02.05.2013

Erneuerbare Energien zum Anfassen - Reinbeker Energieradtour

Klimaschutz hatten Stadt und Kreis zum Motto der Energieradtour erklärt. 4 Energiestationen hatten in Reinbek ihre Türen geöffnet am Tag der Erneuerbaren Energien. Radler von 16 bis ins Rentenalter wollten wissen, was die Anlagen leisten und welche Erfahrungen die Besitzer damit gemacht haben. Am Ende stand der Wunsch, so etwas unbedingt zu wiederholen.

Am Samstag, den 27. April war es wieder soweit: Bundesweit hatten engagierte Betreiber von Anlagen, die die Energieträger Sonne, Biomasse, Wind und Wasserkraft nutzen, ihre Türen geöffnet. Stadt Reinbek und der Klimaschutz des Kreises Stormarn hatten für Reinbek und Umgebung eine Energieradtour organisiert, mit Treffpunkt am Rathaus in Reinbek.

Treffpunkt Rathaus – Energieradtour Reinbek
auf dem Foto: Treffpunkt Rathaus – Energieradtour Reinbek

Bei teils sonnigem, teils durchwachsenem aber glücklicherweise trockenem Wetter fanden sich viele Radfahrerinnen und Radfahrer von 16 bis ins Rentenalter ein. Diese Energieradtour am Tag der Erneuerbaren Energien sollte auch gleichzeitig die bundesweite „Woche der Sonne“ einläuten.

Unter der Leitung von Isa Reher, Kreis Stormarn und Sigrun Richter, Stadt Reinbek, ging es erst einmal den Berg hoch zur ersten Station, einem energetisch sanierten Einfamilienhaus. Dort waren vor allem Solaranlagen für Strom und Warmwasser zu besichtigen. Die Gewinner des Reinbeker Umweltwettbewerbs 2002/03 haben teilweise schon 20 Jahre Erfahrung mit Ihren Anlagen und hatten dementsprechend kompetente Antworten auf die vielen Fragen.

Station 1 - Gewinner des Umweltpreises Reinbek 2002/2003
auf dem Foto: Station 1 - Gewinner des Umweltpreises Reinbek 2002/2003

Die solare Stromerzeugung mit 3,6 kWpeak installierter Leistung auf dem Süddach war eine lohnende Investition und erzeugt etwas mehr Energie im Jahr, als die Bewohner heute verbrauchen. Mit der Solarthermie werden noch immer ca. 60% Heizenergie für warmes Wasser gespart. Über 20 Jahre Erfahrung mit einer Vakuumröhrenanlage sind eher selten und sprechen für sich. Aber auch, was immer mal wieder ausgetauscht werden musste, interessierte die Energieradler.

Solarthermie und Photovoltaik bei Energiestation 1
auf dem Foto: Solarthermie und Photovoltaik bei Energiestation 1

Ergänzt wird das energetische Gesamtkonzept des Hauses mit wärme- und schallgedämmten Fenstern und wärmegedämmten Türen und einen Gas-Brennwertkessel. Zum Haus gehört außerdem ein Wintergarten, der auch von der Sonneneinstrahlung profitiert. Durch gute Wärmedämmung und die passive Nutzung solarer Einstrahlung vermindert sich der Bedarf an zusätzlicher Heizenergie.

Die 2. Station der Tour war das famila-Warenhaus mit einer vorbildlichen Energienutzung durch Geothermie. Das Einkaufszentrum erzielt Kosten- und Energieeinsparungen dadurch, dass es mit Erdwärme heizt und Erdkühle kühlt. Das gelingt mit Hilfe von 30 Sonden, die bis zu 99 m tief in der Erde liegen. Heizen mit Hilfe von Erdwärme und Fußbodenheizung kennt man im Einfamilienhausbereich ja auch. Im Einzelhandel lässt sich darüber hinaus aber beim besonders hohen Kühlbedarf wesentlich mehr Energie sparen.

