Das adlige Gut Tremsbüttel

Das Tremsbütteler Herrenhaus, das der Unternehmer Fritz Hasenclever 1895 erbauen ließ, beherbergte schon in den späten 30er-Jahren ein Hotel. Nach dem Krieg war es eine der feinsten Adressen im Norden von Hamburg - und ist es auch heute wieder.

Tafeln wie ein echter Schlossherr

Im 1895 erbauten Schloss Tremsbüttel kann man "tagen und tafeln wie ein Schlossherr". Selbst Weltstars wie die Beatles wohnten in dem Hotel, das der Neurenaissance-Bau seit 1939 ist.

Tremsbüttel - "Vor 40 Jahren war ich zum letzten Mal hier. Auf Schloss Tremsbüttel hat meine Firma immer die Weihnachtsfeier abgehalten", erklärt Ingrid Jacob aus Hamburg. Nun zeigt sie ihrem Besuch aus Australien, dem anglikanischen Pastor Frank Roe, zusammen mit ihrem Ehemann Henry die Stätten ihrer Vergangenheit. Tremsbüttel hat sie noch in guter Erinnerung.

Hier fand früher immer Ingrid Jacobs Firmen-Weihnachtsfeier statt. Zusammen mit Ehemann Henry zeigt sie ihrem Besuch Frank Roe (rechts) die Stätten aus früheren Tagen.

Kein Wunder, denn hier kann man "tagen und tafeln wie ein Schlossherr". Ein Hotel ist der Neurenaissance-Bau schon seit 1939. Konsul Siegfried Zimmermann machte es dann ab 1959 berühmt als Jet-Set-Adresse. Leonard Bernstein, die Rolling-Stones, die Beatles gaben sich hier die Ehre.

Der Gast kann heute im "Sophia-Zimmer" in dem Himmelbett schlafen, in dem Sofia Loren genächtigt hat. Klaus Kinski schrieb ins Gästebuch, es sei "das einzige Hotel, in dem man in Deutschland wohnen kann."

Mit Selbstverständlichkeit wurde es stets als "Schloss" bezeichnet, obwohl es eigentlich nur ein Herrenhaus ist. Es diente als Kulisse für Filmaufnahmen und war der Ort vertraulicher Gespräche zwischen den Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Hamburg.

Dieser Glanz bewahrte das Haus nicht vor dem Leerstand, als Zimmermann 1986 starb. Ein kurzes Zwischenspiel gab der Bauspekulant Walter Schleicher, der quasi aus dem Schloss heraus verhaftet und wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde.

"Einmal Schlossherr sein", wirbt das Hotel. Hier können Gesellschaften fürstlich speisen. Hoteldirektorin Anne-Katrin Funcke legt Wert auf die Pflege des ursprünglichen Stils im Hause - und auf gepflegte Bewirtung.

Seit 1997 ist das Hamburger Pharmaunternehmen Strathmann Besitzer. Die edel ausgestatteten Räume werden vor allem für Tagungen, Feiern oder Hochzeiten gebucht, denn wer "für einen Tag Schlossherr sein" will, wie der Hotelprospekt wirbt, möchte das wohl kaum alleine genießen.

Aber auch Individualübernachtungen, beispielsweise für Durchreisende, sind möglich. Die 14 Suiten aus "Beatles-Zeiten" sind auf 26 Zimmer ergänzt worden, mit Einbeziehung eines Neubautraktes sind es sogar 50. Ein offizielles Trauzimmer steht zur Verfügung.

Aktuelle Informationen zum Schloß finden Sie am Ende dieser Seite.

"Wir haben das Herrenhaus wieder im ursprünglichen Stil hergerichtet", erzählt Direktorin Anne-Katrin Funcke. Dieser "ursprüngliche" Stil ist freilich unter manchen Kunstkennern als Sammelsurium verpönt. 1895, als der Remscheider Unternehmer Fritz Hasenclever das Haus im Neorenaissance-Stil bauen ließ, wollte man aus allen vorigen Epochen das Beste heraus filtern und schaffte dadurch den neuen Stil des "Historismus".

Eigentümliche Heiligenfiguren findet man im Treppenhaus - und dazu einen Hasen, mit dem sich Erbauer Fritz Hasenclever besonders verewigt hat.

