Das adlige Gut Schulenburg

Das Herrenhaus in Schulenburg wurde 1912 gebaut. Es trägt Züge des Jugendstils, aber auch neubarocke Elemente. Seit 1968 beherbergt es das sozialtherapeutische Wohn- und Pflegeheim "Haus Schulenburg".

Wohnheim im „versteckten Dorf“

Schulenburg verdankt seinen Namen weder einer Schule noch einer Burg. Aus dem "versteckten Dorf" wurde im 17. Jahrhundert ein großes adliges Gut. Erst 100 Jahre später gab es wirklich eine Schule. Heute beherbergt das Herrenhaus ein therapeutisches Wohn- und Pflegeheim.

Pölitz-Schulenburg - Gerhard Franke mag gerne fotografiert werden. Lachend steht der über 60-Jährige in der Eingangstür des Herrenhauses Schulenburg, ein Nieselregen schreckt ihn nicht ab. Auch Metin Arac und Werner Rohmann ist der Besuch des Reporters der Lübecker Nachrichten willkommen. Die Bewohner des Wohn- und Pflegeheims "Haus Schulenburg" werden sich gewiss freuen, wenn sie sich in der Zeitung wiederfinden.

Vor dem Kamin mit den Wappen und der Jahreszahl des Baujahres sitzen Werner Rohmann und Metin Arac (rechts).

Bei "Schulenburg" denkt man unwillkürlich an eine Schule, doch damit hat der Name nichts zu tun. Schulendorf hieß der Ort, bevor er zum Gut wurde, und das "schuulende dorp" war das sich verbergende, also versteckte Dorf. Es gehörte bis in die frühe Neuzeit zum Gut Altfresenburg, wurde spätestens Anfang des 17. Jahrhunderts davon getrennt. Etwa 1550 gelangte Schulendorf in den Besitz der Familie von Ahlefeldt. Sie sollte es fast 100 Jahre behalten und zu dem alleinigen Gutshof Schulenburg machen, das ursprüngliche Dorf verschwand im 17. Jahrhundert endgültig. 1641 ging das Gut an die Familie von Plessen, auch sie sollte es fast 100 Jahre behalten - eine zu jener Zeit eher seltene Besitzerstabilität.

Ein kurzes Zwischenspiel gab Johann Freiherr von Pechlin, der das Gut 1738 erwarb. Er war holsteinischer Diplomat am Hof von St. Petersburg in einer Zeit, in der Holstein quasi von Russland aus regiert wurde, da die Herzöge von Holstein-Gottorf zugleich auf dem Zarenthron saßen. "In dieser dicken und kurzen Gestalt wohnte ein feiner, gewandter Geist", erinnerte sich Zarin Katharina II. an Pechlin und überliefert einen Ausspruch von ihm: "Es hängt vom Fürsten ab, ob er sich mit der Regierung des Landes befasst oder nicht, wenn er es aber nicht tut, dann regiert das Land sich selbst, aber es regiert sich schlecht." An Schulenburg hatte dieser "feine Geist" anscheinend wenig Interesse, er hielt es nur fünf Jahre. 1763 trat wieder eine berühmte Familie auf, die das Gut bis in jüngste Zeit besitzen und vererben sollte: die Grafen von Luckner. Bereits zwei Jahre zuvor hatte Nicolaus Graf von Luckner das Gut Blumendorf erworben.

Bewohner Gerhard Franke lässt sich gerne in der Eingangstür seines Wohnheimes fotografieren.

In der Geschichte Schulenburgs taucht dann doch eine Schule auf, auch wenn sie nicht für den Namen verantwortlich ist: Als Winterschule im 18. Jahrhundert gegründet gehörte sie zum Gut. Nachdem die beiden Meierhöfe Krummbek und Hohenholz 1803 abgetrennt und zu jeweils eigenständigen adligen Gütern geworden waren, schenkte Luckner die Schule samt Dienstland der damaligen Gemeinde Schmachthagen. Noch fast 100 Jahre lang hatte der Gutsherr das Recht, die Lehrer zu berufen, und er machte offensichtlich regen Gebrauch davon.

Das heutige Herrenhaus wurde erst 1912 errichtet, nachdem das vorherige, wohl aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, einem Brand zum Opfer gefallen war. Ein überliefertes Foto des alten Herrenhauses zeigt, dass das neue bewusst ähnlich gebaut wurde. Es trägt Züge des Jugendstils, aber auch neubarocke Elemente.

Heute werden die Flächen des Gutes Schulenburg zusammen mit denen von Rethwischhof und Tralauerholz von Peter Eggers bewirtschaftet. Das Herrenhaus Schulenburg hat der Besitzer seit 1968, Bernd Reimers, an den Betreiber des sozialtherapeutischen Wohn- und Pflegeheimes "Haus Schulenburg" verpachtet.

75 Bewohner leben derzeit dort. Gerne halten sie sich in der großen Diele auf, sitzen auf bequemen Sofas und blicken auf den gemauerten Kamin mit den zwei Wappenkartuschen und dem eingeschriebenen Baujahr 1912.