Radwandern in Stormarn:

Schild Tour 12Tour 12 - Geschichten von Schloss und Hof

Tourenlänge 34 km

Start Ahrensburg ÖPNV Bhf/S Ahrensburg P am Marstall, Lübecker Straße 8, 22926 Ahrensburg

Zu schlossähnlichen Herrenhäusern und ihren Geschichten geht es auf der Tour zwischen Ahrensburg und Bargteheide. Wildschwein, Kranich und Rotwild begegnet man in den weiten Wald- und Moorgebieten, die schon von den ehemaligen adeligen Gütern als Jagdrevier und Tiergarten genutzt wurden.

Von Schloss bis Gottesbuden 
Die von Linden begleitete Große Straße in Ahrensburg ist Startpunkt für die Tour und gleichzeitig zentrale Achse des früheren barocken Stadtensembles (1).

Die Straße führt von der Schloßkirche, die bereits vor der barocken Neugestaltung (1759– 1764) des ehemaligen Dorfes Woldenhorn zeitgleich mit dem Schloß Ahrensburg (2) (1575– 1595) von der Besitzerfamilie Rantzau errichtet wurde, zum Rondeel (Tour 15).

Entlang dieser Achse reihte sich die gesellschaftliche Ordnung des Gutes, von den Kavaliershäusern der Gutsbeamten und des Pastors am Markt vor der Kirche über die Domizile der Kaufleute bis zu den Häusern der Bauern fern vom prachtvollen Herrenhaus.

Zum adeligen Gut gehörten auch mehrere Wirtschaftsgebäude, von denen die heute private Wassermühle und der Marstall, der heute als Kulturzentrum regelmäßig kostenlose Ausstellungen zeigt, sowie die Bagatelle, eine ehemalige Hofstelle, alle nahe am Schloss, erhalten sind.

Die Schloßkirche (1594–96) mit sterngewölbter Decke ist die Grabkirche der Rantzaus. Ihr Kirchhof wird von zwei Reihen so genannter Gottesbuden gerahmt. Diese Gottesbuden waren von jeher mit einer Stiftung zur Versorgung der Bewohner versehen.

Im Gegenzuge waren die sogenannten »Prövener«, die Bewohner der Gottesbuden, verpflichtet, durch Gartendienste ihre »Pröve«, also die Gabe aus der milden Stiftung zu verdienen. Noch 1856 erhielt der Gärtner Petersen auf diese Weise neben freier Kost und Logis auch »auf herrschaftliche Rechnung […] die Wäsche und seinen [..] Brandwein und Toback«.

Die Miete für die Gottesbuden liegt noch heute in der Höhe, wie sie Peter Rantzau im späten 16. Jahrhundert festgesetzt hat, nämlich bei einem halben Taler (ca. 0,75 Euro) monatlich.

Hirsch und Dachs in urwüchsiger Landschaft
Über die Fritz-Reuter-Straße gelangt man von der Großen Straße zum Radwanderweg am Reesenbüttler Graben, der, vorbei am Naturschutzgebiet Ammersbek-Niederung und durch das Dorf Bünningstedt, Richtung Duvenstedter Brook führt.

Einst wurde der Brook von den Bauern und Gutsherren zur Viehweide, Holznutzung und zum Torfstich genutzt. In den heutigen ausgedehnten und urwüchsigen Naturschutzgebieten Duvenstedter und Hansdorfer Brook (3) leben seltene Pflanzen und Tiere (Tour 11).

Durch die Lappen gegangen 
Durch den Duvenstedter Brook gelangt man über einen kurzen Abstecher entlang der Jersbeker Straße nach Westen zum sehenswerten Gut Jersbek (4), wo ein ausgedehnter Spaziergang lockt.

Die beeindruckenden Alleen stammen noch aus der Barockzeit als Bendix von Ahlefeldt (1678–1757) ab 1726 sein Herrenhaus und den prunkvollen Barockgarten anlegte. Über 500 Meter Länge führt eine vierreihige Lindenallee im Park zum Wald mit den Resten zweier Jagdsterne rechts und links der Hauptachse.

Ein barocker Jagdstern war in Form sternförmig angeordneter Waldschneisen konzipiert. Während der Treibjagd nahm der bedeutendste Jagdgast im Zentrum des Sterns seine Aufstellung und konnte so rundum in alle Schneisen schießen. Die anderen Jagdgäste platzierten sich an den Enden der Schneise und konnten deshalb das Wild nur in jeweils einer Richtung erlegen.

Nicht selten kam es dabei zu Jagdunfällen, wenn die Treiber das Wild im Kreis herum trieben. Damit die Tiere nicht in die freie Feldflur entweichen konnten, wurden am Rande des Waldes bemalte Jagdlappen gespannt. Gelang doch einmal einem Tier die Flucht, so war es »durch die Lappen gegangen«. Von dieser Jagdtradition leitet sich die heutige Redewendung ab.

Ein Ziel des Spaziergangs ist das im Wald liegende mystische Freigrab mit freimaurerischer Symbolik, das Paschen von Cossel (1714–1805), Gutsbesitzer ab 1774, für seine Frau angelegte. Der Weg dahin ist vomÜbergang der Gartenallee in den Waldbereich ausgeschildert.

Zu Märchenschloss und Tiergarten 
Auf dem Weg zurück zur Tourstrecke nach Bargteheide steht an der Jersbeker Straße ein alter reetgedeckter Eiskeller (Tour 6). Eine richtige Eiserfrischung wartet in einer der vielen Bargteheider Einkehrmöglichkeiten.

Hier sind auch die Sprachdusche (5) (Tour 7) und ein Bronzezeitlicher Grabhügel (6) (Tour 6) sehenswert.

Das Schloß Tremsbüttel (1893– 95) mit seinem Park (7) (Tour 13), am Rande der Route, ist mit seinen märchenschlossartigen Türmen heute ein Hotel, das schon viele prominente Gäste, darunter die Beatles, begrüßt hat.

In Tremsbüttel liegt auch ein kleiner Bauerngarten (8) (Tour 13). Im Nordosten Ahrensburgs geht es auf einem Teilstück des Stormarnweges noch einmal durch ein ehemaliges Jagdgebiet, den Tiergarten. Dieser wurde im 19. Jahrhundert als eingefriedetes Sauengehege des Adeligen Gutes Ahrensburg genutzt und lag im Beimoor. Von hier gelangt man bald zum Ausgangspunkt der Tour in Ahrensburg und zu seinen guten Cafés.