So ziert die Treppe im Foyer ein Hase, mit dem sich Hasenclever ironisch verewigt hat, neben zwei armlosen, nicht näher identifizierten Heiligenfiguren, die "schon immer hier standen". Eine Ritterrüstung ein paar Stiegen höher fehlt nicht. Deckenmalereien im "Remter", dem niederdeutschen Speiseraum, wurden zumeist schon unter dem Vorbesitzer Schleicher freigelegt. "Hier ist alles so wie vor 110 Jahren", bekräftigt Funcke.

Vieles vom ursprünglichen Mobiliar wurde erhalten, einiges Passende auf Auktionen zugekauft, zum Beispiel ein schwerer Danziger Schrank von etwa 1700. Die junge Direktorin erstand gar bei einer Haushaltsauflösung in Bad Oldesloe ein Portrait von Olga Hasenclever.

In diesem Bett hat auch schon Sophia Loren genächtigt. So hat man den Raum Sophia-Zimmer" genannt.

Das Gut war bereits im Mittelalter ein Herrensitz. Eine Burg ist nachgewiesen, ein Rest davon erhalten. Der Name kommt wohl von "Siedlung (Büttel) des Tremota", ein slawischer Eigenname. 1475 baute Herzog Johann von Sachsen-Lauenburg die Burg zur Festung aus und machte Tremsbüttel zum "adligen Gericht", einer Art Rittergut mit Verwaltungshoheit, die sich über zehneinhalb Dörfer erstreckte, unter anderem Bargteheide, Delingsdorf und Tangstedt. 1544 wurde es Amt des Herzogtums Holstein-Gottorf.

Geistiges Leben erblühte ab 1777 unter Amtmann Graf Christian zu Stolberg und seiner Frau Louise. Bei diesen Freunden Goethes gingen auch Wilhelm von Humboldt, Friedrich Klopstock und Matthias Claudius ein und aus. 1802 kam das Amt zu Reinbek. Das Gut wechselte mehrfach den Eigentümer, die Hasenclevers besaßen es immerhin von 1883 bis 1939. Ihr Nachfolger, ein früherer Plantagenbesitzer namens Jonny Oellerich, eröffnete das erste Hotel mit 21 Zimmern, das allerdings im Krieg für Flüchtlinge Platz machen musste.

Eine romantische Parkanlage

Das Gelände des Hotelbetriebes umfasst heute neun Hektar.

Christian Graf zu Stolberg hatte das alte Wasserschloss in Tremsbüttel abgetragen und gleich dahinter ein neues Herrenhaus errichten lassen, den Vorgängerbau des heutigen. Auch die Parkanlage im landschaftlichen Stil ist ihm zu verdanken. Eine romantische Beschreibung des Parks lieferte Louise zu Stolberg, geborene Gräfin von Reventlow, 1793 in einem Brief an ihre Schwester:

"Ein breiter Gang von Pappeln führet kühl von dem Hause bis an die vier Reihen von Linden, und willst Du weiter gehen, so horche! Dich leitet der murmelnde Bach, und seine schattigen Ufer schützen Dich gegen Wind und Sonne. Doch wende Dich und siehe, wie die Sonne durch die hohen Kastanien blinket, wie sinkend sie röthet Blätter und Stamm. O wärest Du hier, liebe Schwester, Dir würde wohl werden in dieser freundlichen Ruhe."

Heute umfasst das gesamte Gelände des Hotelbetriebes neun Hektar, und der große Park lädt wieder die Gäste zum Spaziergang ein. Nicht nur der historische Teil mit den klassischen Sichtachsen ist gepflegt, seit Kurzem gibt es auch einen japanischen Garten, bei dem kein Weg geradeaus geht, um die bösen Geister fern zu halten. Ein kleines Amphitheater ist angelegt, und das Hotel nutzt einen eigenen Wirtschaftsgarten.


Aktuelle Informationen zum Schloß Tremsbüttel:
Stand: September 2021

Das Hotel im Schloß Tremsbüttel ist 2020 aufgegeben worden.

Die Libermenta-Kliniken werden ab Dezember 2022 im Schloß eine psychiatrische Klinik betreiben.