Das Gut Mönkhagen

Das Gutshaus in Mönkhagen wurde um 1870 unter dem Besitzer Ernst August Becker vervollständigt. Es gilt als Beispiel für den frühen Historizismus im Land.

Wie groß war Klein-Anna 1880?

"Perlen oder Ruinen" lautete das Motto der Serie der Lübecker Nachrichten. Das Gutshaus Mönkhagen, im strengen Sinne gar kein Herrenhaus, ist aus einer Ruine wieder zu einer Perle geworden.

Mönkhagen - "Wie ein Dornröschenschloss war es eingewachsen", erinnert sich Joachim Schrader an seine erste Besichtigung des Gutshauses Mönkhagen im Jahr 1986. Das stark verwahrloste Gebäude war von den Denkmalschutzbehörden praktisch aufgegeben worden, der Abriss schon genehmigt. Der Architekt kaufte es dennoch und stellte in Absprache mit den Denkmalschutzbehörden sechs Wohneinheiten unter Wahrung der historischen Elemente her. "Es musste eine wirtschaftlich funktionierende Immobilie werden", erklärt er, und das ist ihm offensichtlich gelungen.

Der Grenzstein im Garten stand jahrhundertelang in der nahen Feldmark und bezeichnete die Grenze zwischen Oldenburg und Lübeck. Er steht unter Denkmalschutz.

Am Tag des offenen Denkmals 1993 wurde die umfassende Renovierung gerühmt, die erst 1995 abgeschlossen sein sollte, und das Gutshaus mit folgenden Worten vorgestellt: "Zweieinhalbgeschossiger, sieben Fensterachsen breiter Putzbau mit pfannengedecktem Walmdach und flachübergiebeltem dreiachsigen Risalit. Fassade im Erdgeschoss mit Kerbschnitt rustiziert, umlaufende Gesimsbänder zwischen den Geschossen."

Der Ortsname, welcher "Hagen der Mönche" bedeutet, weist darauf hin, dass hier einst eine eingehegte Rodungs-Siedlung gewesen sein muss, doch der "Mönchs"-Zusatz ist erst seit dem 16. Jahrhundert amtlich. Da gab es in Mönkhagen nachweislich auch schon einen Dorfkrug.

Ob das Reinfelder Zisterzienserkloster den Ort gegründet hat, bleibt also unklar, vermutlich hat es ihn aber zeitweilig besessen. Die erste urkundliche Erwähnung datiert 1221 anlässlich der dem Reinfelder Kloster erteilten Bauerlaubnis für die Kirche in Zarpen, hier wird der Ort noch "Hagen" genannt. Das Kloster war zu diesem Zeitpunkt auch erst 35 Jahre alt.

Die Original-Fenster aus der Gründerzeit sind eine Besonderheit. Für die MetallGussfenster verwendete man Industrieware - damals hochmodern.

Die Geschichte Mönkhagens hat Schraders Vater Carl Hermann in einem Fachartikel niedergelegt, der in der Reihe "Stormarner Hefte" zur Denkmalpflege veröffentlicht ist: 1681 hatte der Ort vier Voll- und drei Halbhufner, also sieben Bauernstellen. Als mehrere dieser Höfe wüst fielen, kaufte der Hofrat Joachim Johann von Rango ab 1692 nach und nach den ganzen Ort auf und gründete ein herzöglich-plönisches Vorwerk. Er ließ auch 1708 das erste Gutshaus bauen. Nach 1745 wurde das Vorwerk niedergelegt und 1788 das Gut geteilt. Der Althof wechselte in der Folgezeit häufig seinen Besitzer, wurde zum "Walzengut".

Erst ab 1844 unter dem Hamburger Kaufmann Ernst August Becker wurde es ruhiger um das Gut. Er sollte es fast 40 Jahre behalten und 1870 das heutige Gutshaus vollenden. Dessen Keller stammt wohl noch aus Rangos Zeit, zwischenzeitlich muss allerdings mindestens ein weiterer Bau existiert haben.

Ein rührendes Detail ist auf der Innenseite einer Einbauschranktür verewigt: Markierungen der Körpergrößen von acht Kindern, versehen mit Namen und Jahreszahlen. Sechs davon, darunter auch eine kleine Anna, waren die Kinder Carl August Beckers, des Sohnes von Ernst August. "Obwohl die damaligen Kleinkinder, deren Wohlergehen die liebevolle Buchführung galt, längst in den ewigen Schlaf versunken sind, hat sich doch kein Anstreicher mit seinem Pinsel an diesen Eintragungen vergriffen", schreibt Carl Hermann Schrader.

Der junge Arzt Ulrich Kötschau fühlt sich wohl in seiner Wohnung in dem historischen Gebäude. Hier spielt er gern mit seiner Katze.

1879, nur ein dreiviertel Jahr nach Joachims Beckers Tod, starb sein Sohn und Erbe Carl August, die Familie musste verkaufen. 1889 erwarb Richard Schröder das Gut, der es allerdings zehn Jahre wieder veräußerte und bald darauf das Gut Hohenholz in der heutigen Gemeinde Pölitz kaufte. Sein Enkel Christian Mathias Schröder bewirtschaftet es noch heute. Mönkhagen ging zunächst an Johann Heyenga, der umfangreiche Umbauten am Haus vornahm: Ein Turm und ein riesiges Wappen mit zwei Löwen über dem Fontispitz ist auf einem Foto von 1900 zu sehen, dies alles existiert nicht mehr.

Mönkhagens Besitzer hatten nicht immer Glück: Nach einem Jagdunfall musste auch Heyenga 1912 verkaufen, mehrere Besitzer in Folge lösten sich ab. Im Zuge der Bodenreform wurde der Hof nach dem Zweiten Weltkrieg aufgesiedelt. "Der vor fast 300 Jahren durch Hofrat von Rango geschaffene Hof hatte aufgehört zu existieren", schreibt Carl Hermann Schrader. Seinem Sohn Joachim ist die Restaurierung von historischen Gebäuden inzwischen zur Berufung geworden. Inzwischen hat er sein Büro von Mönkhagen in ein neues Projekt dieser Art im Kreis Ostholstein verlegt. "Ich könnte mir vorstellen, Mönkhagen auch wieder zu verkaufen", sagt er.