29.05.2009

Archivare trafen sich am 27. Mai in Trittau

Jedes Jahr lädt das Kreisarchiv mit einer Stormarner Gemeinde, Stadt oder Amt die Archivare der Region ein. Diese gute Tradition besteht in diesem Jahr wie die Bundesrepublik seit 60 Jahren. 1949 lud erstmalig der Stormarner Landrat Wilhelm Siegel die damaligen Archivpfleger zu einem Arbeitstreffen nach Bad Oldesloe ein. Seitdem dient der jährliche Erfahrungsaustausch der Archivare v.a. dazu, fachliche Fortbildung anzubieten, Brücken zu schlagen und die wichtige Funktion der Archive als lebendiges Gedächtnis der jeweiligen Kommune zu verdeutlichen.

Kreisarchivleiter Dr. Johannes Spallek, Dipl.-Archivar Stefan Watzlawzik sowie der Trittauer Amtsarchivar Oliver Mesch freuten sich in Trittau rund 30 Kollegen begrüßen zu können, die aus Stormarn, dem Landesarchiv in Schleswig sowie den Nachbarkreisen Herzogtum Lauenburg, Segeberg und Ostholstein angereist waren.

Bürgermeister Nussel begrüßt die ArchivareTrittaus Bürgermeister Walter Nussel (rechts im Bild) sprach in seinem Grußwort über die wichtige Rolle der Archive als Bewahrer des kulturellen Erbes sowie der Identität der Kommunen. Aus den reichhaltigen Quellen des „urstormarnschen“ Amtes Trittau, das seit dem Spätmittelalter besteht, könnten seiner Meinung nach noch viele spannende Forschungarbeiten entstehen. Als ehemaliger Standesbeamter interessierte er sich aber auch sehr für das aktuelle Hauptthema der Tagung, nämlich die Abgabe der älteren Personenstandsregister und Sammelakten an die Archive.

Geburten-, Heirats- und Sterberegister gehören zu den wichtigsten Dokumenten, die jede Gemeinde oder Stadt führt. Fast jeder Bundesbürger ist in ihnen registriert und so gut wie jeder hat auch seine eigene Geburtsurkunde zuhause, die anhand des Eintrags im Geburtenregister ausgestellt wurde. Seit 1. Januar 2009 ist in Schleswig-Holstein ein neues Gesetz in Kraft getreten. Die älteren Akten und Bücher, die bislang dauernd im Standesamt aufbewahrt werden mussten, werden jetzt an die Kommunalarchive abgegeben. Geburtenregister 110 Jahre (1898) nach Entstehung, Heiratsregister 80 Jahre (1928) und Sterberegister 30 Jahre (1978) danach.

In der Diskussion sprachen die Archivare über ihre bisherigen Erfahrungen bei der Übergabe und Benutzung der Unterlagen. Einig war man sich darin, dass vielfach noch das Vertrauen der Standesbeamten gewonnen werden muss, um sie zu überzeugen, dass die Abgabe ins Archiv die richtige Entscheidung ist. Nur so können die Bände langfristig konservatorisch gesichert werden und für die Forschung bereitgestellt. Unterschiedliche Meinungen gab es über die Einsichtnahme.

In vielen Fällen sind auch noch Daten lebender Personen enthalten, die geschützt werden müssen. In der Praxis ist allerdings kaum machbar jede Sammelakte oder jeden Eintrag im Register auf diese Informationen zu durchsuchen. Die Ermittlung der Informationen durch die Archivare scheint ebenso keine Lösung. Zum einen würde sehr viel Arbeitskraft gebunden, die bei den anderen Aufgaben fehlen würde, zum anderen würden erhebliche Kosten für die Benutzer anfallen.

Eine Stunde Suchen kostet zwischen 40 bis 60 Euro. Da einige Archive schon Erfahrungen mit schlechter Zahlungsmoral gemacht haben, sind sie inzwischen dazu übergegangen, erst nach Vorkasse tätig zu werden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Bedeutung der Archive als kommunales Gedächtnis durch die Übernahme der Personenstandsunterlagen weiter gestärkt wird. Allerdings wird auch mit sehr viel mehr Arbeitsanfall gerechnet.

Auch die für 2010 geplante Herausgabe eines neuen schleswig-holsteinischen Archivführers durch den Verband der schleswig-holsteinischen Kommunalarchivare, dem Landesarchiv sowie dem Nordelbischen Kirchenarchiv wurde besprochen.

Auch über die aktuelle Entwicklung der Archive wurde gesprochen: Die Stadtarchive Bargteheide sowie Ahrensburg berichteten darüber, dass sie neue Büros und Magazine erhalten haben und die Bestände ab jetzt mit einer Archivsoftware erschliessen.

Die Archivare vor der Wassermühle Trittau
Die Archivare vor der Wassermühle Trittau

Am Nachmittag führte Amtsarchivar Oliver Mesch die Gäste durch die historischen Räume der Trittauer Wassermühle. Nach der umfangreichen Sanierung werden die Räume seit mehr als 15 Jahren mit großem Erfolg als Kulturzentrum genutzt. Abschließend stellte Kreisarchivleiter Dr. Johannes Spallek das Atelierhaus vor, das 2006 direkt neben der Mühle von der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn errichtet wurde. Im Moment wird dort noch die Ausstellung „Kennfaden Kunst“ zum 25jähigen Jubiläum der Stiftung gezeigt.