01.09.2003

Tag des offenen Denkmals: 7 Kulturdenkmale in Grönwohld, Ahrensburg und Ratzbek zu besichtigen

Am Sonntag, dem 14. September 2003, findet zum 11. Mal europaweit der Tag des offenen Denkmals statt. Aus diesem Anlass öffnen in Stormarn in diesem Jahr wieder sieben Kulturdenkmale ihre Türen. In Grönwohld liegt diesmal der Schwerpunkt: von 11.00 bis 17.00 Uhr sind dort die Röper-Kate, die Drahtmühle und das ehemalige Bauernhaus Dwerkaten 1 zu besichtigen; von 14.00 bis 18.00 Uhr hat zusätzlich die Reetdachkate Drahtmühle 17 geöffnet.
In Ahrensburg haben wiederum die Schlosskirche und die Gottesbuden von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Der sonntägliche Gottesdienst um 10.00 Uhr in der Schlosskirche wird als Kirchenführung gestaltet. Von 14.00 bis 18.00 Uhr ist in Ratzbek, Gemeinde Wesenberg, das Bauernhaus Siemssen zu besichtigen.

„Auch in diesem Jahr stehen wieder attraktive Baudenkmale den Besucherinnen und Besuchern offen“, so Stormarns Landrat Klaus Plöger in seiner Ankündigung. „Alle sieben Baudenkmale sind in ihrer Unterschiedlichkeit gute Beispiele, um für die kulturpolitisch so wichtige Aufgabe von Denkmalschutz und Denkmalpflege im Kreisgebiet zu werben.“ Zugleich dankte der Landrat allen Besitzern der am 14. September geöffneten Gebäude und ebenso ihren Mitarbeitern und Helfern: „Ohne ihr Engagement und ihren Einsatz lässt sich ein solch aufwendiger Besuchertag überhaupt nicht mit Erfolg durchführen.“

Der Tag des offenen Denkmals findet immer am zweiten Sonntag im September statt. Auch in diesem Jahr werden wieder über 40 europäische Länder daran teilnehmen. Die vom Europarat und der Europäischen Gemeinschaft initiierte und geförderte Aktivität hat sich mittlerweile als wichtiges Medium der Öffentlichkeitsarbeit für die Erhaltung des kulturellen Erbes durchgesetzt. Das Ziel ist es vor allem, das reiche bauliche Erbe einer Region vorzustellen. Gleichzeitig können die Besucherinnen und Besucher die Ergebnisse von denkmalpflegerischen Einzelmaßnahmen direkt vor Ort studieren. Das diesjährige Motto lautet „Wohnen im Denkmal“: Die in den geöffneten Baudenkmalen gefundenen Möglichkeiten können die Besucherinnen und Besucher erleben und vergleichen.

Zu den sieben Kulturdenkmalen in Grönwohld, Ahrensburg und Ratzbek hat die untere Denkmalschutzbehörde in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Besitzern wieder jeweils ein Informationsblatt erstellt, das vor Ort auch kostenfrei mitgenommen werden kann.

Die Röper-Kate in der Bahnhofstraße 5 in Grönwohld ist eine kleine ehemalige Fachwerkkate, die heute der Gemeinde gehört. Vor Jahrzehnten verlor die ehemalige Rauchkate ihr Reetdach, und große Teile des Fachwerks wurden durch Ziegelmauerwerk ersetzt. Seit 2001 saniert der von Ortsansässigen gegründete „Verein Röper-Kate Grönwohld e. V.“ dieses ländliche Baudenkmal zunächst weitgehend in Eigenleistung. In einigen Jahren soll es für Vereins- und Dorfaktivitäten genutzt werden, für kulturelle Veranstaltungen und auch private Feiern. Am 14. September finden zwischen 11.00 und 17.00 Uhr Führungen nach Bedarf statt.

Standen im letzten Jahr noch die Freilegungsarbeiten im Vordergrund, so können in diesem Jahr erste Fortschritte begutachtet werden: ein Zimmermann hat im August begonnen, die Fachwerkwand auf der nördlichen Traufseite fachgerecht zu sanieren. Am Tag der offenen Tür wird neben der Röper-Kate auch ein Informationsstand der Interessengemeinschaft Bauernhaus aufgebaut.

Die reetgedeckte Fachwerkkate Drahtmühle 17 in Grönwohld besaß ursprünglich drei Fach und ein Kammerfach mit drei Stuben. Nach mündlicher Überlieferung soll sie Anfang des 18. Jahrhunderts in Trittau errichtet und dann viele Jahrzehnte später nach Grönwohld transloziert worden sein. 1985 erwarben die heutigen Eigentümer, das Ehepaar Heyn, das Anwesen, sie haben in den folgenden neun Jahren die Kate weitgehend in Eigenleistung saniert, zugleich wurden viele frühere negative Veränderungen durch Rückführung auf den mutmaßlichen Ursprungszustand beseitigt. Im Garten befindet sich ein funktionsfähiges Hofbackhaus.

Das Anwesen Dwerkaten 1 im Ortsteil Dwerkaten der Gemeinde Grönwohld wurde wohl um 1860/70 als kleines Bauernhaus in Ziegelbauweise mit zwei Ständerreihen im Inneren errichtet; einige Jahrzehnte später wurde seitlich an den Wirtschafsteil ein kleiner Stall angebaut. 1990 wurde das Haus vom Ehepaar Pollok erworben und anschließend grundlegend saniert. Das mittlerweile vorgefundene Blechdach wurde wieder durch das ursprüngliche Reetdach ersetzt. Heute dient das Gebäude als Wohnhaus.