Im Einzelhandel geothermisch heizen und kühlen bei famila
auf dem Foto: Im Einzelhandel geothermisch heizen und kühlen bei famila

Beeindruckend waren dementsprechend die großen Kälte- und Wärmemaschinen in der Haustechnik und die kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung. Lobenswert ist darüber hinaus den Einsatz des ungiftigen Kältemittels Kohlendioxyd.

Neue Wege geht der Konzern nicht nur in Reinbek. Geothermie wird auch in Kiel Wik eingesetzt und in einem ganz neuen Markt nahe Bremen, wobei die Möglichkeit der zentralen Steuerung der 3 Geothermieanlagen zusätzliche Erfahrungen und Synergieeffekte bringt.

Mit schon so einigen Eindrücken im Gepäck wurde die nächste Station angefahren: Ein weiteres Einfamilienhaus abseits einer Wohnsiedlung, umgeben von Feldern.
Es steht in absoluter Insellage, nur mit einem Stromanschluss und hat vieles zu bieten: Die erneuerbare Stromerzeugung auf dem Dach funktioniert mit einer Kleinwindkraftanlage, deren erzeugte Energie direkt ins Hausnetz eingespeist wird und einer Photovoltaik-Anlage von etwas über 3 kWpeak installierter Leistung.

Energiestation 3 mit Klein-Windkraftanlage und Photovoltaik
auf dem Foto: Energiestation 3 mit Klein-Windkraftanlage und Photovoltaik

Zum Heizen wird hier neben der Grundlast im Winter über einen Öl-Brennwertkessel ein Kamin mit Scheitholz vom eigenen Grundstück und ein Pelletofen genutzt. Die Pellet-Zusatz-Heizung mit 5 kW Leistung spendet mollige Wärme im Wohn- und Wintergartenbereich – in den Übergangszeiten auch als einzige Heizquelle.

Eine weitere Besonderheit an dieser Station war die Trinkwassereigenversorgung mit Trink- und Brauchwasser aus eigenem Brunnen. Das Wasser wird vor Ort ebenfalls vollbiologisch geklärt – mit nach der Messung besseren Werten als das nächste Fließgewässer.

Energieradtour Reinbek
auf dem Foto: Energieradtour Reinbek

Die Fahrt zur letzten Station war kurz. Zum Abschluss der Fahrradtour am Tag der Erneuerbaren Energien wurde ein Neubau mit Passivhauskomponenten und einem Plus- Energiehauskonzept besichtigt.

Das Gebäudeensemble für Generationenwohnen verfügt über interessante und wirtschaftlich lohnende Eigenschaften für Neubauten: Eine hervorragende Wärmedämmung, einen außenliegenden Sonnenschutz, kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und eine Fußbodenheizung mit Optimierung der Vor- und Rücklauftemperaturen. Erneuerbare Energie wird für Raumheizung und die Warmwasserbereitung genutzt über Solarthermie-Module auf dem Dach, unterstützt von einem Gas- Brennwertgerät.

Die Architekten stellten das Gesamtkonzept als barrierefreies Wohnen (im Erdgeschoss und Nebengebäude) und Plusenergiehauskonzept vor, da auf dem Dach darüber hinaus weitere Solarmodule mehr Strom erzeugen, als verbraucht wird, so dass insgesamt ein Überschuss an erneuerbarer Energie erzeugt wird.

Energiestation 4: Neubau  mit Passivhauskomponenten und Plus-Energiehaus-Konzept
auf dem Foto: Energiestation 4: Neubau mit Passivhauskomponenten und Plus-Energiehaus-Konzept

Die Radtour an diesem Tag der Erneuerbaren Energien endete mit vielen neuen interessanten Eindrücken. Sie war gleichzeitig ein gelungener Auftakt der bundesweiten „Woche der Sonne“. Alle waren sich einig: Das soll unbedingt im nächsten Jahr wiederholt werden! Einige machen sich auch Gedanken, wie die nächste Generation an solche praktischen Informationen kommen kann. Schulenergietage wie diese „Energieradtour für Jedermann“ und mehr Werbung an den Schulen könnten das Ergebnis sein. Diese Energieradtour am Tag der Erneuerbaren Energien aber war für Reinbek schon einmal ein voller Erfolg.