Holzschnitzerei am kleinen Sitzungszimmer

Über der Tür zum Kleinen Sitzungszimmer A 101 im Hauptgebäude der Kreisverwaltung ist eine 4 Meter breite und 80 Zentimeter hohe Holzschnitzerei in die Wandverkleidung integriert. Darauf halten zwei Löwen ein Wappenschild, das mehrere Elemente enthält.

Holzschnitzerei in der Wandverkleidung vor dem  kleinen SItzungszimmer
Holzschnitzerei in der Wandverkleidung vor dem kleinen Sitzungszimmer

Zu dieser Holzschnitzerei ist in den 1960er Jahren ein Informationsblatt für offizielle Besuche beim Kreis angelegt worden. Darin heißt es:

"Das Schnitzwerk befand sich zuletzt in einem Wirtschaftsgebäude des Gutes Ehmkendorf im Kreis Oldenburg, Eigentümer: die Grafen Schimmelmann. Es war dort mit der Rückseite nach oben mit als Fußbodenbrett verwendet worden. Ausfindig gemacht hatte die Schnitzarbeit Herr Schadendorff. Wegen der schönen Barockarbeit war auch das Landesmuseum, Herr Hirschfeld, an dem Erwerb interessiert, ist dann aber doch zugunsten des Kreises Stormarn zurückgetreten, da das Schnitzwerk u.a. das Stormarner Wappen enthält und für den Kreis von besonderem Wert ist.

Es handelt sich um ein barockes Wappen, das stilistisch wohl Ende des 17. Jahrhunderts entstanden ist. Das Wappen war 1954 im Herrenhaus Oevelgönne (Kreis Eutin) als Fundstück älterer Zeit auf dem Flur des Obergeschosses an der Wand angebracht. Die Eichenbohle soll mit der Sichtseite nach unten bei dem Abbruch eines Gebäudes gefunden worden sein und ursprünglich in der gleichen Verwendung als Türsturz wie heute einem königlichen Amtsgebäude Zierrat gewesen sein, und zwar anscheinend in Holstein.

Das Herrenhaus Oevelgönne war zurzeit des Erwerbs der Schnitzerei von Neergaard´schem Besitz. Es war vollständig mit Vertriebenen und Flüchtlingen belegt. Die Erbschaft, aus der die Kreisverwaltung das Stück erwarb, ging nach Schweden, nachdem der letzte Eigentümer bei Kriegsende 1945 umkam.

Wappenschild in der Holzschnitzerei vor dem kleinen Sitzungszimmer
Wappenschild in der Mitte der Holzschnitzerei vor dem kleinen Sitzungszimmer

Löwe auf der linken Seite
Löwe als Wappenhalter auf der linken Seite

Löwe auf der rechten Seite
Löwe als Wappenhalter auf der rechten Seite

Das Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schleswig hat sich zu der Bedeutung des Wappens wie folgt geäußert:

Der Wappenschild, der mit einem sogenannten Herzschild belegt ist, zeigt im rechten oberen Feld (rechts bzw. links gilt vom Schildträger aus, nicht vom Betrachter) den eine Axt tragenden gekrönten norwegischen Löwen, im linken oberen Feld die schleswig-holsteinischen Löwen, im mittleren Feld rechts das holsteinische Nesselblatt, links den stormarnschen Schwan und in der (sogenannten eingepfropften) Spitze den dithmarsischen Reiter. Das Herzschild zeigt im 1. (=rechts oben) und 4. (=Links unten) Feld das Wappen der Grafschaft Oldenburg und im 2. und 3. Feld das Wappen der Grafschaft Delmenhorst. Das oldenburgische Wappen zeigt in farbiger Darstellung auf goldenem Grunde zwei rote Balken, das Wappen der Grafschaft Delmenhorst: in blau ein goldenes Kreuz. Von den drei Spangenhelmen auf dem Schild zeigt der mittlere den norwegischen Löwen als Kleinod, der rechte die drei schleswigschen Federwedel und der linke die sechs holsteinischen Nesselblatt-Fahnen als Kleinod.

Die Deutung der Buchstaben links und rechts neben dem Wappenschild ist rätselhaft. Auch das Schleswig-Holsteinische Landesarchiv hat hierfür keine befriedigende Lösung geben können."