13.06.2002

Bürgerbeteiligung und Eigeninitiative: Die Stormarner machen mit

Bürgerbeteiligung und Eigeninitiative sind in Stormarn beispielhaft. Seien es der Runde Tisch „Reinfelds Zukunft“ oder der Bürgerverein TIK in Bad Oldesloe oder die Agenda-Gruppen in Tangstedt, in Barsbüttel oder Großhansdorf. Überall engagieren sich Menschen für ihre Umgebung, für ihre Zukunft in ihrer Stadt oder Gemeinde.

Es zeigt sich immer wieder: Die besten Ideen und das Duchhaltevermögen, diese dann auch umzusetzen, haben die Menschen in den Gemeinden und Städten vor Ort:

Ehrenamtliche Reinfelder arbeiten beispielsweise schon seit Jahren an einem Runden Tisch zusammen, um etwas für ihre eigene Umgebung zu tun: Die Stadt schöner zu machen, Reinfeld nicht zu einer Schlafstadt zwischen Lübeck und Bad Oldesloe werden zu lassen und jungen Leuten in Reinfeld eine Perspektive zu schaffen.

Eines der vielen vorbildlichen Ergebnisse ist die Aktion von Reinfelder Betrieben: Sie Stellen in den Schulen die Berufe direkt aus der Praxis vor und bieten außerdem Bewerbungshilfen.

Das bietet Schülern eine bessere Vorstellung vom Berufsleben, baut Hemmschwellen ab und verbindet Ausbildung und Praxis. Auch das ist mit den Ergebnissen der PISA-Studie noch wichtiger geworden.

Die Bemühungen, das Abitur auch in Reinfeld ablegen zu können, sind mit der Planung einer Gesamtschule belohnt worden, so dass in Zukunft Gymnasiasten nicht mehr - wie nun schon seit Generationen - mit dem Zug zur Schule fahren müssen. Für Reinfeld ist eine Gesamtschule neben allen ideologischen Ansichten einfach aus praktischer Sicht der (Fahr-) Schüler ein großer Gewinn.

Handfeste Ergebnisse sind auch eine Boule-Bahn, die neue Schutzhütte am Herrenteich, Wanderwege mit Hinweistafeln sowie eine Wanderkarte für Reinfeld und die Reinfeld-Aktie.

Eine engagierte Reinfelderin erklärte dabei ihre Motivation, sich zu engagieren so: „Ich tue das nicht nur, weil ich ein guter Mensch sein will. Nein, mir macht es einfach Spaß, mit anderen zusammen etwas anzupacken, selbst Ideen zu finden, wie meine Umgebung schöner wird und das dann zu tun. Ich tue das wirklich für mich, nicht unbedingt für andere.“

Ein anderer fragte: „Sind eigentlich öffentliche Einrichtungen für alles verantwortlich, vom Taschentuch, das einer wegwirft, bis zum Aussehen eines Bürgersteigs im Einkaufsbereich? Ich glaube, wir können viel mehr selbst bestimmen und unsere Umgebung viel mehr selbst gestalten, als die meisten sich vorstellen. Und genau das will ich tun.“

In Bad Oldesloe wurde mit der Gründung eines Vereins TIK (Treffpunkt Innenstadt Kultur Bürgerforum e.V. Bad Oldesloe) ein verbindlicher Weg gewählt. Der Verein hat sich die Aufgabe gestellt, eine Zukunftskonferenz für Bad Oldesloe zu organisieren und durchzuführen und hat dafür Fördergelder vom Land eingeworben. Damit hat die Stadt Bad Oldesloe, die bereits einen Agenda-Beschluss hatte, der die Bürgerbeteiligung vorschreibt, die aufwendigste und langfristig wirksamste Form einer Bürgerbeteiligung quasi geschenkt bekommen.

Aus dieser Zukunftskonferenz sind Arbeitsgruppen entstanden, die auch ein Jahr danach noch immer mit viel Elan Ideen für die Zukunft ihrer Stadt umsetzen. Dazu gehören z.B. ein Veranstaltungskalender für die Stadt, die Organisation des Kurparkfestes, neue Wohnprojekte für Jung und Alt, die Suche nach Räumen für ein kulturelles Zentrum, eine Bürgerbefragung zur Attraktivität der Innenstadt und die Verbesserung des Fahrradwegenetzes.

Themen, um die es in allen Städten und Gemeinden geht sind:

- Der öffentliche Nahverkehr - die Versorgung mit Bus und Bahn
- Fahrradwege und –stellplätze
- Ort der kurzen Wege – Schulen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten am Ort
- Einladende öffentliche Plätze – Wo trifft man sich
- Energie und Wasser sparen

Das zentrale Thema aber, das hinter allem steht, ist eine der großen Fragen unserer Zeit:

Was kann ich in unserer hoch technisierten und von anderen mit unübersehbar vielen Regeln versehenen Welt eigentlich noch selbst tun und gestalten? Und: Ich brauche die anderen nicht und sie brauchen mich nicht - wie schaffe ich es in dieser Situation, unsere Zukunft und Umgebung mit anderen gemeinsam zu gestalten ?

Weil die Gesellschaft auf diese Fragen meist unbefriedigende Antworten gibt, nehmen immer mehr Stormarnerinnen und Stormarner ihre Zukunft selbst in die Hand, treffen sich, tauschen Ideen aus und fordern bei Stadt, Gemeinde, Land und Kreis ihre Mitbestimmungsrechte ein.

Genau dies beabsichtigt die Agenda 21 von Rio 1992, mit der Vorgabe, auf kommunaler Ebene eine Lokalen Agenda 21 (ein lokales Handlungsprogramm für das 21. Jahrhundert) mit den Bürgerinnen und Bürgern aufzustellen. Die Lokale Agenda 21 ist insofern eine öffentliche Einladung von Politik und Verwaltung an die Bürgerinnen und Bürger, die Zukunft mitzubestimmen.

Stormarn ist dabei landesweit vorbildlich mit Agenda-Beschlüssen in 4 von 6 Städten und in 4 von 5 amtsfreien Gemeinden. Die Bürgerbeteiligung wird vom AGENDA 21-Büro des Kreises unterstützt mit

- qualifizierter Beratung,
- Vorträgen zum Thema vor allem für Entscheidungsträger,
- Informationen zu Fördermöglichkeiten und
- Moderation von Beteiligungsveranstaltungen auf Anforderung.

Für weitere Auskünfte dazu steht Isa Reher vom Agenda 21-Büro des Kreises unter der Rufnummer 04531 - 160 – 637 gern zur Verfügung.