Worpsweder Künstlerpaar Overbeck in Ahrensburg
Doppelschau in Marstall und Schloss eröffnet neue Ausstellungsreihe„Im Licht des Nordens“: Das Worpsweder Künstlerpaar Fritz und Hermine Overbeck zu Gast in Ahrensburg
„Im Licht des Nordens“ – so lautet der Titel der neuen Ausstellungsreihe, die die Kulturreferentin des Kreises Stormarn Dr. Friederike Daugelat ins Leben gerufen hat. Unter diesem Motto sollen künftig Werke von Künstlern vergangener Epochen aus Norddeutschland oder Skandinavien als Ergänzung zu den zeitgenössischen Ausstellungen in Ahrensburg präsentiert werden. Zum Auftakt ist vom 12. August bis zum 30. September 2012 das Worpsweder Künstlerpaar Fritz und Hermine Overbeck zu Gast im Kulturzentrum Marstall und im gegenüberliegenden Schloss Ahrensburg. Den Titel der Schau, „Die höchste Schönheit des Himmels“, bildet ein Zitat von Fritz Overbeck, andere Äußerungen von ihm und seiner Frau charakterisieren die Angebote des weitreichenden Begleitprogramms. Besucher können sich so nicht nur den Bildern, sondern auch den Künstlern selbst annähern. Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Overbeck-Museum in Bremen statt, das Friederike Daugelat selbst mehrere Jahre geleitet hat. Ziel ist es, mit dieser Gemeinschaftsschau das historische Ahrensburger Ensemble zu stärken und durch neue Akzente gleichzeitig das Kulturangebot in ganz Stormarn weiter auszubauen. Die Ausstellungsreihe „Im Licht des Nordens“ ist das erste Projekt von „Stormarn kulturell stärken“ – einer Arbeitsgemeinschaft des Kreises Stormarn, der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, der Sparkassen-Stiftung Stormarn und der Bürger-Stiftung Stormarn.
„Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, die Bilder der Overbecks nach Ahrensburg zu holen“, sagt Friederike Daugelat. „Im Marstall können wir rund 50 Ölgemälde von Fritz und Hermine Overbeck zeigen, die die norddeutschen Landschaften von Worpswede, Bremen oder Sylt abbilden. Ergänzend ist im Schloss eine Auswahl an Radierungen zu sehen, die Fritz Overbeck als einen Meister dieses Faches präsentieren.“ Die Besucher können die zwei Ausstellungsteile mit einem günstigen Kombiticket erleben, das in beiden Häusern für 6 Euro erhältlich ist. Durch die enge Kooperation soll die geschichtlich begründete Zusammengehörigkeit von Marstall und Schloss auch aktuell nach außen sichtbar werden und kulturinteressiertes Publikum auf ein breites Angebot an beiden Spielstätten aufmerksam machen. Die gemeinsame Präsentation der Arbeiten von Fritz und Hermine Overbeck mit einheitlichen Öffnungszeiten an beiden Orten lässt diesen Brückenschlag erstmals möglich werden.
Fritz Overbeck (1869 – 1909) gehörte zu den Gründungsvätern der Künstlerkolonie Worpswede nahe Bremen. Zusammen mit Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Heinrich Vogeler und Hans am Ende hat er wesentlich zum Ruhm des Malerdorfs im Teufelsmoor beigetragen und die Gruppe überregional bekannt gemacht. Die Künstler standen in der Tradition der Freilichtmaler und haben auf ihren Bildern die sie umgebende Natur realistisch eingefangen. Fritz Overbeck zeigte sich dabei besonders von dem hohen Himmel über der flachen norddeutschen Landschaft fasziniert, so dass er bald als der „Worpsweder Wolkenmaler“ galt. Darüber hinaus zeichnen sich seine Werke durch eine Fülle an wechselnden Motiven und Techniken aus, die er auch nach seinem Umzug von Worpswede nach Bremen und auf seinen Reisen nach Sylt immer weiter variierte. Seine späten Arbeiten tragen deutliche Züge moderner Kunstströmungen wie des Impressionismus und des Pointillismus, so dass er zu Recht als einer der gefragtesten Maler seiner Zeit galt, wie seine umfassenden Ausstellungsbeteiligungen in ganz Deutschland und die Vielzahl an Bildverkäufen belegen.
