08.01.2024

Stormarn Lexikon: Als Else Wex-Cleemann Hitler malte

Bad Oldesloe. Die Künstlerin Else Wex-Cleemann fertigte zum 25. Jubiläum der heutigen Theodor-Mommsen-Schule als Geschenk der Stadt Bad Oldesloe ein Porträt von Adolf Hitler an. Im selben Jahr wurde ein anderes Gemälde von ihr in Kiel als „entartete Kunst“ beschlagnahmt. Ambivalente Persönlichkeiten hat es in Stormarn einige gegeben, nicht nur zur Zeit der Nationalsozialisten. Einige dieser janusköpfigen Menschen haben jetzt Eingang in das Stormarn Lexikon gefunden.

„Im vergangenen Jahr sind 46 neue Artikel hinzu gekommen“, freut sich Stefan Watzlawzik, der als Leiter des Kreisarchivs das Lexikon betreut. „Insbesondere kritische Persönlichkeiten, die im Kreis omnipräsent sind, sind berücksichtigt, das schließt eine wichtige Lücke im Bestand.“ Neben Wex-Cleemann ist beispielsweise Alfred Rust zu nennen, den es in gut und böse gibt: Er bildete sich ohne Studium zum Archäologen aus und entdeckte im Ahrensburger Tunneltal eine bis dahin unbekannte Kultur eiszeitlicher Rentierjäger. Deshalb fand ein Rentiergeweih Aufnahme in das Ahrensburger Wappen. Aber er trat auch 1943 freiwillig der Waffen-SS bei und arbeitete mit dem „Deutschen Ahnenerbe“ zusammen, das 1935 von Heinrich Himmler gegründet worden war.

Schimmelmann und Arthur Goldschmidt

„Dirk Hempel hat einen sehr informativen Artikel zu Heinrich Carl Schimmelmann beigetragen“, sagt Watzlawzik. Für Ahrensburg bewirkte Schimmelmann in seiner Zeit einen deutlichen Aufschwung. Seinen immensen Reichtum verdankte er allerdings auch der Arbeit von Sklaven auf Zuckerrohrplantagen in der Karibik, die aus heutiger Sicht kritisch beurteilt werden muss. „Im Lexikon sind außerdem Artikel zu Arthur Goldschmidt und seinem Sohn erschienen.“ Goldschmidt stammte aus einer jüdischen Familie, die zum Christentum konvertiert war, und lebte in Reinbek, wo er sich politisch und kulturell engagierte. Unter den Nationalsozialisten wurde er zunehmend verfolgt und kam 1942 in das KZ Theresienstadt, wo er eine evangelische Gemeinde gründete. Zwar wurde er 1945 befreit, starb aber 1947 in Reinbek. „Sein Sohn Georges-Arthur Goldschmidt konnte nach Frankreich fliehen, wo er sich während der deutschen Besatzung zeitweise bei Bauern verstecken musste. Nach dem Krieg wurde er ein bekannter Übersetzer und Autor.“

Auch zu Naturthemen wie der Norderbeste und der Süderbeste gibt es jetzt Beiträge, man kann sich über den Alster-Beste-Kanal informieren, der das wichtigste Infrastruktur-Projekt des 16. Jahrhunderts war, oder mehr über die Kulturstätten Trittauer Wassermühle und Galerie an der Wassermühle erfahren. „Auch weitere Ortsbeschreibungen, beispielsweise zu Sprenge, Mollhagen und Eichede, sind hinzu gekommen“, erläutert Watzlawzik. „Das Lexikon kann damit ein noch breiteres und vielfältigeres Spektrum zu Wissenswertem aus dem Kreis bieten.“

Digitales Regionallexikon für jedermann

„Das Stormarn Lexikon ist weit und breit das einzige digitale Regionallexikon und wir leisten damit einen nachhaltigen Beitrag zur Identität des Kreises“, betont Landrat Dr. Henning Görtz. „Ich freue mich, dass die zahlreichen freiwilligen Autorinnen und Autoren gemeinsam seit 2018 mehrere hundert Beiträge verfasst haben. Sie tragen damit dazu bei, das Daten und Fakten über unseren Kreis in leicht zugänglicher Form online abrufbar sind. Beeindruckt bin ich auch über die Breite der Themen – von Biografien über bemerkenswerte Menschen aus unserem Kreis über Informationen zu zahlreichen Vereinen und Institutionen bis hin zu Einrichtungen wie der Walddörferbahn ist ein riesiges Themenspektrum abgedeckt.“

Finanziell gefördert wird das Lexikon von Anfang an von der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn. Geschäftsführer Jörg Schumacher sieht in den neuen Artikeln auch einen Anstoß zur Auseinandersetzung mit aktuellen Themen. „Ich freue mich, dass inzwischen die Zahl von 400 Artikeln überschritten ist, nun haben wir die 500 im Blick. Jeder Beitrag stellt neue interessante Infos über den Kreis zur Verfügung.“

Weitere Autoren gesucht

Unter www.stormarnlexikon.de werden seit fünf Jahren Artikel zu sämtlichen Informationen über den Kreis gesammelt. Das Lexikon wird ständig erweitert und beschäftigt dafür freie Autorinnen und Autoren, die in Schulungen für ihre Aufgabe ausgebildet werden. „Das Stormarn Lexikon Online bündelt das Wissen über Stormarn in einer einzigen Datenbank, die als langfristige und zugleich qualitativ hochwertige Quelle angelegt ist. Wir freuen uns über jede Person, die Interesse hat, daran mitzuarbeiten.“, betont Watzlawzik.