06.01.2014

Bildvortrag Glinde schwarzweiß am 16. Januar

Bildvortrag aus dem Nachlass des Fotojournalisten Raimund Marfels

Glinde: Ausländerparlament: Festsaal des Rathauses und Bürgerhauses Glinde (später Marcellin-Verbe-Haus): Gründungsversammlung: Blick über die Tischreihen: vorn Rede von Bürgervorsteher Wolfgang Bachofer im Beisein von Bürgermeister Karlheinz Friedrici, vorn v.l.n.r.: N.N., Karlheinz Friedrici, Wolfgang Bachofer, 1973Mit einem Bildervortrag präsentiert die Stadt Glinde in Kooperation mit dem Museum „Glinder Mühle“ und in Koordination mit dem Kreisarchiv Stormarn die Entwicklung der Stadt Glinde nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Bildvortrag der Historikerin Barbara Günther findet am Donnerstag, den 16. Januar 2014 um 19 Uhr im Museum, Kupfermühlenweg 7, statt.

Er ist zugleich die Auftaktveranstaltung der Vortragsreihe „Stormarn schwarzweiß. 1949-1989. Städte, Ämter und Gemeinden im Blick des Fotojournalisten Raimund Marfels“, die an elf Orten ausgewählte Einblicke in das Schaffen des Fotografen gewährt.

Glinde: Krupp Kurbelwellenwerk GmbH: Werkshalle 22 nach abgeschlossener Demontage und Räumung durch britische Besatzungsmacht: Blick von Treppe: rechts und hinten links zurückgelassene Gerätschaften und Maschinen, 1952Raimund Marfels (1917-1990) wurde in Berlin geboren und durchlief eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten. Schon in der Kindheit entdeckte er seine Liebe zur Fotografie. Sein gutbürgerliches Elternhaus ermöglichte ihm sehr früh den Besitz einer eigenen Kamera.

Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte Marfels seinem Bruder nach Stormarn, wo er schnell Kontakte zur regionalen Presse knüpfen konnte. Aus dem Hobby wurde sein Beruf: Über 40 Jahre hinweg fotografierte und schrieb er für die Regionalredaktion der Lübecker Nachrichten in Bad Oldesloe.

Nach anfänglichen Kleinbildaufnahmen wechselte er in den frühen 1950er Jahren zu einer Rolleiflex-Kamera, der er bis zu seinem Lebensende treu blieb. Damit wurden Schwarzweiß-Fotografien im Format 6x6 zu seinem Markenzeichen.

Glinde: Film "Long Distance": Dreharbeiten: Gelände der Jurid-Werke GmbH: Einfahrtsbereich: in der Mitte Kameraleute mit Kamera auf Hebebühne: links und rechts Zuschauer: hinten Pförtnergebäude: im Hintergrund Werkshalle, 1959Als rasender Reporter dokumentierte Marfels Ereignisse und Veränderungen in allen Orten im Kreisgebiet – Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Infrastruktur, Natur, Kultur und Gesellschaft.

Glindes interessanten Weg von der Industriebrache hin zur sechsten Stadt im Kreis Stormarn dokumentiert Raimund Marfels in knapp 700 Abbildungen.

In den frühen 1950er Jahren hatte er Gelegenheit, das von der britischen Besatzungsmacht freigegebene Gelände des ehemaligen Kruppschen Kurbelwellenwerkes mit seinen leer geräumten Hallen zu fotografieren.

Auch die langsam verfallenden Gebäude des ehemaligen Heereszeugamtes erregten sein Interesse. Daneben stand das „Dorf“ Glinde mit seinem Gutshaus, den Deputatshäusern und den vor dem Zweiten Weltkrieg errichteten Siedlungshäusern.

Glinde: Möllner Landstraße: Wohnblock: vorn Teich mit Glinder Au im ehemaligen Gutspark: Grünanlage mit Weg und Bäumen, 1978Doch mit dem ersten Spatenstich Am Walde begann ein zunächst langsamer, später immer rasanterer Aufbau an Wohnsiedlungen. Wurde zunächst das Gelände des früheren Zwangsarbeiterlagers Wiesenfeld aufgesiedelt, entstanden in den folgenden Jahrzehnten große Wohnblocks An der Au oder im Gutspark.

Mit Schaffung des neuen Ortszentrums auf der „Schweinewiese“ des früheren Gutes hatte sich Glinde von der dörflichen zur städtischen Kommune entwickelt. Die Ansiedlung von Industriebetrieben – zunächst auf Kurbelwellenwerk-Gelände, dann in neu errichteten Gewerbegebieten –, der Ausbau des Schulwesens mit Schulzentrum und weiteren Einrichtungen, Baumaßnahmen der Infrastruktur forcierten diesen Prozess noch.

Glinde: Möllner Landstraße: Gutshaus des ehemaligen Gutes Glinde: Gemeinschaftszentrum Sönke-Nissen-Park-Stiftung: Außenansicht von Süden: vorn Parkanlage mit Bäumen: rechts und links Parkplatz mit Pkws, 1978Im neuen Bürgerhaus fanden vielfältige Veranstaltungen statt, so auch das „Ausländerparlament“ in den 1970er Jahren, mit dem der Ort einen Beitrag zur Integration seiner neuen Mitbürger leistete. Bei all diesem Wachstum fand der Fotograf aber immer wieder ruhige, beschauliche Motive, so beispielsweise den Wanderweg an der Glinder Au, Mühlenteich und Mühle oder das alte Gutshaus.

Kurz vor seinem Tod übergab Raimund Marfels den Bestand von 48.000 Negativen dem Kreisarchiv Stormarn. Dank der finanziellen Unterstützung der Jürgen-Wessel-Stiftung aus Lübeck konnten von 2011 bis 2013 die Aufnahmen bei den Elbe-Werkstätten in Hamburg digitalisiert und durch die Historikerinnen Dr. Karin Gröwer und Barbara Günther inhaltlich erschlossen werden. Jetzt sind sie für alle Interessierten online unter www.kreisarchiv-stormarn.findbuch.net zugänglich.