. Sie haben einander künstlerisch auf Augenhöhe akzeptiert und waren sich gegenseitig Anregung und Korrektiv.

Abend am Moorkanal von Fritz Overbeck
auf dem Bild: Abend am Moorkanal von Fritz Overbeck

Paula Modersohn-Becker ist heute die vielleicht bekannteste Vertreterin der Künstlerkolonie Worpswede. Auch wenn sie zu Lebzeiten kaum ausgestellt hat, hat sie ihren künstlerischen Weg doch immer stringent verfolgt, oft zum Unmut ihres Mannes Otto Modersohn, der die haushälterischen Pflichten vernachlässigt sah. „Dass ich mich verheirate, soll nicht heißen, dass ich nichts werde“, war jedoch schon vor der Hochzeit die Maxime Paula Beckers, der sie bis zu ihrem frühen Tod mit 31 Jahren treu blieb.

Während bei den Modersohns also die Frau mehr auf ihre künstlerischen Rechte pochte, war es in der Ehe von Rainer Maria Rilke und Clara Westhoff der Dichter, dem seine Freiheit über alles ging. Seine Frau sehnte sich nach familiärer Gemeinsamkeit und strebte weniger in ihrem Schaffen als Bildhauerin nach Erfüllung. Für ihren Mann jedoch war die Kunst das höchste im Leben, was schließlich zum frühen Scheitern dieser Ehe führte.

Einen noch intimeren Einblick in die häusliche Gemeinschaft der Overbecks vermitteln am Dienstag, 28. August um 19 Uhr die beiden Schauspieler Christian Behrendt und Sarah Borchert. Sie lesen im Reinbeker Café „Vintage“ aus dem lebendigen Briefwechsel der beiden Maler, der in Auszügen auch auf den Hörstationen in den Ausstellungsräumen läuft und ebenso als Hörbuch erhältlich ist.

Erste begeisterte Besucher haben sich bereits in den oft humorvollen Tonfall der Briefe hineingehört und vom Unterschied der blauen, gelben und roten Küsse erfahren. Sinnliche Genüsse locken außerdem bis Ende September im Park Hotel Ahrensburg. Die dortige Küche hat das Hochzeitsmenü von Fritz und Hermine Overbeck in verschiedenen Menüvarianten nachgekocht und serviert Worpsweder Hochzeitssuppe, Rehbraten und Blaubeerpfannkuchen, garniert mit einer Eintrittskarte für die Ausstellungen im Marstall und Schloss.

Und wer zu den Bildern gern noch weitere Erläuterungen hätte, kann immer sonntags um 11.30 Uhr an einer Führung teilnehmen, im August unter Anleitung von Dr. Friederike Daugelat. Eine Anmeldung dafür ist nicht erforderlich. Etwas längerfristige Planung erfordert die Kunstreise nach Bremen am 8. September mit einem Besuch des Overbeck-Museums und des Paula Modersohn-Becker Museums. Dr. Dagmar Lekebusch begleitet die Teilnehmer mit fachkundigem Wissen, Anmeldungen nimmt „Globetrotter Tours“ unter Tel. 04101 / 54 50 51 baldmöglichst entgegen.

Das gesamte Veranstaltungsprogramm, Eintrittspreise und Öffnungszeiten finden sich auch im Internet unter www.kreis-stormarn.de/go/overbeck.