Den Wandel geschlechtergerecht gestalten
Fachkonferenz des Netzwerks Frauen der Metropolregion Hamburg
Welche Herausforderungen stellen sich für eine geschlechtergerechte Politik vor Ort angesichts der Anforderungen an Arbeitszeitmodelle, Mobilität und den Umgang mit Klimafolgen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz des Netzwerks Frauen der Metropolregion Hamburg, bei der rund 150 Teilnehmende konkrete Ansätze für eine gleichstellungsorientierte Praxis entwickelten.
Eröffnet wurde die Konferenz im Schloss Reinbek mit einem Impuls aus dem Vierten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung durch Prof. Dr. Silke Bothfeld, Vorsitzende der Sachverständigenkommission, nach Grußworten des Landrates Dr. Henning Görtz und des Bürgermeisters Reinbeks Björn Warmer. Sie stellte zentrale Erkenntnisse aus dem Bericht vor und unterstrich die Relevanz geschlechterdifferenzierter Perspektiven in Transformationsprozessen. Dazu sagte sie: „Das Geschlechterverhältnis spielt überall dort eine Rolle, wo politisch gesteuert werden soll, erst recht bei gesellschaftspolitischen Großprojekten wie der sozial-ökologischen Transformation. Frauen sind nicht nur in vielerlei Hinsicht von den klimatischen Veränderungen und deren Folgewirkungen besonders betroffen. Vielmehr prägt oder verändert jede politische Maßnahme das Geschlechterverhältnis immer auch indirekt. Außerdem liegt ein großes und bislang ungenutztes Potential darin, mehr Frauen als Gestalterinnen und Verantwortliche beim Umwelt- und Klimaschutz zu gewinnen.“
Daran anschließend stelle Dr. Sabine Reiner von der Gewerkschaft ver.di die ver.di-Arbeitszeitbefragung vor und richtete den Fokus auf den Handlungsbedarf zur Flexibilisierung heutiger Arbeitszeitmodelle. Sie betonte: „Zur Bewältigung von demografischem Wandel und Fachkräfteknappheit sind bessere Arbeitsbedingungen notwendig. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten im öffentlichen Dienst geht davon aus, dass sie unter den gegebenen Bedingungen an ihrem Arbeitsplatz nicht ohne Einschränkungen bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters arbeiten können. In Bereichen wie Kitas, Sozialeinrichtungen, Gesundheit und Pflege, in denen viele Frauen arbeiten, ist der Anteil besonders hoch.“
Am Nachmittag arbeiteten die Teilnehmenden in fünf Workshops zu konkreten Handlungsfeldern mit regionalem Bezug. Ziel war es, neue Impulse für die Umsetzung gleichstellungspolitischer Maßnahmen vor Ort zu gewinnen:
Am Beispiel des Kreises Pinneberg ging es um ein Modell zur integrierten Sozialplanung. Diskutiert wurde die Implementierung sowie partizipative Methoden zur Verstetigung von Gleichstellungs-perspektiven in kommunalen Planungen. Der zweite Workshop widmete sich den Potenzialen geschlechtergerechter Mobilität und wie durch eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums die Lebensqualität besonders für betreuende Personen und Kinder verbessert werden kann. Ebenfalls thematisiert wurde die geschlechterdifferenzierter Perspektive für die Anpassung an die Klimafolgen. Basierend auf dem Konzept von Reinbek, Glinde und Wentorf wurden Maßnahmen identifiziert, wie Frauen künftig besser vor Klimafolgen geschützt werden können. Auch der Vierte Gleichstellungsbericht wurde als Werkzeug für die kommunale Gleichstellungsarbeit analysiert. Die Teilnehmenden entwickelten Ansätze zur Übertragung der bundespolitischen Erkenntnisse in die Arbeit vor Ort. Wie tarifliche Arbeitszeitregelungen angesichts des Fachkräftebedarfs und dem Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sorgesensibel und geschlechtergerecht ausgestaltet werden können, war ebenfalls Thema eines Workshops. Die Ergebnisse der Workshops fließen in die weitere Arbeit des Netzwerks Frauen ein.