22.01.2004

Denkmalpflege im Kreis Stormarn - Jahresbericht 2003

Eine zufriedenstellende Bilanz zog jetzt wieder Stormarns Landrat Klaus Plöger: Auch im abgelaufenen Jahr gab es im Kreisgebiet etliche Beispiele einer gelungenen Pflege historischer Gebäude und Anlagen. Plöger stellte diesen Bericht öffentlich vor, Einzelheiten erläuterte Kreisbaudirektor Burkhard von Hennigs, Fachdienstleiter für Hochbau und Denkmalpflege in der Kreisverwaltung.

Gebäudesanierungen

Im vergangenen Jahr wurden die Sanierungsarbeiten in dem rund 425 Jahre alten Herrenhaus Nütschau fortgeführt. Zur Zeit präsentiert sich das bedeutende, um 1577 errichtete Baudenkmal allerdings noch als Rohbau; aus ihm ließen sich für die Bauforschung zahlreiche bauzeitliche Informationen herauslesen. Inzwischen sind die Planungen für die neue Nutzung in allen drei Etagen deutlich vorangeschritten, ebenso auch für den neuen seitlichen Zugang, von dem die Besucher künftig eine zweigeschossige Halle erreichen werden, mit Treppenanlage und einem Fahrstuhl. Dagegen wird die erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor den mittleren Nordgiebel gesetzte, sehr wuchtige doppelläufige Zugangstreppe aufgegeben. Die Instandsetzung des Herrenhauses wird noch einige Jahre andauern, weil hierfür das Benediktiner-Kloster St. Ansgar noch erhebliche Mittel aufbringen muss. Dabei sollen im Jahr 2004 auch EU-Mittel aus dem Programm für die ländliche Strukturentwicklung helfen.

Nach mehrjähriger Sanierung konnte das gut 100 Jahre alte Herrenhaus in Trenthorst, Gemeinde Westerau, im August 2003 wieder vollständig in Nutzung genommen werden. Das Herzstück des Instituts für ökologischen Landbau, Teil der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig, nutzt es als Tagungszentrum. Neben drei Tagungsräumen besitzt es jetzt wieder 15 Gästezimmer für Doktoranden, Studenten und Gastwissenschaftler und auch einen modernisierten Küchentrakt.

Im Spätherbst begannen die Sanierungsarbeiten an der hofseitigen Fassade des Herrenhauses Jersbek. In kleineren und größeren Flächen war das Fugennetz des teils über 250 Jahre, teils 150 Jahre alten Mauerwerks ausgefroren und musste erneuert werden.

Das kleine Spritzenhaus von 1879 am Torhaus-Vorplatz in Jersbek ließ die Gemeinde instandsetzen, ebenso ließ sie im vergangenen Jahr auch die zweite Hälfte des Baumkranzes um den historischen Eiskeller in Jersbek erneuern.

Auf dem Wirtschaftshof von Gut Blumendorf konnte die Grundinstandsetzung der sogenannten Haferscheune weitgehend abgeschlossen werden. Das Fachwerk der Außenwände wurde neu gerichtet, schadhafte Stiele und Riegel erneuert; ebenso musste das Fundament insgesamt komplett erneuert werden. Der Eigentümer bekam dazu finanzielle Zuschüsse von der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landschaft und vom Landesamt für Denkmalpflege. Weiterhin erhielt die im Innern vor einigen Jahren zur Reithalle umgebaute ehemalige Jungviehscheune einen neuen Reetdachfirst.

Am ehemaligen Melkerhaus des ehemaligen Gutes Tangstedt, Beekmoorweg 8, hat der neue Eigentümer mit Instandsetzungsarbeiten begonnen. Der Dachstuhl ist inzwischen mit roten Tonpfannen neu eingedeckt worden; das Fachwerk weist in großen Bereichen erhebliche Schäden auf.

An der 1849 erbauten Braaker Windmühle mussten die Kappe und die Flügel überarbeitet werden. In den Flügeln waren einige Holzteile verfault und wurden ersetzt. Anschließend erhielten Kappe und Flügelkreuz einen neuen Anstrich.

Die alte Kornmühle am Stadtarm der Trave in Bad Oldesloe war nach dem Stadtbrand von 1798 neu erbaut worden. In einem Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Anbau sind die Mauerwerkstafeln, die herauszufallen drohten, gegen wärmegedämmte und außen verputzte Tafeln ausgetauscht worden. Farblich wurden die Putzoberflächen dem übrigen Rotsteinmauerwerk angeglichen.

Für die unter Denkmalschutz stehende Reetdachkate Hauptstraße 17 in Hammoor wurde im Herbst 2003 eine verformungsgetreue Bestandsaufnahme durch den Architekten O. Juhnke (Dunkelsdorf) durchgeführt. Diese soll als Grundlage für die anstehende Sanierung dienen.