Die Drahtmühle in Grönwohld ist der älteste erhaltene „Industriebau“ in Stormarn: ein zweigeschossiger, etwa 35,40 m langer und 10,70 m breiter Fachwerkbau mit einem pfannengedeckten Satteldach. Das doppelstöckige

Sparrendach wird durch zwei Reihen langgestreckter Schleppgauben markiert, die bald nach 1817 eingebaut wurden, als die ehemalige Drahtziehmühle in eine „Papiermühle“ umgebaut wurde. Bis 1616 lässt sich die Geschichte dieses Anwesens zurückverfolgen. Heute dient sie dem Ehepaar Wohlers als Wohn- und Atelierhaus. Sie sind seit 1974 Eigentümer und haben das unter Denkmalschutz stehende Gebäude mit sehr viel Eigenleistung, aber auch mit Hilfe erheblicher Zuschüsse Zug um Zug instandgesetzt. Am Tag der offenen Tür wird die historische Methode des Papierschöpfens zu erleben sein, auch die Besucher können sich darin üben. Zur Stärkung stehen Kaffee und Kuchen bereit.

In Grönwohld werden an diesem Tag aber auch weitere historische Gebäude zumindest von außen zu besichtigen sein: der Verein Röper-Kate e. V. hat hierzu für die Besucher nicht nur ein Faltblatt mit weiteren Informationen drucken lassen; vor Ort werden diese auch auf kleinen Tafeln zu lesen sein.

Das ehemalige Hauptgebäude des Hofes Siemssen (früher Köhn) in der Dorfstraße 37 - 39 in Ratzbek, Gemeinde Wesenberg, ist ein reetgedeckter, rund 30 m langer und 14,5 m breiter Ziegelbau, der auf beiden Traufseiten noch das vollständige Eichenfachwerk zeigt. Teile dieses Bauernhauses wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts erneuert, das Hausgerüst, insbesondere auf der Diele, stammt aber aus dem 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts. Das Hauptgebäude wurde 1978 bis 1981 saniert, das Reetdach erneuert. Weitere Umbauten im Wohnfach des unter Denkmalschutz stehenden Hauses erfolgten 2001. Das Bauernhaus ist von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet; nach Bedarf wird der Eigentümer Peter Siemssen Erläuterungen geben.

In einer Sonderausstellung wird die Peter-Siemssen-Stiftung Keramik-Unikate des Südfranzosen Gilbert Portanier zeigen. Dieser ist in Deutschland durch seine früheren Ausstellungen gemeinsam mit Pablo Picasso und durch seine besondere Glasurmalerei auf Keramik bekannt. Weiterhin sind Keramiken von Renée Reichenbach zu sehen, der ersten Stipendiatin der Stiftung; sie hat ihr Studium an der Hochschule Burg Giebichenstein abgeschlossen und zuletzt in Ratzbek gearbeitet.

Die Gottesbuden in Ahrensburg ließ Peter Rantzau, königlicher Amtmann von Flensburg und Besitzer des Gutes Ahrensburg, zur Unterbringung der Armen und Alten des Gutes an der Nord- und Südseite von Kirche und Friedhof in Form von zwei langgestreckten Budenreihen errichten. Im Osten und Westen waren sie ursprünglich mit einer Friedhofsmauer verbunden, so dass sich eine geschlossene Anlage ergab. Beim Ausbau der heutigen Marktstraße, der ehemaligen Bundesstraße 75, in den 1840er Jahren musste jeweils die westliche Bude abgebrochen und die Kirchenmauer hier zurückverlegt werden. Die Gottesbuden bestehen aus zwei Zeilen von heute jeweils 11 kleinen Wohnungen. Jede Wohnung hat einen Eingangsbereich, der zugleich als Küche dient, und eine etwa 16 m2 große Stube. Jeweils zwei Personen teilten sich ursprünglich eine solche Wohnung. Sie bekamen in der nördlichen Budenreihe nicht nur kostenlosen Wohnraum im Alter, denn durch ein Stiftungskapital war von Peter Rantzau auch eine für die damaligen Verhältnisse großzügige finanzielle Versorgung sichergestellt worden. Die Einkünfte aus der Vermietung der Buden in der südlichen Reihe dienten einst zur Erhaltung der Kirche. In der ersten Bude der Südreihe hat die Kirchengemeinde vor längerer Zeit einen 3.-Welt-Laden eingerichtet.

Die Schlosskirche Ahrensburg entstand gleichzeitig mit den Gottesbuden in den Jahren 1594 bis 1596 als einschiffige Saalkirche. Sie ersetzte eine ältere Kapelle und wurde die Gemeindekirche für das damals neu gegründete Kirchspiel Woldenhorn. Ein besonderer Schmuck ist das aus der Erbauungszeit stammende Netzgewölbe. Die heutige qualitätvolle barocke Ausstattung entstand überwiegend in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts und ist eine Stiftung der Gutsherrschaft. Die 1745 an der Nordwand angebaute Kapelle ließ Graf Detlef Rantzau für seine Bestattung erbauen. Sein Sarkophag aus Sandstein steht inmitten dieses Raumes. Den Glockenturm ließ erst Heinrich Carl Schimmelmann, Besitzer von Gut Ahrensburg seit 1759, im Jahre 1778 erbauen.

Pastor Helgo Matthias Haak wird den um 10.00 Uhr beginnenden Gottesdienst als Kirchenführung gestalten, in deren Anschluss auch eine „Gottesbude“ besichtigt wird. Hier stehen auch Kaffee und ein kleiner Imbiss zur Stärkung bereit.

„Ich wünsche allen Besucherinnen und Besuchern dieser sieben am 14. September geöffneten Kulturdenkmale in Stormarn anregende Stunden und viele gute neue Eindrücke,“ so abschließend Landrat Plöger.