10.05.2006

Katastrophenalarm im Kreis Stormarn simuliert

Die Lage konnte kaum schlimmer sein. Verheerende Unwetter über Stormarn, viele Feuerwehren bereits im Einsatz, und dann das: Auf der A1 bei Barsbüttel verunglückten morgens diverse Pkw und ein mit Chlorgas beladener LKW. Eine Chlorgaswolke zog Richtung Barsbüttel. Auf der K 80 kollidierte ein vollbesetzter Reisebus mit einem Lkw. Insgesamt viele Tote und mehr als 350 Verletzte. Ein sogenanntes Großschadenereignis war eingetreten, das die Stormarner Rettungskräfte allein nicht bewältigen konnten. Der Stormarner Landrat löste Katastrophenalarm aus.

Zum Glück nur ein Übungsszenario, das sich eine Vorbereitungsgruppe für den Katastrophenschutzstab und die Einsatzleitungen der Rettungsdienste ausgedacht haben. Ende April fanden sich Mitglieder des Führungsstabes des Stormarner Katastrophenschutzes, der Integrierten Regionalleitstelle Süd, der Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks, der leitenden Notarztgruppe, der Polizei und der Bundeswehr in der Landesfeuerwehrschule in Harrislee ein, um dort gemeinsam in einem Planspiel den Ernstfall zu üben.

Möglichst realistisch sollte es sein. Deshalb begann auch alles eher harmlos. Zunächst ging es für die Mitarbeiter der Regionalleitstelle darum, die ersten eingespielten Schadenslagen abzuarbeiten, bis dann die Summe der verschiedenen Schadenereignisse Dimensionen annahm, die den Führungsstabes (FüStab) der Katastrophenabwehrleitung des Kreises Stormarn auf den Plan rief.

Oberstes Ziel der Übung war es, den Informationsfluss zwischen dem Führungsstab und den Einheiten vor Ort zu trainieren.


































auf dem Foto: Die Kreistagsabgeordneten Reinhard Mendel und JoachimWagner lassen sich im Führungsstab von Jens Bebensee und Andreas Rehberg (von links) informieren.

Und so trat der Führungsstab zusammen und ließ sich von der Leitstelle in die Lage einweisen, die Informations- und Kommunikationsgruppe (IuK) richtete eine Nachrichtenstelle ein, die Technische Einsatzleitung (TEL) schlug „vor Ort in Barsbüttel“ ihr Zelt auf und wurde mit der Einsatzleitung im Krisengebiet betraut.

- Sind genügend Kräfte und Material vor Ort oder wird Hilfe aus den Nachbarkreisen benötigt?
- Hat die Polizei die Autobahn gesperrt und den Verkehr weiträumig umgeleitet? Ist die Bergung der Fahrzeuge organisiert?
- Benötigt der Löschzug Gefahrgut Hilfe durch die Bundeswehr, um die vielen mit Chlorgas kontaminierten Personen zu desinfizieren?
- Wurden die umliegenden Krankenhäuser von der auf sie zukommenden Lage informiert? Klappt der Transport der Verletzten?
- Wurde die Bevölkerung rechtzeitig vor dem austretenden Chlorgas durch Radio und Fernsehen gewarnt? Ist die Presse informiert?
- Wo bekomme ich Auskunft über den Verbleib vermisster Personen?

Diese und viele andere Fragen galt es zwischen dem Führungsstab und den Rettungseinheiten zu klären und zu koordinieren. Die Drähte, oder vielmehr der Funkverkehr glühte. Jede Information wurde auf dem den Rettungskräften wohlbekannten Vierfach-Fernmeldevordruck notiert und über den Äther transportiert.

Als erschwerend erwies sich auch der keineswegs abwegige Ideenreichtum der Übungsleitung. Das plötzlich im FüStab auftretende Fernsehteam gehörte genauso zum Übungsinhalt wie die hochschwangere Frau im verunfallten Pkw oder ein angekündigter Besuch des Innenministers am Unglücksort.


































auf dem Foto: Die Technische Einsatzleitung (TEL) vor Ort bei der Arbeit.

Natürlich ereigneten sich an diesem Tag noch weitere Unglücksfälle. Unter anderem stürzte ein Hubschrauber der Presse auf ein in der Nähe der Unglücksstelle gelegenes Gebäude, 90 verstörte Rinder stürmten die Autobahn und in einem Regenrückhaltebecken, dass zu Löschzwecken benutzt wurde, hatte sich lebensgefährliche Blausäure gebildet, die mehrere Schwäne verenden ließ.

Ein wahrlich rabenschwarzer Tag in der Geschichte Stormarns.

Was man von dem Verlauf der Übung nicht sagen konnte. Als nach Übungsende die Lagekarten des FüStabes und der TEL verglichen wurden, konnte man feststellen, dass sie nahezu identisch waren. Ein untrügliches Zeichen für einen funktionierenden Informationsfluss. Damit war das eigentliche Ziel dieses Planspiels erreicht.

Dies konnten auch die Stellvertreter des Landrats, Erster Kreisrat Joachim Wagner und Kreistagsabgeordneter Reinhard Mendel, feststellen, als sie sich vor Ort ein Bild von der Leistungsfähigkeit des Katastrophenschutzes machten.

Am nächsten Tag folgte eine erste „Manöverkritik“. Die von der Übungsleitung erwarteten und vom FüStab und den Einsatzkräften veranlassten Reaktionen wurden verglichen und analysiert. Schwachstellen wurden angesprochen und sollen bei zukünftigen Übungen noch gezielter trainiert werden.

Insgesamt bescheinigten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vorbereitung und der Durchführung dieses Planspiels ein durchweg positives Ergebnis.