Hermine Rohte (1869 – 1937) kam 1896 als Schülerin zu Fritz Overbeck, nachdem sie in München Werke der Worpsweder gesehen hatte und sogleich von der Pleinair-Malerei fasziniert war. Als eine der wenigen Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert hatte sie sich einen Platz an der Münchner Damenakademie erkämpft. Ihren wahren Lehrer fand sie jedoch in Fritz Overbeck, mit dem sie sich nach nur drei Monaten in Worpswede verlobte. Die Eheschließung war für Hermine Overbeck-Rohte nicht frei von persönlichen Konflikten. Obgleich sie die Gemeinschaft mit Fritz Overbeck herbeisehnte, sah sie gleichzeitig doch ihre eigene Kunst in Gefahr, denn mit der Heirat begannen ihre Pflichten als Hausfrau und Mutter. Das Resultat dieses Balanceaktes war, dass sie ihre Kunst stets im Schatten ihres Mannes und damit im Verborgenen betrieb, doch selbst eine langjährige Erkrankung an Lungentuberkulose konnte ihren Arbeitseifer nicht schwächen. Ihr Mann unterstützte sie in ihrer Entwicklung und sah sie als wichtiges künstlerisches Gegenüber. Mit seinem frühen Tod 1909 stellte Hermine Overbeck-Rohte ihr eigenes Schaffen jedoch fast vollständig ein. Erst nachdem sie 1937 verstorben war, entdeckten ihre Kinder einen Stapel von über 200 Studien, die Hermine Overbeck-Rohte als eigenständige Malerin ausweisen. Ihr Werk erfreut sich heute wachsender Beliebtheit. In Stormarn sind ihre Arbeiten nun erstmals gemeinsam mit den Werken Fritz Overbecks zu sehen.
Die Ausstellung wird durch ein breites Rahmenangebot begleitet. Das Publikum soll nach Worten der Kuratorin Friederike Daugelat die Gelegenheit bekommen, nicht nur die Bilder zu entdecken, sondern auch die Menschen dahinter kennenzulernen. In Vorträgen gibt die Kreiskulturreferentin daher an verschiedenen Orten in Ahrensburg und darüber hinaus Einführungen in Leben und Werk der Overbecks, außerdem beleuchtet Daugelat die bekannten Worpsweder Künstlerpaare Overbecks, Modersohns und Rilkes. Dr. Katja Pourshirazi, die Leiterin des Bremer Overbeck-Museums, stellt die Rolle der „Malweiber“ um 1900 vor. In einer Briefwechsellesung mit Christian Behrendt und Sarah Borchert kommen Fritz und Hermine Overbeck selbst zu Wort und ein Konzert mit der Pianistin Christine Schütze stellt die Lieblingskomponisten der beiden Maler Mozart, Beethoven und Chopin in den Mittelpunkt. Wer selbst zu Pinsel und Farbe greifen möchte, hat dazu Gelegenheit bei einem Familienmalkurs in der freien Natur, junge Künstler lernen außerdem im Kinderatelier in Kooperation mit der Hamburger Kunsthalle die Werke der Worpsweder und verwandter Maler kennen. Als kulinarischen Leckerbissen serviert das Park Hotel Ahrensburg begleitend zur Ausstellung ein besonderes Menü, das sich an das Hochzeitsessen von Fritz und Hermine Overbeck anlehnt, garniert mit einer Eintrittskarte für die Ausstellungen. Eine Exkursion nach Bremen mit Besuch des Overbeck-Museums und des Paula Modersohn-Becker Museums rundet das Angebot ab.