Über den Schlosspark Ahrensburg wurde 2002/03 vom Hamburger Büro EGL eine gartenhistorische Bestandsaufnahme erstellt. Diese soll Grundlage sein für eine geplante, behutsame Aufwertung des Schlossumfeldes.

Der historische Grenzstein von 1842 am Schiphorster Weg, an der Grenze zwischen den Dörfern Eichede und Schiphorst, war seit längerem verschwunden. Nach der Wiederauffindung musste er zunächst gedübelt und geklebt werden, da er in zwei Teile zerbrochen war. In den nächsten Wochen ist geplant, ihn am historischen Standort wieder aufzustellen. Für die Sanierungskosten hat die Gemeinde Steinburg einen Zuschuss in Höhe von 500,00 € von der Kulturstiftung der Sparkasse Stormarn erhalten.

Der Kreis Stormarn, seit 1984 Pächter der Alleen und Wege im über 250 Jahre alten barocken Jersbeker Gutspark, konnte auch im vergangenen Jahr wieder notwendige Unterhaltungsarbeiten durchführen lassen. Größere Sorge bereitet der Befall einzelner alter Linden mit dem Brandkrustenpilz, gegen den bisher kein Gegenmittel bekannt ist. Als Ersatz für 8 bereits im vergangenen Winter aus Gründen der Verkehrssicherung gefällte Linden und für frühere Verluste wurden im Spätherbst insgesamt 13 Linden in die Lücken nachgepflanzt. Der Verein Naherholung im Umland Hamburg e. V. hat auch 2003 letztmalig wieder 50 % der anfallenden Kosten von rund 10.000,00 € getragen.

Finanzielle Beihilfen

Seit sechs Jahren stehen den Denkmaleigentümern in Stormarn keine Beihilfemittel des Kreises mehr zur Verfügung. „Um so wichtiger sind daher Zuschüsse anderer Stellen“, so Landrat Plöger. Die Kulturstiftung der Sparkasse Stormarn hat auch im abgelaufenen Jahr die Denkmalpflege im Kreisgebiet mit einem namhaften Betrag unterstützt: 15.000,00 € stellte sie für die Sanierungsarbeiten an der Röperkate in Grönwohld bereit. Schwerpunkte waren im vergangenen Jahr Freilegungs- und Zimmermannsarbeiten am teilweise maroden Fachwerk. Für das gerade begonnene Jahr 2004 wurden noch einmal weitere 20.000,00 € bewilligt. Nach der Fortsetzung der Sanierungsarbeiten, die zum Teil in Eigenleistung durch die örtlichen Mitglieder des „Vereins Röperkate e. V.“ erfolgen, soll auch das Reetdach erneuert werden.

Das Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein trug 50 % der Kosten für die Fassadensanierung des Herrenhauses von Gut Jersbek. Weiterhin unterstützte es mit insgesamt 22.000,00 € die Stadt Ahrensburg bei den Kosten für die Bestandsaufnahme des Ahrensburger Schlossparks sowie bei der Finanzierung der Gutachten die Eigentümer des ehemaligen Melkerhauses in Tangstedt und der Reetdachkate in Hammoor.

Den hohen Stellenwert der Denkmalpflege durch steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten macht auch im abgelaufenen Jahr 2003 wieder die folgende Zahl deutlich: Für 7 Denkmaleigentümer bescheinigte das Landesamt für Denkmalpflege rund 88.400,00 € (im Vorjahr sogar 691.500,00 €). Umgerechnet entspricht dieser Betrag einer Beihilfesumme von rund 22.000,00 € bis 26.500,00 €!

Tag des offenen Denkmals

Am 14. September 2003 fand der europaweite Tag der offenen Tür für Kulturdenkmale zum 11. Mal statt. In Stormarn waren an diesem Tage 7 Kulturdenkmale geöffnet:

- die evangelische Schlosskirche in Ahrensburg und
- die benachbarten Gottesbuden,
- das ehemalige Bauernhaus Dorfstraße 37 in Ratzbek, Gemeinde Wesenberg,
- die Drahtmühle in Grönwohld,
- die Röperkate in Grönwohld,
- die Reetdachkate Drahtmühle 17 und
- das ehemalige Bauernhaus Dwerkaten 1 in Grönwohld.

Im Bauernhaus „Tandem“ in Ratzbek war gleichzeitig wieder eine Ausstellung der Peter-Siemssen-Stiftung mit Keramiken u. a. des südfranzösischen Künstlers Gilbert Portanier zu sehen.

