11.12.2023

Die Zeitung mit dem Hakenkreuz

Leif Erik Pöppel (v.l.), Ivo Köth und Oliver Mesch mit dem Zeitungsschatz aus dem Trittauer AmtsarchivDas Kreisarchiv Stormarn hat die „Stormarnsche Zeitung“ aus den Jahren 1939 bis 1945, die im Trittauer Amtsarchiv liegt, gesichert und online zugänglich gemacht. Hier findet man Weltgeschichte mit lokalem Bezug.

„Deutsche Waffen bezwangen feindliche Lügen“ lautete am 8. August 1942 eine Überschrift in Fraktur unter Adler mit Hakenkreuz.

An anderer Stelle wird im Stormarner Teil zu einer „Kraft-durch-Freude“- Veranstaltung im Gasthaus „Lindenhof“ in Ahrensburg geladen: Die „Stormarnsche Zeitung“ der Jahre 1939 bis 1945 lagerte lange Zeit unentdeckt im Amtsarchiv Trittau.

Eine Anfrage des Kreisarchivs, das auf der Suche nach Zeitdokumenten aus der Zeit des Nationalsozialismus war, beförderte sie zu Tage. Der damalige Amtsarchivar Leif Erik Pöppel wusste um den Bestand im Regal.

„Bei der Stormarnschen Zeitung aus Trittau handelt es sich um eine Original-Quelle aus den Jahren 1939 bis 1945“, erläutert Kreisarchivar Stefan Watzlawzik. Laut Zeitschriftendatenbank (ZDB) ist die „Stormarnsche Zeitung“ damals in Verbindung mit dem „Lübecker Volksboten“ und der „Trittauer Zeitung“ als parteiamtliche Tageszeitung für den Landkreis Stormarn und als Verkündungsblatt der Deutschen Arbeitsfront erschienen.

Solche Quellen seien rar, weil aus diesen Jahren kaum etwas erhalten sei, erklärt Watzlawzik – einzig aus Trittau kam eine Antwort auf die Anfrage. Hier liegt eine historische Zeitung vor, die mehrmals die Woche erschienen sei und durch den lokalen und regionalen Bezug abbilde, was in den Kriegsjahren passiert sei. „Der fast vollständige Bestand ist unglaublich wertvoll, hier wird Weltgeschichte runtergebrochen auf das Lokale“, ergänzt Pöppel.

Lückenschluss bei der Quellenlage

„Für Ehre, Freiheit und Brot“ steht unter anderem auf der Titelseite der „Stormarnsche Zeitung“Rund 740 Ausgaben liegen vor, die großteils gut erhalten sind. „Teilweise sind Gefallenenanzeigen herausgeschnitten worden“, so Watzlawzik, „es gibt einzelne Lücken und Beschädigungen.“

Aber man habe mit der häufig erschienenen Zeitung ein Veröffentlichungsorgan der Partei, das die gesamte Kriegszeit abdecke – der ebenfalls in der NS-Zeit erschienene „Oldesloer Landbote“ war 1943 eingestellt worden.

„Die „Stormarnsche Zeitung“ berichtet beispielsweise vom Attentat auf Hitler 1944 und zeigt das zerstörte Zimmer im Bild.“ Gleich darüber ist ein kurzer Text „Dank des Führers“, wo er denen seine Anerkennung ausspricht, die zu ihm standen. „Wir haben hier einen Lückenschluss, bislang gab es so eine Quelle nicht.“

Das wertvolle Zeitdokument, das einzig in Trittau erhalten ist, soll erhalten bleiben und dennoch öffentlich zugänglich gemacht werden. „Die „Stormarnsche Zeitung“ ist kein Massenmedium, es muss als Unikat geschützt werden“, betont Watzlawzik.

“Um die Originale zu sichern, wurden sie in der Datenbank es Kreisarchivs einzeln gelistet und anschließend restauriert und eingescannt. Der Original-Bestand bleibt im Amtsarchiv Trittau, für das Ivo Köth zuständig ist, lesen kann die „Stormarnsche Zeitung“ dank der Digitalisierung jetzt jeder in der Datenbank des Kreisarchivs.

„Online besteht ein leichterer Zugang, damit kann die Auswertung beginnen. Wir verfügen jetzt über eine Quelle, die beispielsweise direkt bei den Schulen genutzt werden könnte“, sagt Watzlawzik.

Mehrwert für den ganzen Kreis

Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch begrüßt den Schritt – auch er war einst Amtsarchivar in Trittau. „Das Kreisarchiv hat mit der Restaurierung und Digitalisierung eine wertvolle Arbeit geleistet.“, erklärt er. „Mein Dank gilt dem Kreisarchiv.“

Das Projekt sei ein Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit. „Die Zeitung erlebt dadurch eine optimale Verbreitung; die Voraussetzung, um damit arbeiten zu können.“ Als „Win-win-Situation“, bezeichnet auch Pöppel, der mittlerweile im Kreisarchiv tätig ist, die Digitalisierung.

„Das hat einen Mehrwert für den ganzen Kreis und beweist die gute Kooperation der Archive auf allen Ebenen.“ Neben Amts- und Kreisarchiv wird die Trittauer Quelle künftig auch über die Deutsche Digitale Bibliothek einsehbar sein.