Darüber hinaus bieten Friederike Daugelat und die neue Kulturvolontärin Anne Pfennig jeden Sonntag Führungen zu den Bildern im Marstall an. Außerdem geben Kunstgeschichtsstudentinnen als qualifizierte Aufsichtskräfte den Besuchern gern weiterführende Informationen. An beiden Ausstellungsorten läuft auf Hörstationen die Hörbuchfassung des Briefwechsels von Fritz und Hermine Overbeck, die gemeinsam mit Katalogen und Postkarten auch zum Verkauf steht.
Eröffnet wird die Schau „Die höchste Schönheit des Himmels“ am Sonntag, 12. August 2012 um 11.30 Uhr im Kulturzentrum Marstall. Es sprechen Landrat Klaus Plöger und Kreiskulturreferentin Dr. Friederike Daugelat. Alle Termine, Öffnungszeiten und Preise finden sich im Ausstellungsflyer, der an vielen Orten in ganz Stormarn und in angrenzenden Regionen ausliegt, sowie im Internet unter www.kreis-stormarn.de/go/overbeck .
Alle Termine auf einen Blick:
Sonntag, 12. August, 11.30 Uhr:
Vernissage im Kulturzentrum Marstall
Zur Eröffnung der Ausstellung
„Die höchste Schönheit des Himmels“ -
Das Worpsweder Künstlerpaar Fritz und Hermine Overbeck zu Gast in Ahrensburg
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Es sprechen Landrat Klaus Plöger und Dr. Friederike Daugelat, Kulturreferentin des Kreises Stormarn und Kuratorin der Ausstellung.
Jeden Sonntag, 11.30 Uhr
„All diese farbigen Wunder“
Führung durch die Ausstellung im Kulturzentrum Marstall mit Dr. Friederike Daugelat oder Anne Pfennig
2 Euro (zusätzlich zum Eintritt)
Weitere Führungen auf Anfrage unter Tel. 04531 / 160 448 oder f.daugelat@kreis-stormarn.de
Sonntag, 19. August, 11 bis 18 Uhr:
„Nach der Natur zu malen, ist doch erfreulicher“
Familienmalkurs im Naturerlebnis Grabau mit der Künstlerin Ulla Schneider
Hoherdamm 5, 23845 Grabau, Tel. 04537 / 70 700 26 (Kulturvolontärin Anne Pfennig)
Anmeldung bei Ulla Schneider unter Tel. 040 / 72 27 420 oder schneider_ulla@web.de
Familienkarte (1 Erwachsener und 1 Kind): 12 Euro, jedes weitere Kind: 3 Euro; Teilnahme eines zusätzlichen Erwachsenen: 8 Euro (Preise jeweils inkl. Material)
Dienstag, 21. August, 19 Uhr:
„Mein bester Freund und zweites Ich“
Overbecks – Modersohns – Rilkes: Künstlerehen in Worpswede
Vortrag von Dr. Friederike Daugelat in der Schlosskirche Ahrensburg
Am Alten Markt 9, 22926 Ahrensburg. Tel. Kirchenbüro: 04102 / 52 584, kirchenbuero@kirche-ahrensburg.de,
Eintritt frei, um eine Kollekte für die Gemeindearbeit wird gebeten
Dienstag, 28. August, 19 Uhr:
„Was brauchen wir mehr als uns und die Kunst?“
Lesung aus dem Briefwechsel von Fritz und Hermine Overbeck
mit Christian Behrendt und Sarah Borchert im Café „Vintage“ (mit Buchhandlung)
Am Rosenplatz 8, 21465 Reinbek (Inhaberin: Andrea Pankow)
Karten unter Tel. 040 / 78 87 73 42 oder hofzauber@gmx.de
5 Euro (Vorverkauf auch direkt im „Vintage“)
Freitag, 7. September, 19 Uhr:
„Deine Frau, Dein Freund, Dein Kollege, Dein Alles“
