Das adlige Gut Höltenklinken

Das Herrenhaus Höltenklinken wurde im Renaissancestil erbaut, allerdings erst 1906.

Das Walzengut am hölzernen Schlagbaum

Perlen oder Ruinen, berühmt oder versteckt – die Herrenhäuser in Stormarn waren einst glanzvolle Wohnsitze des Adels. Hier werden sie vorgestellt.

Rümpel-Höltenklinken – Die Anfahrt zum Gutshof führt durch eine alte Kastanienallee bergauf, doch noch sieht man keine Gebäude. Erst hinter der Kuppe nach einer Rechtsbiegung taucht es auf, das Herrenhaus von Höltenklinken, umgeben von einem u-förmigen Wassergraben. Hier wohnt Adolf Wilhelm Knapp mit seiner Frau Christiane und bewirtschaftet das Gut.

Christiane Knapp, geborene Meyer, hat das Gut von ihrem Vater geerbt.

Stolz präsentiert sich das Gebäude mit seinem 34 Meter hohen Turm, beherbergt großzügige Räume, dem alten Herrenhausstil nachempfunden. Deshalb bemerkt der Laie vielleicht nicht, dass es relativ jung ist, erbaut 1906 vom damaligen Besitzer Oskar Julius Stachow im nachempfundenen Renaissancestil.

Die Geschichte des Gutes geht freilich, wie überall, viel weiter zurück. Bei dem ursprünglichen Dorf Klinken oder „Holtzen Klinken“, was „hölzerner Schlagbaum“ bedeutet, entstand im 16. Jahrhundert ein adliges Gut.

Stilvoll dinieren lässt es sich in dem geräumigen Speisesaal mit Blick auf den Park. Das Gemälde zeigt Adolf Knapps Vater Otto.

Als frühester bekannter Besitzer ist Sievert Swyn urkundlich erwähnt. Er stammte aus einer ritterlichen Familie, die noch in der frühen Neuzeit aussterben sollte. Swyn verkaufte das Gut 1543 an Moritz Rantzau, einem Mitglied einer der mächtigsten Familien dieser Zeit.

So erwarb beispielsweise Heinrich Rantzau 1574 das Gut Nütschau und Peter Rantzau vollendete 1595 den Bau des Ahrensburger Schlosses. Um 1580 konnten die Rantzaus über 100 lebende männliche Verwandte nachweisen.

Die Familie von Moritz Rantzau behielt Höltenklinken knapp hundert Jahre bis 1637. Danach wechselte es so häufig den Besitzer wie kaum ein anderes in der Region, weshalb es „Walzengut“ genannt wurde, was bedeutete „auf der Walz“ quasi wie ein Handwerksgeselle.

Dieses Schicksal setzte sich erst recht fort, nachdem das Gut 1772 erstmals in bürgerlichen Besitz gelangte.

1892 kaufte es besagter Oskar Stachow und führte entscheidende Veränderungen durch: Das alte Herrenhaus von etwa 1830 wurde abgerissen und durch das heutige ersetzt, entworfen von dem Hamburger Architekten August Odt.

Neben der Gutsverwaltung findet Adolf Wilhelm Knapp nur selten Zeit zur Lektüre.

Neue Arbeiterhäuser und ein Kuhhaus entstanden, die Parkanlage wurde erneuert.

1929 verkaufte Stachow das Gut an Konrad Meyer, der es seiner Frau Christian vererbte, der Ehefrau von Adolf Wilhelm Knapp, womit wir wieder in der Gegenwart angelangt wären.

Die Raumstruktur im Innern des Hauses ist noch heute so wie in der Bauzeit, zum Beispiel das Treppenhaus und die Eingangshalle mit Kamin und Delfter Kacheln.

Das Haus lässt eine gediegene, großzügige, aber nicht prunkvolle Wohnkultur ahnen. Nicht wenig allerdings verschlingt es für seinen sachgerechten Unterhalt, um den sich die Knapps stets gekümmert haben.

Ein Amtmann mit Sinn für Industrie

Moritz Rantzau, Amtmann von Trittau, förderte in seinem Amt wie auf seinem Gut Höltenklinken die Industrie, richtete Ziegeleien und Spinnereien ein. Nach seinem Tod 1587 wirkten seine Witwe Barbara und sein Sohn Kay in diesem Sinne fort. Schon 1586 gab es in Höltenklinken einen Kupferhammer, später folgten zwei weitere, ab 1594 eine Papiermühle, danach noch eine Messing- und eine Pulvermühle an der über das Gut fließenden Süderbeste. Auch Fischteiche wurden angelegt.

Als Berufe, die auf dem Gut ausgeübt wurden, werden erwähnt: Messingbrenner, Messingschaber, Messingschläger, Drahtzieher, Drahtschneider, Kesselschläger, Kupferschläger, Kupfergarmacher, Eisenschmiede. Noch bis ins 18. Jahrhundert waren namhafte Fachleute in Höltenklinken tätig. Wegen starker Konkurrenz mussten die kleinen Betriebe jedoch nach und nach schließen. Heute werden auf dem Gut keine Mühlen mehr betrieben.

Von der Grundherrschaft zur Gutswirtschaft

Als Herrenhaus bezeichnet man einen Wohnbau, der einmal im Mittelpunkt eines adligen Gutes gestanden hat. Als Schloss gilt hingegen nur die ehemalige Residenz eines Landesherrn, von Größe und Pracht des Gebäudes hängt dies nicht ab. In diesem Sinne trifft die Bezeichnung Schloss in Stormarn heute nur noch für das Schloss Reinbek zu, früher außerdem für die nicht mehr existierenden Schlösser Reinfeld, Rethwisch, Trittau und (damals noch in Stormarn) Wandsbek. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet man aber oft auch Herrenhäuser wie Ahrensburg oder Blumendorf als Schlösser.

Die Etablierung der adligen Güter fand in der Renaissance statt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gelang es den Adligen, bei den vormals freien Bauern die Leibeigenschaft durchzusetzen. Der entscheidende Umbruch von der Grundherrschaft zur Gutswirtschaft war Mitte des 16. Jahrhunderts vollzogen. Zur gleichen Zeit wurden durch die Säkularisierung Ländereien der Kirche eingezogen, vor allem die der Klöster. So bildete sich ein starker Adel heraus, der mit Namen wie Rantzau oder Ahlefeldt die Epoche prägte. Diese Herren errichteten oft prachtvolle Bauten und Gärten. Manche von ihnen waren auch gegenüber neuen Geistesrichtungen wie dem Freimaurertum sowie dem technischen Fortschritt aufgeschlossen.

Im 18. Jahrhundert war die Agrarwirtschaft in eine Sackgasse gelangt. Die unmündige und unselbstständige Bauernschaft war kaum noch existenzfähig. Weitsichtige Adlige wie Paschem von Cossel in Jersbek hoben die Leibeigenschaft auf und vergaben kleine Bauernstellen in Erbpacht. Diese "Parzellisten" mussten lernen, ihre Höfe rationell zu führen. 1805 wurde die Leibeigenschaft im Königreich Dänemark, zu dem auch Holstein gehörte, ganz aufgehoben. Später gelangten die Herrenhäuser bisweilen in bürgerlichen Besitz, manchmal auch unabhängig vom zugehörigen Gut. Viele werden jedoch noch heute als landwirtschaftliche Gutshöfe bewirtschaftet.