22.03.2011

Archiv-Vorträge: Das Groß-Hamburg-Gesetz 1937

Vorgeschichte und Folgen aus Sicht Stormarns

Am nächsten Mittwoch (30. März) bieten das Stadtarchiv Bad Oldesloe und das Kreisarchiv Stormarn den dritten Vortrag der Reihe „Leben unter dem Hakenkreuz. Stormarn und Schleswig-Holstein im Nationalsozialismus“ an. Ab 19.30 Uhr wird Professor Norbert Fischer von der Universität Hamburg über das Groß-Hamburg-Gesetz aus Sicht Stormarns sprechen.

Der Vortrag findet wieder im Kreistagssitzungssaal statt (gegenüber vom Kreisarchiv, Mommsenstraße 13).

Landrat Friedrich KnutzenDas nationalsozialistische Groß-Hamburg-Gesetz war der heftigste Einschnitt in der Entwicklung des Kreises Stormarn seit 1867. Er machte die raumplanerische Zusammenarbeit zwischen Landrat Friedrich Knutzen (Stormarn, auf dem Foto links) und Oberbaudirektor Fritz Schumacher (Hamburg) während der Weimarer Republik mit einem Schlag zunichte.

Stormarn war an der Vorbereitung des am 1. April 1937 in Kraft getretenen Groß-Hamburg-Gesetzes nicht beteiligt. Es führte zu einschneidenden Gebiets- und Bevölkerungsabtretungen. Zugleich zog es einen erheblichen Verlust an wirtschaftlicher Substanz nach sich, denn der Kreis musste die meisten seiner gewerblich-industriell entwickelten Gebiete – wie Billstedt, Bramfeld und Lohbrügge – abgeben.

Damit wurde Stormarn für etwa zwei Jahrzehnte wieder zu einer ländlich-agrarischen Region, in der Arbeitsmöglichkeiten im Industrie- und Dienstleistungsbereich für den Großteil der Bevölkerung fehlten. Umgekehrt kam lediglich die bisherige Hamburger Exklave Großhansdorf-Schmalenbeck neu in den Kreis.

Groß-Hamburg-Gesetz (Quelle: Statistisches Landesamt, dunkle Flächen markieren Hamburg bis 1. April 1937, die grauen Flächen die schleswig-holsteinischen Gebiete, die an Hamburg abgegeben wurden)
auf dem Bild: Groß-Hamburg-Gesetz (Quelle: Statistisches Landesamt, dunkle Flächen markieren Hamburg bis 1. April 1937, die grauen Flächen die schleswig-holsteinischen Gebiete, die an Hamburg abgegeben wurden)

Das Groß-Hamburg-Gesetz betraf aber nicht nur Stormarn. Zahlreiche zuvor preußische Gemeinden bzw. Stadtkreise wurden nach Hamburg eingemeindet, darunter Altona, Harburg-Wilhelmsburg und Wandsbek. Die Hansestadt wuchs dadurch flächenmäßig um 80 %, bevölkerungsmäßig um 41 %.

Nach Ende von NS-Diktatur und Zweitem Weltkrieg musste Stormarn ganz von vorn anfangen - es kam zu einer erfolgreichen Neugeburt des Kreises.

Die Veranstaltung wird von der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn gefördert.

Prof. Dr. Norbert FischerInformationen zum Referenten: Prof. Dr. Norbert Fischer (auf dem Foto rechts) ist Sozial- und Kulturhistoriker an der Universität Hamburg. In seinen Forschungen beschäftigt er sich mit dem Hamburger Umland sowie Landschaftsgeschichte und räumlichen Wandel insgesamt. Darüber hinaus arbeitet er zu Themen wie der maritimen Kultur und Geschichte an der Nordseeküste und in den Elbmarschen, aber auch Tod und Bestattungskultur.

Seit er die ersten Stormarner Kultur- und Geschichtstage 1996 organisierte, publiziert er regelmäßig zur Entwicklung in der Metropolregion Hamburg und insbesondere zu Stormarn. So entstanden neben vielen Aufsätzen die drei Bände „Überleben, Leben, Erleben. Die Nachkriegszeit und fünfziger Jahre in Stormarn“ (zusammen mit Barbara Günther, 1996), „Die modellierte Region. Stormarn und das Hamburger Umland vom Zweiten Weltkrieg bis 1980“ (2000) sowie „Vom Hamburger Umland zur Metropolregion. Stormarns Geschichte seit 1980“ (2008). Er ist auch Mitherausgeber des Stormarn Lexikons (2003).

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