Eine Einführung in Leben und Werk Hermine Overbeck-Rohtes
Vortrag von Dr. Friederike Daugelat im Ammersbeker Pferdestall (in Kooperation mit dem Ammersbeker Kulturkreis)
Dorfgemeinschaftshaus „Pferdestall“, Am Gutshof 1, 22949 Ammersbek
Tel. Elsa Raeder (Ammersbeker Kulturkreis): 040 / 60 51 788, elsa.raeder@t-online.de
4 Euro / 2,50 Euro (für Mitglieder des Ammersbeker Kulturkreises)
Samstag, 8. September (ganztätig)
„Ein berühmter Worpsweder hat stets so viel zu tun“
Exkursion nach Bremen inkl. Besuch des Overbeck-Museums (mit Führung durch Museumsleiterin Dr. Katja Pourshirazi) und des Paula Modersohn-Becker-Museums sowie Stadtführung; wissenschaftliche Reiseleitung: Dr. Dagmar Lekebusch
Abfahrt: 8.30 Uhr ab Ahrensburg (Treffpunkt: Parkplatz zwischen Marstall und Schloss an der B75), 9.15 Uhr ab Hamburg (Treffpunkt: Tankstelle Edmund-Siemers-Allee gegenüber dem Bahnhof Dammtor)
Anmeldung bis 3. August 2012 bei „Globetrotter Tours“ unter Tel. 04101 / 54 50 51
Kosten: 39 Euro (inkl. Fahrt im modernen Reisebus, wissenschaftlicher Begleitung, Führungen im Overbeck-Museum und im Paula Modersohn-Becker Museum sowie Stadtführung in Bremen; Rückkehr gegen 20 Uhr)
Dienstag, 11. September, 19 Uhr:
„Ich bin nicht sentimental“
Eine Einführung in Leben und Werk Fritz Overbecks
Vortrag von Dr. Friederike Daugelat im Schloss Reinbek
Schlossstraße 5, 21465 Reinbek, Tel. 040 / 72 73 460, kulturzentrum@Reinbek.LANDSH.de
Eintritt frei
Samstag, 15. September, und Samstag, 22. September, jeweils 15 bis 17 Uhr:
„Jetzt macht mir das Bild Freude“
Kinderatelier für junge Künstler ab 6 Jahren im Kulturzentrum Marstall (15.9.) und in der Hamburger Kunsthalle (22.9.) mit Museumspädagogin Ulla Schneider
Anmeldung bei Ulla Schneider unter Tel. 040 / 72 27 420 oder schneider_ulla@web.de
5 Euro (für beide Termine inkl. Material)
Mittwoch, 19. September, 19 Uhr:
„Du traust mir nicht genug Talent zu“
Das Leben der Malweiber um 1900
Vortrag von Dr. Katja Pourshirazi, Leiterin des Overbeck-Museums, Bremen, in der Stadtbücherei Ahrensburg
Manfred-Samusch-Straße 3, 22926 Ahrensburg, Tel. 04102 / 77 171, stadtbuecherei@ahrensburg.de
Eintritt frei
Samstag, 29. September, 19 Uhr:
„Ein prachtvolles Chopin-Konzert“
Klavierkonzert mit den Lieblingskomponisten der Overbecks Mozart, Beethoven und Chopin
mit der Konzertpianistin Christine Schütze im Gartensaal von Schloss Ahrensburg
5 Euro (Vorverkauf im Schloss Ahrensburg; Tel. 04102 / 42 510; info@schloss-ahrensburg.de)
Parallel zur Ausstellung:
„Hungrig nach einem Kunstgenuss“
Das Park Hotel Ahrensburg serviert in seinem Wintergarten-Restaurant „le Marron“ ein kleines Festessen in verschiedenen Varianten in Anlehnung an das Hochzeitsmenü von Fritz und Hermine Overbeck
Lübecker Straße 10a, 22926 Ahrensburg, Tel. 04102 / 23 04 00
Ab 35 Euro (je nach Menüzusammenstellung; inkl. Eintrittskarte für die Ausstellung bzw. bei Vorlage des Tickets zu einem ermäßigten Preis)