28.09.2022

Kreisarchiv bietet Material für Geschichtswettbewerb der Körber-Stiftung an

Monique Maurer und Leif Erik Pöppel stellen Materialien aus dem Kreisarchiv Stormarn für den Geschichtswettbewerb für Schülerinnen und Schüler zur VerfügungDie Körber-Stiftung hat zum 28. Mal den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ausgeschrieben.

In diesem Jahr steht er unter der Überschrift „Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte“ und soll Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, sich für die Geschichte vor der eigenen Haustür zu interessieren.

Die diesjährige Ausschreibung fordert junge Menschen dazu auf, die Wohnverhältnisse der Vergangenheit und ihre Bedeutung für die Gesellschaft der damaligen Zeit zu erforschen.

Das Kreisarchiv Stormarn begleitet den Wettbewerb und stellt Schülern digitale Quellen zur Verfügung, mit dem sie bis 28. Februar 2023 ihre Wettbewerbsbeiträge erarbeiten können.

Kreisarchiv hat Fülle von Material

Hoisdorf, Siedlung Baggerkuhle mit Behelfsheimen, 1963Das Kreisarchiv verfügt über eine Fülle von Material auch zum Thema Wohnen und kann den Schulen damit ein attraktives Angebot machen“, erklärt der Leiter des Kreisarchivs, Stefan Watzlawzik. „Damit machen wir deutlich, dass Geschichte nicht nur weit weg passiert, sondern auch hier in Stormarn.“

Auf diese Weise könne sich die Historie mit der Geschichte der Menschen vor Ort verbinden. Archivmitarbeiter Leif Erik Pöppel, Johann Partuschke und Praktikantin Monique Maurer haben zum Motto des Wettbewerbs eine Vorauswahl getroffen, so dass sie zwei Schwerpunktthemen anbieten können.

Ein Thema könnte der Bau von Baracken, Sammelunterkünften und Schwarzbauten in Hoisdorf nach dem zweiten Weltkrieg sein“, erklärt Pöppel. „In Hoisdorf hat es damals an der Baggerkuhle eine Kolonie von Behelfswohnungen nach Art der Kleingartenkolonie gegeben.“

Damals sei auch die Baracke „Am Anschlag“ entstanden, die erst Unterkunft bot und später einstürzte, weil Teile der Hütte immer wieder als Baumaterial entfernt worden waren.

In den 50er-Jahren entwickelte sich ein Streit darum, ob die Baracke ganz abgerissen werden soll und wem sie gehört. Festgehalten sind die Hintergründe dazu in den Aufzeichnungen im Kreisarchiv.

Zeitzeugenbericht erzählt Geschichte

Hoisdorf, Behelfsheim in der Siedlung Baggerkuhle, 1962Im Kreisarchiv lagern die Protokolle der Fachausschüsse und des Kreistags aus der Zeit, die Akten der Liegenschaftsabteilung, des Bauamts, der Bauaufsicht oder der Vertriebenenstelle“, zählt Pöppel auf. „Es gibt auch einen Zeitzeugenbericht von Dietrich Knaack dazu, den man für eine Arbeit nutzen kann.“

Zur erzählten Geschichte kommen Kartenmaterial, Zeitungsartikel und die umfangreiche Bildersammlung in der Mediendatenbank des Kreisarchivs.

„Das Thema Wohnen lässt sich unter verschiedenen Blickwinkeln betrachten“, erläutert Pöppel, „da kann man das Thema Vertriebene und Geflüchtete in den Blick nehmen, das Leben in den Baracken oder auch die spätere Entwicklung mit der Umwandlung der Behelfsunterkünfte in soliden Wohnraum oder den zwangsweisen Abriss.“

Zweites Thema könnte die Nutzung des ehemaligen Kurheims der Landesversicherungs-Anstalt Hamburg in Reinfeld als Gemeinschaftsunterkunft sein, ergänzt Monique Maurer.

„Ab Ende der 1970er-Jahre gab es Flüchtlinge, die vor allem aus Ghana, Indien, Pakistan, Polen, der Türkei und Vietnam nach Stormarn gekommen sind.“ Untergebracht wurden die Menschen in zwei Gemeinschaftsunterkünften in der Kampstr. 33 und in der Ratzeburger Str. 9 in Bad Oldesloe, hauptsächlich aber im Haupthaus des Reinfelder Kurheims.

„Es war geplant, 60 Flüchtlinge dort unterzubringen und vom DRK zu betreuen, schließlich kam es zu einer Überbelegung.“ Deshalb wurden zwei weitere Gebäude des Kurheims angemietet, um bis zu 130 Flüchtlingen Platz bieten zu können.

In den 1990er-Jahren wurde das Haus abgerissen, um einer Fachhochschule Platz zu machen. „Thema könnte hier unter anderem das Verhältnis von Einheimischen und Zugezogenen sein, das nicht immer konfliktfrei war“, so Pöppel, „dazu gibt es Zeitungsberichte.“

Interessante Projekte für Schulen

Reinfeld, Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende im ehemaligen Kurheim, 1985Die Schüler bekommen das Archivmaterial digital zur Verfügung gestellt und werden von den Mitarbeitern des Kreisarchivs auch bei der Materialbeschaffung zu anderen Themen unterstützt.

„Wir kennen die Bestände und helfen bei der Forschung“, sagt Watzlawzik. Neben dem Kreisarchiv gebe es auch die Archive in den Kommunen und Ämtern, die für eine Recherche genutzt werden könnten. „Unser Ziel ist es, viele interessante Projekte für Schulen anzubieten“, betont Watzlawzik.

„Beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten sollen Familie und Wohnort der Teilnehmer ein Anknüpfungspunkt sein, da sind die Archive der richtige Ort für Recherche.“

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