Traditionell am Pfingstmontag (09. Juni 2003) nahmen wieder weit über 3.000 Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit wahr, Stormarns einzige gewerblich „arbeitende“ Mühle, die 1849 erbaute Holländer-Windmühle in Braak, zu besichtigen.

Unterschutzstellungen

Die im Jahr 1937 in Glinde für Bedienstete des ehemaligen Heereszeugamtes errichtete Wohnsiedlung Oher Weg 5 - 23 wurde durch Landesverordnung vom 09. Juli 2003 als „Denkmalbereich“ geschützt. Die Siedlung ist etwa 1,4 ha groß und umfasst sieben zumeist eingeschossige, aus weiß geschlämmtem Mauerwerk errichtete Wohnhäuser mit insgesamt 24 Wohnungen. Alle Dächer sind reetgedeckt, auch die Haustüren sind noch ursprünglich. Der neue Eigentümer, die „Baugenossenschaft freier Gewerkschafter e. G.“ aus Hamburg, will die erforderlichen Sanierungen in enger Zusammenarbeit mit der unteren Denkmalschutzbehörde durchführen.

Am 11. Dezember 2003 wurden die Verlagsgebäude des Rowohlt-Verlags in Reinbek, Hamburger Straße 17 / Völckerspark 11, in das Denkmalbuch eingetragen. In zwei Bauabschnitten 1957 bis 1960 und 1968 bis 1970 von dem bekannten Hamburger Architekten Professor Fritz Trautwein (1911 - 1993) entworfen, entstanden hier bedeutende Beispiele für die Nachkriegsarchitektur im Lande.

Literatur

Eine Reihe Stormarner Grenzsteine fand Aufnahme und Beschreibung in dem 2003 erschienenen Werk „Grenzen und Grenzsteine der (freien und) Hansestadt Lübeck“. Die Verfasser Heinz Röhl und Wolfgang Bentin haben auch historische Grenzsteine früherer Lübecker Territorien wie Barkhorst, Lasbek, Pölitz oder Westerau in ihr Sammelwerk aufgenommen.

Viele bekannte Stormarner Baudenkmale wurden jeweils durch einen eigenen Artikel im neuen Stormarn-Lexikon beschrieben, ebenso auch Baudenkmaltypen wie Kate und Bauernhaus, Schloss und Herrenhaus, Ehrenmale, Grenz- und Meilensteine, ebenso die Begriffe Denkmalschutz und Denkmalpflege selbst.

Ausblick

Die Denkmalschutzbehörden erwarten in diesem Jahr, wie Landrat Plöger abschließend ausführte, den Baubeginn bei der Sanierung und dem teilweisen Umbau der zentralen, seit 1986 unter Denkmalschutz stehenden Hofgebäude in Trenthorst. Das Institut für ökologischen Landbau will hier u. a. Labore, Werkstätten und eine Käserei einrichten; in der ehemaligen, heute noch offenen Remise soll ein Vortragsraum entstehen.

Sobald die Witterung es zulässt, soll in Jersbek nach Fertigstellung des neuen, größeren öffentlichen Parkplatzes an der Jersbeker Allee, gegenüber vom Fasanenhof, auch der von alten Linden umstandene Vorplatz vor dem 1678 erbauten Torhaus denkmalgerecht hergerichtet werden.

Für den weiteren sinnvollen Umgang mit der denkmalgeschützten vierreihigen Jersbeker Allee wird ein bereits beauftragtes Gutachten Hilfestellung geben. Die kürzlich beauftragte Fällung von weiteren 9 Linden wegen fehlender Verkehrssicherheit beweist, dass hier mittelfristig Handlungsbedarf besteht.

Auf das Äußerste gefährdet ist die 1691 errichtete reetgedeckte Gutsscheune Silk: Seit Jahrzehnten ohne sinnvolle und wirtschaftlich nachhaltige Nutzung, wurde im Spätherbst 2003 vom Besitzer ein Abbruchantrag gestellt. Angesichts des erforderlichen Arbeits- und Geldaufwandes für eine Instandsetzung, die wirtschaftlich nicht mehr zumutbar ist, musste die untere Denkmalschutzbehörde mit Zustimmung des Landesamtes dem Abbruch zustimmen. In der derzeitigen finanziellen Situation der öffentlichen Haushalte besteht keine Möglichkeit, eine Sanierung nennenswert zu fördern.

„Dieser drohende Verlust bleibt auf absehbare Zeit hoffentlich ein Einzelfall“, so der Landrat. „In den vergangenen Jahren ist es häufig durch einen Besitzerwechsel gelungen, gefährdete Kulturdenkmale, die lange leer standen und zu verfallen drohten, doch noch zu sanieren und wieder mit neuem Leben zu erfüllen“.