06.04.2023

Tatort Stormarn - Teil 6: Die Panzerknacker von Bargteheide

Im Kreisarchiv Stormarn schlummern interessante Kriminalfälle der Vergangenheit, die in Zeitungsartikeln und Fotos dokumentiert sind. Sie bilden die Grundlage für die folgende Serie. Von Betrug bis Mord ist alles dabei.

Tatort Stormarn: Die Panzerknacker von Bargteheide

Beamter der Kriminalpolizei bei Blick in ausgeraubten Tresor, darin Aktenordner: an Tresortür Loch über Schloss vom Aufschweißen, 19. Februar 1965Über dem Griff des Tresors ist ein sauber aufgeschweißtes Loch, dahinter stehen noch einige Aktenordner, die ein Kriminalbeamter begutachtet.

Dieses Foto von Fotograf Raimund Marfels, dessen Nachlass im Kreisarchiv Stormarn vorliegt, zeugt von einigem Geschick der Bankräuber, die in der Nacht zum 19. Februar 1965 den Tresor in der Bargteheider Zweigstelle der Volksbank in der Rathausstraße geöffnet und ausgeraubt haben.

„Mit einer Beute von fast 24 000 Mark waren sie unerkannt entkommen“, schrieben die „Lübecker Nachrichten“ fünf Tage später. Auch das „Stormarner Tageblatt“ berichtete über den aufsehenerregenden Raub, den sie als „verwegenen Einbruch“ beschreiben.

Straßenfront, mit Firmenname: auf Fußgängerweg Frau mit zwei Kindern: im WinterLaut Material im Kreisarchiv war eine Nachbarin am Morgen auf den Hof gekommen. Sie war stutzig geworden, weil sie ungewöhnlich viele Spuren im Schnee gesehen hatte, die alle in den Hof führten und dort an einem Fenster endeten.

Dort hatte sie bemerkt, dass ein Loch im Fenster war. ,,Nahe herangegangen bin ich nicht, denn die ganze Sache kam mir unheimlich vor", erzählte sie damals dem Reporter. Stattdessen ging sie zur gegenüberliegenden Polizeidienststelle und schlug Alarm. „Dann nahmen die Ermittlungen ihren Lauf“, schließt der Artikel.

Nicht alleine im Haus

Direktor Herbert Baumann beim Zählen von Geldscheinen: an Tisch von Sitzgruppe: im Beisein von Mann im Kittel, 19. Februar 1965Demnach waren die Einbrecher nachts in den Hof gekommen und hatten die Scheibe so eingeschlagen, dass sie hindurchgreifen und sie öffnen konnten. „Mit einem mitgebrachten Schweißbrenner schnitten sie das Schloß des großen Tresors heraus und öffneten ihn. Offenbar handelt es sich bei den Tätern um Spezialisten“, vermutete die Zeitung. Auch die Kassenschublade wurde leergeräumt.

Dabei müssen die Täter leise vorgegangen sein, denn sie waren nicht alleine im Haus: Im oberen Geschoss wohnte eine Frau mit ihrem Sohn. „Diese Bewohner haben von dem nächtlichen Einbruch nichts bemerkt.“

„Keine Spur!“, titelte die Zeitung einen Tag später und berichtete, dass die Täter unauffindbar seien. „Sie waren von der Hofseite eingedrungen. Dort hatten sie es verhältnismäßig leicht, da die großflächigen Fenster keine Sicherungen aufwiesen“, erfährt der Leser.

Ein Foto zeigt den geöffneten Geldschrank und davor eine Menge Münzen auf dem Fußboden. Offenbar habe das Kleingeld die Tresorknacker nicht interessiert, mutmaßt der Journalist, „der Boden war mit Markstücken übersät.“

Noch rechtzeitig ausgeraubt

geöffneter Tresor mit Aufbruchspuren: Fotograf der Kriminalpolizei mit Kamera und Stativ bei Aufnahme: Techniker der Spurensicherung bei der Arbeit, 19. Februar 1965Den Bankraub hatten die beiden Täter übrigens noch gerade rechtzeitig begangen: Zwei Tage vor dem Verbrechen hatte die Volksbank beschlossen, den alten Tresor durch einen neuen, schneidsicheren zu ersetzen, bei dem die Panzerknacker keine Chance gehabt hätten.

„Wenn sich die Einbrecher bis zur Lieferung Zeit gelassen hätten, wären sie leer ausgegangen. So muss die Versicherung den Schaden decken“, schrieb das „Stormarner Tageblatt“. „Ein Einbruch in die Zweigstelle Bargteheide der Oldesloer Volksbank eGmbH. lohnt nicht mehr“, versicherte der Journalist nach Lieferung des neuen Geldschranks.

Ob die Täter gefasst wurden, lässt sich den Materialien im Kreisarchiv nicht entnehmen.

Lesen Sie im nächsten Teil in zwei Wochen wie ein Raubüberfall in Großhansdorf 1952 tödlich endete, die Täter gefasst wurden, aber auch die Polizei in der Kritik stand.